Während das dinosaurierbegeisterte Paläontologenpärchen Dr. Grant (Sam Neill) und Dr. Sattler (Laura Dern) Amerikas Fossilienfundgruben abgrasen, errichtet der millionenschwere Unternehmer John Hammond (Richard Attenborough) auf einer südamerikanischen Insel einen kostenaufwendigen Freizeitpark. Doch für dieses Projekt braucht er den Segen von Experten, von Paläontologen. Er lässt die beiden zusammen mit dem eigenwilligen Mathematiker Dr. Malcolm (Jeff Goldblum) auf die Insel fliegen und führt ihnen voller Stolz seine außergewöhnliche Attraktion vor: ein Park mit Dinosauriern, die dank einer urzeitlichen DNA zum Leben erweckt wurden. Doch bei der ersten Generalprobe der scheinbar perfekten Sensation geht etwas schief, denn Dinos und Menschen handeln jeweils nicht so, wie es sich Hammond vorgestellt und ausgemalt hatte...
„Jurassic Park", der Blockbuster des Jahres 1993, ist ein wesentlich ambitionierteres Unterfangen, als es anfangs den Anschein hat. Denn seine große Stärke liegt nicht nur in den unbestritten vorhandenen erzählerischen und unterhaltungstechnischen Qualitäten. Lobenswert darf nämlich vor allem der Versuch genannt werden, Gedankenanstöße wissenschaftlicher und ethischer Natur vermitteln zu wollen. Nicht wenige halten diesen Part für überflüssig, werfen Regisseur Steven Spielberg wie so oft vereinfachende Naivität vor und wissen dadurch das Action-Abenteuer gerade da anzugreifen, wo die meisten Filme dieses Genres am schwächsten sind. Es wäre ein leichtes, „Jurassic Park" auf seine wissenschaftliche Glaubwürdigkeit hin zu sezieren und zu zerreißen. Oder seine ethisch-moralischen Gedankengänge als unnötigen, weltfremden Ballast abzutun. Vielmehr sollte man aber dankbar sein, dass es im Dickicht all dieser zynischen Actionfilme noch jemand wagt, einfache Fragen zu stellen und ethische Grundsätze zu vermitteln. Durchaus ernsthaft nimmt sich das Werk der Thematik und Frage an, welche Folgen es hätte, würde der Mensch allzu gravierend in die Natur eingreifen. Die Ideen hinter dem Dino-Blockbuster sind dabei innovativ und entbehren eines gewissen Anspruches nicht.
„Jurassic Park" profitiert in diesem Sinne natürlich auch von einer erstklassigen Buchvorlage und dem Luxus, Michael Crichton gleich als Drehbuchautor mit an Bord zu haben. Den Stellenwert von „Jurassic Park" untermauert schon die Tatsache, dass bei jeder erdenklichen Crichton-Verfilmung, wie die eher missratenen „Der 13. Krieger" und „Timeline" erwähnt wird: vom Autor von „Jurassic Park". Die Moral der Geschichte ist einfach, die wissenschaftlichen Erklärungen sind es auch, aber dafür versteht es auch jeder normale Kinogänger und braucht sich nicht im falschen Film zu wähnen. Auf vorgeblichen pseudo-intellektuellen Tiefgang verzichten Crichton und Spielberg. Anstatt dessen lassen sie die Bilder für sich sprechen und die Geschichte sich redlich konsequent entwickeln, was hier den nötigen Tiefgang von selbst herzustellen vermag. Auf Grund seiner Thematik kann der Film zum Nachdenken anregen und dank einer geschickten, humoristisch unterlegten Dialogwahl wirkt der Anspruch nie platt. Trotzdem ist „Jurassic Park" in erster Linie ein sehr unterhaltsamer, dramaturgisch perfekt inszenierter Blockbuster. Auch wenn viele seine intellektuellen Fähigkeiten in Frage stellen und stundenlang darüber diskutieren, mokieren und referieren könnten, ein begnadeter Erzähler ist Spielberg nun halt doch.
Was „Jurassic Park" an Spannung zu bieten hat, das macht so schnell kein anderer Thriller nach. Dabei wird hier in erster Linie eine Abenteuergeschichte mit Science-Fiction-Einschlag erzählt und kein Psychothriller zum Besten gegeben. Zwar baut sich die Story gemächlich auf und am Anfang mag man nicht viel von der hier beschworenen Spannung empfinden, doch ist die Situation erst einmal eskaliert, steigt der Nervenkitzel kontinuierlich in ungeahnte Höhen an und lässt den Zuschauer bis zum Schluss nicht mehr los. Die gelungene Figurenzeichnung, zwar immer nah an Klischeevorbildern, sorgt dank guter Darsteller für eine Identifikation mit den Protagonisten, sodass einem die Schicksale der Helden nicht egal sind. Die zweite Garde Hollywoods macht ihre Sache gut und kann mehr überzeugen als so mancher hochdotierter Superstar in diversen anderen Starvehikeln.
Insbesondere sticht Richard Attenborough hervor, der seine materialistisch anmutende Figur sympathisch und idealistisch genug anlegt, um nicht als Bösewicht oder Buhmann zu dienen, wie es in manch anderem Genrevertreter der Fall gewesen wäre. Spaß macht auch Jeff Goldblum als notorisch nörgelnder Zyniker, womit etwas Identifikationspotenzial für all die sarkastisch Angehauchten und jenen, die mit Spielbergs im Allgemeinen versöhnlichen Helden nichts anfangen können, geboten wird. Genauso überzeugt Sam Neill als Feind aller Kinder, wobei es bei einer Beteiligung von zwei Kindern natürlich nicht anders kommen kann, als dass er zur Kinderliebe bekehrt werden würde. Am vorbildlichen Gedanken etwas Kinderfreundlichkeit auf die Leinwand zu bannen ist an sich nichts Verwerfliches, gehört hier aber zu den Schwachpunkten des Filmes. Denn des Zuschauers Kinderfreundlichkeit wird dank nervender Einlagen mehr strapaziert als forciert.
Die Kinder, sie scheinen zu wissen, wie sie nicht nur Sam Neill, sondern auch die Zuschauer zum Augenrollen bringen. Joseph Mazzello als altkluger, sehr klischeehafter Knirps kann zwar noch einigermaßen überzeugen, während die Performance von Ariana Richards arg an den Nerven zehrt und mit dafür sorgt, dass sich der ein oder andere Zuschauer aus ganz undankbaren Gründen in den Sessel festkrallt. Die Idee, die Kinder auch immer dort einzufügen, wo es ohnehin brenzlig wird und diese dann entsprechend dumme Sachen fabrizieren zu lassen, zeugt dabei auch nicht gerade vom höchsten Maß an Kreativität. Aber dieser etwas bequeme Kniff funktioniert zumindest insoweit, dass sich der Zuschauer nun vor Spannung und Furcht um seine Helden in den Sessel krallt. Somit sind die Kinder ganz zweckdienlich, kurbeln die Spannung mit an und sorgen dafür, dass der T-Rex die Fährte der Protagonisten so schnell nicht verliert.
Mittlerweile ist der effekterprobte Zuschauer so einiges gewohnt und nicht mehr leicht vom Hocker zu reißen, aber die tricktechnischen Kreationen von „Jurassic Park" können auch heute noch überzeugen. Der künstliche Ursprung der Dinosaurier lässt sich zwar deutlich feststellen, überzeugend fügen sie sich aber nichtsdestotrotz in ein weitgehend stimmiges Gesamtbild ein. Vor allem, weil die Dinos klugerweise nicht zu oft und zu lange gezeigt werden. Wie bei „Alien" entwickelt sich hier das höchste Maß an Spannung gerade in den Szenen, wo nicht allzu viel zu sehen, aber dafür umso mehr zu erahnen ist. Die sich ständig steigernde Spannung gipfelt in einem ausgezeichneten Finale, wo Spielberg noch einmal alle Register der damaligen Tricktechnik und seines Könnens zu ziehen weiß. Überhaupt kann das spannende Finale in nahezu allen Belangen überzeugen und bietet dem Zuschauer gar eine ironisch-zynische Pointe, die vom versöhnlichen Regievirtuosen so nicht zu erwarten war. Wer immer sich den Film noch mal oder erstmals anschauen will, sollte nämlich auf den Schriftzug jenes Banners achten, welcher beim Wüten einiger uns bekannter Urtiere im Hauptgebäude vom Dache trudelt.
Die inszenatorische Qualität des Films ist tadellos. Denn Spielberg und sein eingespieltes Team sind da - wie immer - über jeden Zweifel erhaben. John Williams Musik mag dem ein oder anderen vielleicht etwas zu pathetisch geraten sein, unterstreicht Ambiente und Stimmung aber jeweils einwandfrei. An Schnitt, Kamera- und Regieführung ließe sich genauso wenig etwas aussetzen, sodass dem Zuschauer im Grunde perfektes Unterhaltungskino geboten wird. Vielen ist das nicht genug und so mancher ist Steven Spielbergs naiver Moralkitsch ein Dorn im Auge und nicht wenige verlangen auf Grund seines Rufes gleich einen intellektuellen Wissenschaftsdiskurs mit, doch damit tut man dem begnadeten Unterhalter unrecht und missversteht noch dazu seine Filme und Absichten im Allgemeinen und „Jurassic Park" im Besonderen. Eine real wirkende Science-Fiction-Parabel mit abenteuerlichem Touch wollte er wohl kaum kreieren, sondern eher einen phantasievollen Abenteuerfilm mit einer zum Nachdenken anregenden Grundhaltung. Das ist lobenswert, darf gelungen genannt werden und macht diesen Film nur besser, als er ohnehin schon ist.