Mein Konto
    Shooter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Shooter
    Von Deike Stagge

    Mit seiner Oscar-Nominierung für die beste Nebenrolle in Departed: Unter Feinden hat sich Mark Wahlberg wieder in gute Schussposition auf dem Schauspielmarkt gebracht. Die nutzt er gleich mal komplett aus für seine nächste Hauptrolle im Verschwörungsthriller „Shooter“ von Antoine Fuqua (King Arthur, Training Day, Tränen der Sonne).

    Und da geht es von Minute eins an ordentlich zur Sache. Der Scharfschütze Bob Lee Swagger (Mark Wahlberg) verliert bei einer geheimen Mission in Afrika nicht nur seinen besten Freund, sondern wird von seiner eigenen US-Army-Einheit hängengelassen, als die geplante Aktion misslingt. Fortan lebt er als Aussteiger in den Bergen, wo ihn Colonel Johnson (Danny Glover) aufspürt, damit er einen Scharfschützen-Anschlag gegen den Präsidenten verhindert. Doch Swagger ist nicht gerade dessen größter Fan. Als Swagger nach einigem Zögern doch zusagt, sitzt er auch schon in der Falle: Der Anschlag wird ausgeführt - er selbst als der Schuldige dargestellt. Von den Behörden gnadenlos gejagt, wendet er sich an Sarah (Kate Mara), die Freundin seines früheren Partners. Doch auch der junge FBI-Agent Memphis (Michael Peña), den Swagger bei seiner Flucht erstmal über den Haufen rennt, hat Zweifel am Tathergang. Das ungleiche Team muss sich erstmal zusammenraufen, bevor es den Hintermännern des Attentats auf die Pelle rücken können.

    Regisseur Antoine Fuqua hat sich mit harter Action und gut durchdachter Thriller-Action à la „Training Day“ einen verdienten Namen im unterhaltsamen Popcornkino gemacht. Mit der Verfilmung des Romans von Stephen Hunter verschlägt es ihn nun in das Leben eines einsamen Scharfschützen. Auch aus dieser Vorlage macht der Amerikaner wieder große Action und berücksichtigt dabei die speziellen Aspekte der Arbeit eines Scharfschützen wie Vorausplanung, ruhige Hände und Kalkül. Zum Glück für die Zuschauer packt er auch eine anständige Portion Nahkampf dazu, in der seine Hauptdarsteller ihre Schieß- und Sprengkünste unter Beweis stellen dürfen. Nur die völlig aus dem Nichts gegriffene Liebesgeschichte zwischen Swagger und der Freundin seines vor Jahren gefallenen Partners versalzt dem Publikum so ein bisschen den Kinoabend mit seiner an den Haaren herbeigezogenen Dramatik und nervtötenden Vergangenheitsbeschwörung. Vor allem bremst sie das Tempo in der bis dahin äußerst rasant gemachten Menschenjagd auf Swagger ziemlich aus.

    Das Ex-Unterwäschemodel Wahlberg (The Italian Job, Planet der Affen, I Heart Huckabees) ist körperlich in jeder Szene präsent und legt los, wie man ihn schon aus Vier Brüder kennt und schätzt: wortkarg, grimmig und zu allem entschlossen. Nur die langhaarige Eremiten-Einstellung, die er nach der fehlgeschlagenen Militärmission einnimmt, mag man ihm nicht so ganz abnehmen. Das macht aber nichts, denn immerhin bekommt er in diesen Szenen die hintergründigsten Textzeilen, um seinen Charakter wenigstens etwas auszubreiten, bevor er sich immer mehr in seine persönliche Vendetta verstrickt. Ihm zur Seite stehen Altmeister Danny Glover („Lethal Weapon“ 1-4, Grand Canyon, Saw), der als zwielichtiger und machtbesessener Colonel überzeugt, der ewige Nebendarsteller Michael Peña (Babel, Million Dollar Baby, World Trade Center), der dem FBI-Rookie Memphis viel Farbe verleiht, und die Seriendarstellerin Kate Mara („24 - Tag 5“, „Nip/Tuck“).

    In der Machart wartet „Shooter“ mit allem auf, was große Unterhaltung ausmacht: reichlich Schießereien, einem Haufen gut gemachter Explosionen, einer rasanten Kamera, die immer am Geschehen klebt und einem gut gewebten Plot, der sich schnell entwickelt und sein Publikum mit auf die Reise nimmt. Zwar lässt es Fuqua nicht ganz so oft krachen wie sein Kollege Michael Bay, aber die Verfolgungsjagden und Schusswechsel sind cool inszeniert und passen zu dem, was Hauptdarsteller Mark Wahlberg leisten kann. Die hervorragenden Bilder stammen von Kameramann Peter Menzies jr., der seine Action betonte Erfahrung aus „Vier Brüder“, Lara Croft: Tomb Raider und „Der 13. Krieger“ hier wieder richtig zum Einsatz bringen kann. In den USA erhielt der Film wegen seiner expliziten Gewaltdarstellung keine Jugendfreigabe.

    „Shooter“ ist bildgewaltiges Kino mit einer stark vorwärts treibenden Geschichte und einem ambitionierten Hauptdarsteller. Trotzdem taucht gern mal der eine oder andere logische Lapsus in der Umsetzung auf. Gerade das furios anmutende Finale wartet mit einigen Anschlussfehlern und Unklarheiten im Fortgang der Story auf. Wer nicht allzu genau analysierend nachfragt, „ob das auch so funktioniert“, sondern sich in die Handlung hineinziehen lässt, wird mit Fuquas neuestem Film sicher einen schönen Abend verbringen.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top