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    Rad der Zeit
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Rad der Zeit
    Von Carsten Baumgardt

    „Das Thema Buddhismus ist mir von Natur aus fremd. Ich meine damit, dass ich aus einer anderen Kultur stamme und nie das Bedürfnis hatte, in einem anderen Kulturkreis Religionstourismus zu betreiben.“ Autorenfilmer Werner Herzog war zunächst sehr skeptisch als die buddhistische Gemeinde Graz mit dem Wunsch an ihn herantrat, die erste Kalachakra-Initiation auf europäischem Boden zu filmen. Doch der Regie-Exzentriker, der sich seit dem Ende der legendären Zusammenarbeit mit Klaus Klauski („Aguirre, der Zorn Gottes“, „Nosferatu - Das Phantom der Nacht“, „Woyzeck“, „Fitzcarraldo", „Cobra Verde“, „Mein liebster Feind") noch mehr als früher auf Dokumentationen (u. a. „Gasherbrum - Der leuchtende Berg", „La Soufriere") festgelegt hat, nahm die Herausforderung an, einen Film über den Buddhismus zu drehen. Allerdings wäre Herzog nicht Herzog, wenn er sich nicht eine extravagante Perspektive verschafft hätte. So nahm der Münchner Filmemacher mit einem kleinen Drei-Mann-Team ein Jahr vor der Zeremonie in Österreich bei dem weit authentischeren Ritual im indischen Bodh Gaya teil. Der Dalai Lama [1.] persönlich erlaubte erstmals einem Kamerateam, der wichtigsten Feierlichkeit des buddhistischen Glaubens beizuwohnen. Um diese beiden Ereignisse herum baut Herzog seine faszinierende und bildgewaltige Dokumentation „Rad der Zeit“.

    Rund 300 Millionen Menschen gehören weltweit dem buddhistischen Glauben an. Eine halbe Million Pilger versammelte sich im Jahr 2002 zu dem Initiationsritual in Bodh Gaya. Herzog mischt sich mitten unter die Gläubigen, beobachtet das bunte, den westlichen Augen fremde Treiben und hakt nach, wenn ihm etwas Besonderes ins Auge fällt. So berichtet ein Pilger etwa, dass er ganze vier Jahre benötigte, um Bodh Gaya zu erreichen - und den Dalai Lama das erste Mal mit eigenen Augen zu erblicken. Er legte 4100 Kilometer ausschließlich in Form der Niederwerfung zurück, was auch an seinem Körper unübersehbare Spuren hinterlassen hat. Ein anderer erzählt beispielsweise, dass er 30 Jahre lang im Gefängnis gesessen habe, nur weil er „Free Tibet“ propagiert hatte.

    Das Herzstück der Kalachakra-Initiation bildet das riesige, kunstvolle Sandmandala [2.], das Rad der Zeit, das von 18 Mönchen in 18 Stunden ohne Unterbrechung erstellt wird. Dieses Bild symbolisiert die innere Initiation [3.], die Bewusstwerdung des Glaubens. Nach Ende des Rituals wird es einfach vom Dalai Lama zerstört, weil es seinen Zweck erfüllt hat - eine sehr pragmatische Vorgehensweise. Die Zeremonie von Bodh Gaya wurde von einer Krankheit des Dalai Lamas, der dennoch Witz und Schlagfertigkeit durchblicken lässt, überschattet. Die Pilger waren in steter Aufruhr, ob es ihr Oberhaupt gesundheitlich schafft, die wichtigsten Rituale selbst durchzuführen. So war eine deutliche Enttäuschung unter den Gläubigen zu spüren, als sich herausstellte, dass die vorübergehende Krankheit dies nicht erlaubte. Aber ein Jahr später in Graz holte er es nach.

    Herzog und sein Kameramann Peter Zeitlinger tauchen ein in die farbenfrohe Menge, sind ganz nah dran und vermitteln so die faszinierende Atmosphäre der Massenveranstaltung und liefern teils meditative, berauschende Bildkompositionen - untermalt von hypnotischen Klängen (u. a. von Popol Vuh). Da der Regisseur unbedingt in Tibet am heiligen Berg Kailash drehen wollte, ließ er sich in alter Guerilla-Manier wieder etwas einfallen, da er keine Drehgenehmigung bekam. Herzog schmuggelte eine kleine Digitalkamera ein und filmte heimlich. Dabei entstanden einige der atmosphärischsten Aufnahmen der Dokumentation. Er hatte Glück, dass zum „Jahr des Pferdes“, das nur alle zwölf Jahre eintritt, besonders viele Pilger vor Ort waren, um den heiligen Berg zu umwandern.

    „Rad der Zeit“ ist keine Erklärung und Aufschlüsselung des buddhistischen Glaubens. Der Film kann und will dies nicht leisten. Herzog, dem hier sein Hang zum Mystischen und Mythischen entgegenkommt, nähert sich an, dokumentiert, versieht seine Bilder mit einem minimalistischen, selbst gesprochenen Kommentar. Das fördert zwar die Tragkraft der Impressionen, aber das ein oder andere Mal hätte sich der Zuschauer mehr Hintergrundinformationen gewünscht.

    Nach den beiden Stationen Bodh Gaya/Indien und Kailash/Tibet widmet sich Herzog im letzten Drittel des Films seiner ursprünglichen Aufgabe: der Kalachakra-Initiation in Graz. „Ich hatte das Gefühl, dass Graz allein, mit westlichen Buddhisten aus hauptsächlich der Schweiz und Österreich, ein verzerrtes Bild ergibt. Ich meine, dass Buddhismus naturgegeben in den asiatischen Raum hineingehört und mit der Kultur dort zu tun hat“, so Herzog. Dass ihm das Ritual in der Grazer Stadthalle fremd und deplaziert erscheint, ist der Inszenierung deutlich anzumerken. Dieser Bruch ist nicht zu übersehen, der eigentliche Sinn des Buddhismus wird verwässert. Unverblümt nimmt der Dalai Lama so direkt wie selten zuvor dazu Stellung: „Bleibt in eurer Kultur, bleibt in der Religion, die euch kulturell zugehörig ist. Aber studiert den Buddhismus, denkt euch in die Denkweise hinein.“

    Um seinen Film nicht in diesem trostlosen Kontrast der Grazer Eindrücke enden zu lassen, kehrt Herzog noch einmal an den Ursprung zurück und zeigt ein einprägsames Bild von einem einsamen Mönch, der das Ende der Kalachakra-Zeremonie wohl verpasst hat oder es nicht wahrhaben will. „Ob der die Glückseligkeit in der Meditation erreicht hat?“, fragt Herzog. Und dem Zuschauer schwant natürlich die Erkenntnis, dass dies nur eine rhetorische Frage war...

    Glossar

    1. Dalai Lama [Mongol.-Tib.]: Wörtlich „Lehrer, dessen Weisheit so groß wie der Ozean ist“; ein vom Mongolenfürst Altan Khan (1578) dem Oberhaupt der Gelugpa-Schule des tibetischen Buddhismus verliehener Ehrentitel. Der gegenwärtige, seit 1959 im Exil in Indien lebende 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wurde 1935 geboren.

    2. Mandala [Tib.]: Wörtlich „Kreis“, äußerlich die bildliche oder symbolische Darstellung einer Gottheit, umringt von verschiedenen Helfern oder Beschützern. Das bekannteste Mandala ist das zwölfgliedrige Lebensrad, mit dem die bedingte Entstehung dargestellt wird. Mandalas werden im Tantra innerlich visualisiert oder in den höheren Tantras direkt erschaut.

    3. Initiation: Im Allgemeinen ist eine Initiation eine Einführung in eine spirituelle Praxis auf der inneren Ebene. Ein wahrer Meister überträgt in Meditation einen Teil seiner seelischen Kraft als Gnade auf den Schüler. Je nach Empfänglichkeit hat der Schüler eine tiefe innere Erfahrung, die ihn auf seinem Weg zur Erleuchtung anspornt und hilft. Ohne die Initiation und die damit verbundene innere Führung eines kompetenten Meisters, kann sich der Suchende nicht in den inneren Welten zurechtfinden, oder findet erst gar keinen Zutritt.

    Quelle: „Glossar wichtiger buddhistischer Begriffe“ aus „Der Spiel-Raum der Leerheit“ von Karl-Heinz Brodbeck, Solothurn-Düsseldorf 1995

    >>>Laurens Straub im Gespräch mit Werner Herzog<<<

    Wie kamen Sie dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

    Das Thema Buddhismus ist mir von Natur aus fremd. Ich meine damit, dass ich aus einer anderen Kultur stamme und nie das Bedürfnis hatte, in einem anderen Kulturkreis Religionstourismus zu betreiben.

    Das Projekt Kalachakra wurde von einer Gruppe Buddhisten aus Graz in Österreich an mich herangetragen. Diese kleine aber sehr aktive Gruppe hat es damals geschafft, den Dalai Lama zu einer Kalachakra Initiation nach Graz einzuladen. Normalerweise finden diese Ereignisse nur dann statt, wenn seine Heiligkeit der Dalai Lama einen Ort auf der Welt dafür bestimmt und die Initiationsriten auch selbst leitet. Manfred Klell, Dozent für Thermodynamik an der Universität Graz und einer der österreichischen Buddhisten, wollte unbedingt, dass ich die Kalachakra Initiation in Graz filme.

    Anfangs nahm ich eine Abwehrhaltung ein, da mein Wissen über den Buddhismus nur rudimentär ist. Ich konnte mir relativ wenig vorstellen, was in Graz genau passieren sollte, weil es auch sehr spirituelle Ereignisse sind, die sich im geistigen Bereich der Gläubigen abspielen. Mir wurde ein Amateurvideo von einer früheren Kalachakra Initiation gezeigt, das mich sehr beeindruckt hat. Ich hatte etwas gesehen, was man nicht alle Tage sieht: so satt an Leben, Gesichtern, Ereignissen und Geschichten - dass ich mich da heranwagen wollte.

    Außerdem gab es Signale vom Büro des Dalai Lama selbst, der offensichtlich gewünscht hatte, dass ich diesen Film mache. Ich weiß nicht, wie das zustande kam, aber ich vermute, dass der Dalai Lama ein großer Kinofreund ist.

    Für mich war schnell klar, dass ich weit über Graz hinausgreifend auch die davor liegende Kalachakra Initiation in Bodh Gaya und auf dem heiligen Berg Kailash drehen wollte.

    Wie haben Sie sich vorbereitet?

    Die Gruppe aus Graz hat die Logistik organisiert und die technischen Vorbereitungen vor Ort getroffen. Ich habe versucht, mich einigermaßen sachkundig zu machen. Selbst nach einiger Lektüre war ich mit dem Buddhismus nach wie vor nicht sehr eng vertraut. Ich wusste, dass zu dieser Initiation in Bodh Gaya eine halbe Million Buddhisten aus aller Welt erwartet werden und es ein ganz außergewöhnliches Ereignis werden wird. Ich habe mich darauf eingerichtet, dass es sehr physisch werden würde, ein unglaubliches Fleischpressen, vielleicht sogar auch Panik und Menschen, die übereinander trampeln. Mir war klar: Das konnte nur Peter Zeitlinger filmen, ein sehr handfester Kameramann aus Österreich, ein früherer Eishockeyspieler. Er war sehr unerschrocken und stellte sich immer Mitten ins Chaos hinein.

    Ich hatte das Gefühl, dass Graz allein, mit westlichen Buddhisten aus hauptsächlich der Schweiz und Österreich, ein verzerrtes Bild ergibt. Ich meine, dass Buddhismus naturgegeben in den asiatischen Raum hineingehört und mit der Kultur dort zu tun hat. So war es ein besonderer Glücksfall am Berg Kailash im Mai 2002 im „Jahr des Pferdes“, das es nur alle 12 Jahre gibt und für die Pilger besonders glücksverheißend ist, drehen zu können. Wir wussten, dass am Tag des Geburtstages und der Erleuchtung Buddhas hunderttausend Pilger dort sein werden. Das wollte ich auf jeden Fall filmen und nicht nur die handvoll Gläubigen, die über das Jahr verteilt den Berg Kailash umwandern.

    Zitieren Sie mit Ihrem Film auch den Dalai Lama, der davor warnt, die Kulturen zu sehr zu exportieren?

    Ja, das ist richtig. Der Dalai Lama spricht seit Jahren ganz offen und unverblümt davon: Bleibt in eurer Kultur, bleibt in der Religion, die euch kulturell zugehörig ist. Aber studiert den Buddhismus, denkt euch in die Denkweise hinein. Eine klare Erkenntnis, die er so deutlich wie niemand sonst ausspricht. Das Kennen lernen des andren - vor allem das religiöse Empfinden des anderen zu erfahren - ist der einzige dauerhafte Garant für die Erhaltung des Friedens.

    Seine Heiligkeit der Dalai Lama ist ein zutiefst philosophischer Mann mit einer erstaunlich klaren und zukunftorientierten Weltsicht, die er außergewöhnlich artikulierten kann. Ein großer Lehrer und darüber hinaus, wie ihn die westliche Welt auch mitbekommt, ein sehr warmherziger Mensch, der sehr gerne lacht. Er ist ein großer Macher, der sich unglaublich freuen kann. Das war immer sehr angenehm.

    Was mich beeindruckt hat, waren die stundenlangen buddhistischen Instruktionen, die er in Graz gab. Besonders seine Äußerungen über die zentrale Frage der „Leere“ im Buddhismus - „Emptiness“ - was nicht zu verwechseln ist, mit dem „Nichts“, das in der westlichen Philosophie immer wieder auftaucht. Sondern die Leere, die eigentlich die tatsächliche und endgültige Realität aller Dinge für die Buddhisten ist. Wie er sich darüber äußert, ist absolut erstaunlich.

    Wir hatten im Grunde das „Privileg“, dass wir ihm ganz nahe rücken durften. Beispielsweise als er die ersten Linien des Mandalas zog, konnten wir ihm direkt über die Schulter filmen. Er lachte und nickte und zu. Er gab uns das Gefühl, dass wir das ohne Scheu tun können. Es ist nicht so von einer Heiligkeit umgeben und von strengem dogmatischem Ritual, wie wir das vom Katholizismus her kennen. Der Buddhismus ist auch eine Alltagsform, eine Lebensweise, ähnlich dem Islam, der auch das Alltagsleben mehr bestimmt, als christliche Doktrinen. Und insofern hatten wir am Ende des Films ein fast physisches Verhältnis zu ihm. Die Kamera war fast einer der ihm assistierenden Mönche.

    Wie nah ist der Film an Ihnen dran?

    Ich wusste an Ort und Stelle sofort, dass es im Grunde ein Thema ist, das mich brennend fasziniert. Aus dieser körperlichen Faszination ist der Film stilistisch entstanden. Es gibt keine Einstellung wo die Kamera auf einem Stativ steht und aus der Ferne einen unglaublichen, fieberhaften Auflauf von Begeisterten zeigt. Sondern die Kamera pflügt sich mitten hinein. Es ist körperlich mutig vom Kameramann. Ich war meistens am Boden und habe versucht die andrängenden Massen wenigstens einen Meter von der Kamera fernzuhalten.

    In Tibet haben wir keine Drehgenehmigung von den chinesischen Behörden bekommen. Ich bin im letzten Moment von Thailand nach Katmandu geflogen und Tag und Nacht mit dem Jeep weiter gefahren, kam also direkt von Seehöhe auf den Berg. Ich hatte nur eine kleine digitale Kamera dabei, weil ich damit von den Touristen nicht unterscheidbar war. Aus der Not dieser Situation heraus, habe ich den gesamten Tibetteil selbst gedreht.

    Die Entfernung von Katmandu aus darf man nicht nur in Kilometer messen. Da es fast keine Straßen gibt, muss man sich über Stock und Stein durchschlagen. Die Pilger sind ja die Höhe gewohnt und haben ein sehr schnelles Tempo vorgelegt, so dass ich schon ziemlich gekeucht habe. Die Szenen mit den Pilgern, die über Land kommen und die durch Gebirgsbäche in 5000 Meter Höhe weiterhin ihre Niederwerfungen machen, das ist alles in Tibet von mir gedreht.

    Wie haben Sie es geschafft, so nahe an die Pilger heranrücken zu können?

    Manchmal waren sie es ja, die an mich heranrückten, weil nicht mehr Platz war. Ich war praktisch nur ein Hindernis auf ihrem Weg. Ich glaube, dass ich ein direktes, sehr schnell herstellbares Verhältnis zu den Menschen vor der Kamera etablieren kann. Vielleicht einer der schönsten Augenblicke: Am Schluss zeigt der Film, als wäre es eine Metapher für das buddhistische Konzept der Leere, die hunderttausend Sitzkissen, die übrig geblieben sind. Man sieht auf einmal noch einen Mönch, der betet, bis die Kamera ganz nah an seinem Gesicht ist und er weiter flüstert. Ich fragte mich auch, ob ich so nahe an einen Betenden heranrücken darf und bin zuerst ohne Kamera hingegangen. Während er weiter betete nickte er uns zu und da wusste ich, dass wir so nahe an ihn heran dürfen. Das ist immer eine heikle Frage, wie weit man die Intimität durchbrechen darf. Klar war, die Würde dieses Mönchs wird nicht angetastet. Er hatte auch eine solch unglaubliche Ausstrahlung, dass ich mir alles billige Kamerageschwenke um ihn herum verboten hätte.

    Die große Frage ist, wie kann man Spiritualität darstellen?

    Ein ähnliches Problem hatte ich bei einem früheren Film, als die Seele Russlands in 60 Minuten dargestellt werden sollte. Wie macht man das? Mit diesem Film hatte ich schon eine Vorbereitung auf das, was bei RAD DER ZEIT kommen würde. Obwohl das ganz andere Verhältnisse, Gesichter und Rituale waren.

    Ich glaube, es ist bei RAD DER ZEIT gelungen, die Spiritualität darzustellen - gar nicht so sehr durch das, was ich gemacht habe, sondern durch das, was wir vorgefunden haben: eine solche Intensität, Glaubwürdigkeit und Würde. Selbst wenn man ein Dummkopf wäre und nicht weiß was man zu machen hat, könnte man es nicht ganz falsch machen.

    Gibt es eine Verbindung von RAD DER ZEIT zu Ihren anderen Filmen?

    Es gibt sicher zwischen fast allen meinen Filmen Querverbindungen. Das ist so, als hätte ich an einem großen Film gearbeitet und letztlich schwebt mir auch vor, dass ich irgendwann aus allem was ich gemacht habe einen großen Film zusammenbaue. Es ist so als wäre es ein großes Gebäude an dem ich letztlich arbeite.

    Der Film gehört sicherlich zu dem, was mir auch sehr nahe liegt. Es geht um etwas, das ich immer gesucht habe, in allen Filmen - eine Wahrheit, die etwas Tieferes ist. Cinema Verité nimmt ja in Anspruch, dass es die Wahrheit zeigt. Aber es ist im Grunde genommen nichts anderes als eine Oberflächenschicht von Wahrheit. Ich habe mich immer gegen das Cinema Verité gewandt, mit dem Argument, dass es nichts weiter sei, als die Wahrheit der Buchhalter - das hat große Kontroversen gegeben.

    Aber was ich versuche zu machen, ist eine tiefere Wahrheit, die in Bildern und im Kino stecken kann, so ähnlich wie auch in der Dichtung. Ich nenne das eine ekstatische Wahrheit, eine ganz andere, viel tiefere Schicht, um tiefe spirituelle Wahrheit in Bilder umzusetzen. Das hat mich eigentlich immer schon beschäftigt. Es ist nicht Neuland das ich da betrete.

    Hat Sie der Film zum Buddhisten gemacht?

    Die Arbeit an RAD DER ZEIT hat mich nicht zum Buddhisten gemacht. Ich gehöre nicht zu den Religionstouristen. Ich meine auch, dass ich zu sehr in der Kultur aus der ich komme, verwurzelt bin. Ich rede nicht von der deutschen Kultur, sondern von einer bayerischen, barocken, sehr viel handgreiflicheren Kultur. Ich zitiere gerne Ludwig II., mit seinen Träumen und den Schlössern. Außer mir hätte es nur einen gegeben, der „Fitzcarraldo“ hätte machen können und das wäre Ludwig II. gewesen. Insofern bin ich zu sehr determiniert durch meine eigene Kultur.

    Quelle, Interview: www.radderzeit-derfilm.de

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