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    James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie
    Von Deike Stagge

    Was macht einen guten Bond-Film aus? Die Bewertungskriterien bewegen sich sicher zwischen einem spektakulären Intro, einem schönen Titelsong, mehreren heißen Bond-Girls, knallharter Action, überdeutlichem Product Placement und dem perfiden Plan eines überbösen Antagonisten. Wie verhält sich das bei „Der Morgen stirbt nie“?

    Das erste Kriterium kann in diesem Bond-Abenteuer eine Höchstnote buchen: Agent James Bond (Pierce Brosnan) spioniert einen terroristischen Waffenmarkt in Russland aus. Als die britische Armee schon mal voreilig den Abschussknopf einer Rakete drückt, um alle Anwesenden auszulöschen, stellt sich heraus, dass ein Nuklearsprengkopf vor Ort ist, der alles Leben im Umkreis bedroht. Ohne eine Schweißperle zu investieren, bringt 007 das natürlich schnell wieder in Ordnung und lässt das Action-verwöhnte Herz des Zuschauers dabei höher schlagen, noch bevor Sheryl Crow zärtlich ihr erstes „Tomorrow never dies“ ins Mikrofon haucht. Danach entwickelt sich der Hauptplot. Superbösewicht ist dieses Mal der Medienmogul Elliot Carver (Jonathan Pryce) mit seiner Zeitung „Der Morgen“. Er hat sich in den Kopf gesetzt, mit seinem globalen Satellitennetzwerk und einiger Manipulation einen Dritten Weltkrieg anzuzetteln, in den zunächst China und England hineingezogen werden sollen.

    Sein deutscher Handlanger Mr. Stemper (Götz Otto) stellt schon mal die Weichen auf Krieg und versenkt getarnt als chinesischer Torpedo ein britisches Kriegsschiff. Aber der britische Geheimdienst unter der Führung von M (Judi Dench) hat Unstimmigkeiten bereits bemerkt und setzt Bond in der Hamburger Firmenzentrale Carvers ein. Nachdem er vom freundlichen, altbekannten Mitarbeiter einer Autovermietung seinen Dienstwagen abgeholt hat, trifft er auf Carvers Frau Paris (Teri Hatcher), mit der er natürlich schon mal ein Verhältnis hatte. Emotionen kochen hoch, bevor Bond die Welt retten muss. Nur gut, dass die Chinesen (wahrscheinlich in Kenntnis von Bonds Vorlieben) ihre Agentin Wai Lin (Michelle Yeoh) schicken, um dem Charmebolzen ein bisschen auf die Finger zu klopfen. Gemeinsam stellen sich die beiden Carvers hinterhältigen Intrigen, um einen Krieg der manipulierten Weltmächte noch zu verhindern.

    So kennen wir Bond – nie um einen Spruch verlegen und dem Bösewicht um eine Explosion voraus. „Der Morgen stirbt nie“ ist ein in jeder Hinsicht typischer Bond-Film, der den Erwartungen durchaus gerecht wird. Ein süffisantes Wortgefecht mit Dauersekretärin Moneypenny (wieder hervorragend: Samantha Bond) trägt ebenso zum Unterhaltungswert bei wie die vielen sportlichen Aktivitäten von Hauptdarsteller Pierce Brosnan, der vom Tauchgang über Sky Diving bis hin zum Jetflug nichts unversucht lässt, sein Publikum zu begeistern. Dass „Der Morgen stirbt nie“ trotzdem nicht zu den Topfilmen der Bond-Reihe gehört, liegt keinesfalls am Einsatz des irischen Hauptdarstellers. Der gibt alles und lässt sich sogar vom deutschen Gegenspieler bei einer verunglückten Stunt-Prügelei eine deutlich sichtbare Narbe an der Oberlippe zufügen – natürlich for Queen and Country. Auch die Bondgirls, angefangen bei der dänischen Nachhilfelehrerin, sind eine Augenweide und erfüllen alle Standards der Vorgänger. Gerüchte besagen sogar, dass die durch „Desperate Housewives“ inzwischen legendäre Teri Hatcher die Nebenrolle nur annahm, weil ihr damaliger Freund die Vorstellung von ihr als Bondgirl unheimlich sexy fand. Niemand widersteht James Bond.

    Leider kann das Bewertungskriterium Bösewicht und perfider Plan bei diesen Vorgaben nicht mithalten. In der Zeit der New Economy war abzusehen, dass ein Medienpapst in Anlehnung an Murdoch & Co. mal die antagonistische Kraft darstellen würde. Aber sein Motiv ist mehr als dürftig, man kann sich auch bei der Verteufelung der Vierten Gewalt kaum vorstellen, dass jemand für (noch dazu von sich selbst) schwammig in Aussicht gestellte Satellitenrechte in China mal eben den Dritten Weltkrieg ins Rollen bringt. Carver ist ein viel zu stereotyp gezeichneter, flacher und von dämlichen Vorurteilen über Medienmanager geprägter Fiesling. In Sachen Drehbuch bekleckert sich „Der Morgen stirbt nie“ tatsächlich nicht mit Ruhm, viel zu oft kommt die Geschichte nicht in Fahrt und die Protagonisten verheddern sich in platten Dialogen. Selbst nach „GoldenEye“, in dem Bond den halben Film unschuldige russische St. Petersburger Soldaten statt die Handlanger des Bösen mit seiner Walther PPK niedermähte, ist dieser Film handlungstechnisch noch ein Abstieg.

    Doch was an Drehbuch vorhanden ist, wird herrlich in Szenenbild umgesetzt. Die Sets sind ein Beweis der Hingabe ihres Designers. Leider flattert dem Publikum in fast jeder Szene das Label einer bekannten Firma ins Gesicht, die ein paar Dollar in Bonds Outfit, den Wodka seiner Wahl, Handy, Uhr oder ein Gefährt investiert hat. Da gibt sich der gute James etwas zu oft und zu billig über die Ladentheke, auch wenn Autovermieter Avis sich gut in einige lustige Nebengeschichten integrieren ließ. Dieses Übermaß an Marken dürfte selbst Konsumfetischisten zuviel werden. Was bleibt also unterm Strich? Eine stattliche Menge an Explosionen und ein engagierter Hauptdarsteller, der für seine Rolle durch Himmel und Hölle marschiert. Für einen kalten Winterabend ist „Der Morgen stirbt nie“ sicher ein guter Filmtipp, wenn man Wert auf solide Action und gute Sprüche statt ausgefeilter Handlung legt.

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