Die tragische Geschichte des Slimane Beiji mit offenem Ende für die am Schluss Zurückbleibenden. Wichtige Szenen bekommen den zeitlichen Raum, den sie brauchen. Das geht für den Zuschauer bis an die Grenze des Erträglichen - genau so könnte die Wirklichkeit gewesen sein! Und genau so ist das Leben manchmal. Dass da manch eine/r vorzeitig das Kino verlässt, liegt nicht an der Qualität des Films, sondern an der Anstrengung, diese "langen" Szenen aushalten zu müssen (so was gibt´s selbstverständlich im Fernsehen und Unterhaltungskino nicht!), die am Ende immer wieder Hilflosigkeit oder Bedrückung hinerlassen. Natürlich gibt es auch wunderbare lange Szenen, die Vergnügen bereiten. Aber was bleibt, ist das unglücklich-schicksalhafte Scheitern und der Tod von Slimane - und eine ungewisse, aber nicht hoffnungslose Zukunft seiner Familie und der Menschen seiner unmittelbaren Umgebung. Das alles ist eindringlich in Szene gesetzt. Kechiche verlässt sich auf seine (Lebens)Erfahrung. Er hat nichts im Sinn mit billigen Gags und Effekthaschereien. Der Zuschauer ist ganz nah dran - am wirklichen Leben, fast mittendrin in der Gruppe der Menschen, in der sich Slimanes Leben abspielt. Dass dieser am Ende alleine und unbemerkt stirbt, ist überzeugend und wahrhaftig - genau so überzeugend wie parallell dazu das Leben seiner Familie und Freunde weitergeht … wie auch immer.
Ich finde, kein Film für einen schönen Kinoabend, ein anstrengender Film, ein Film, der einem das Herz schwer machen kann, ein Film aber, der einem am Ende gut getan hat, wenn man sich gerade auch auf die Schwere und Schicksalhaftigkeit einlassen konnte - ein wunderbarer Film.
Schade, dass der (wieder mal schlecht ins Deutsche übertragene) französische Filmtitel und das Plakat falsche Vorstellungen von Leichtigkeit und Vergnügen hervorrufen, die der Film so gar nicht bedient. Da mag manche/r sich "im falschen Film" wiedergefunden haben …