Etwa 20 Jahre nach "Rambo 3" kam es zu einem vierten Teil, und als ich damals davon erfuhr, war meine Vorfreude sehr groß. Die Frage war natürlich: Wie würde es weiter gehen mit Rambo? Würde der neue Teil an den tollen ersten anknüpfen und wieder mehr Anspruch besitzen? Oder würde er einen genauso stumpfen Actionreißer wie "Rambo 2" und "Rambo 3" darstellen? Würde er vielleicht sogar noch schlechter sein und die Reihe komplett kaputt machen? Nein, dies sicher nicht. "John Rambo" ist zwar an sich wieder nur stumpfe Action, dieses mal aber wesentlich besser gemacht. Und eins sei ganz am Anfang schon mal gesagt: Dieser Film ist der brutalste von allen "Rambo"-Filmen und wirklich eine Schlachtplatte.
Zur Story: Rambo hat sich in Thailand zur Ruhe gesetzt und führt ein recht friedliches Leben. Eines Tages kommt eine Gruppe von Missionaren vorbei, und sie bitten ihn, sie in ein abgelegenes Dorf zu bringen, welches in einer Kriegszone liegt. Erst sagt er ab, doch aus recht schwachen Gründen macht er es dann doch. Das Dorf wird überfallen, einige der Missionare werden gefangengenommen und natürlich muss Rambo das dann richten. Die Story ist nun wirklich sehr dünn und stellt auch ganz klar einen Kritikpunkt dar, doch da das Ganze gut umgesetzt wurde, störte mich das nicht weiter. Warum Rambo die Missionare ins Dorf bringt ist mir auch nicht ganz klar, weil er irgendwie keine richtigen Beweggründe hat. Aber es gibt auch etwas positives an der Story: Der rassistische, höchst unkorrekte Unterton ist nun nicht mehr vorhanden und wurde gegen einen gesellschaftspolitisch korrekten ausgetauscht. Die Grausamkeiten die gezeigt werden, gibt es wirklich und diese Völkermorde auch. Von daher ist das Töten hier berechtigt und das ist schonmal eine klare Steigerung zu den vorherigen beiden Teilen.
Die Darsteller spielen alle recht ordentlich. Am wichtigsten ist natürlich Rambo selbst. Er wird von Sylvester Stallone auch sehr gut verkörpert. Sichtlich gealtert und wuchtig wie nie, spielt er seine Figur wieder viel bodenständiger. Rambo ist zwar immer noch unaufhaltsam und was er sich in den Kopf gesetzt hat, schafft er auch, dennoch wird er hier nicht mehr so als Übermensch dargestellt, was mir gut gefiel. Seine Figur ist wieder ruhiger geworden. Er ist ein alternder Ex-Soldat, der Ruhe will, aber irgendwie auch nicht dagegen ankämpfen kann, dann doch wieder zu töten. Seine Figur hat mir hier viel besser gefallen als in den letzten beiden Teilen. Auch gut fand ich, dass er diesmal nicht alles im Alleingang macht. Er hat nämlich durchaus Unterstützung und lässt sich auch schonmal helfen. Die restlichen Darsteller spielen alle gut, doch die Charaktere sind leider sehr oberflächlich und 08/15. Das ist etwas schade und auch die Missionare nerven etwas mit ihrer Naivität, doch man kann darüber hinwegsehen und sowieso ist Rambo hier die Hauptattraktion.
Sylvester Stallone spielt nicht nur mehr die Hauptrolle und war am Drehbuch beteiligt, sondern führte diesmal auch Regie und seine Arbeit kann sich durchaus sehen lassen. Inszenatorisch kann "John Rambo" überzeugen und er besitzt eine gute Optik. Der Dschungel als Schauplatz des Geschehens hat mir gut gefallen und trägt gut zur Atmosphäre bei. Diese ist nämlich auch gelungen und viel besser als in Teil 2 und 3. Trashig ist das Ganze nicht mehr so stark und unfreiwillig komisch zum Glück auch nicht. "John Rambo" ist wieder ernst, richtig ernst sogar. Es gibt keinen Humor. Dümmliche Dialoge sucht man ebenfalls vergebens. Diese haben im dritten Teil zwar Spaß gemacht, trübten das Gesamtergebnis aber doch. Auch gibt es hier nicht mehr so viele Logikfehler, wie dass Rambo jederzeit irgendwo eine Waffe hervorzaubert etc. Das alles bewirkt, dass man diesen Film auch mal wieder ernst nehmen kann, was mir gut gefiel.
Ein weiteres großes Plus von "John Rambo" ist der Härtegrad. Schon der Trailer zeigte die Marschrichtung und in den ersten Filmminuten wird dieser Eindruck auch nochmal verstärkt. Dieser Film ist wirklich brachial und alles andere als harmlos. Zartbesaitete haben hier nichts verloren. Menschen werden regelrecht zerfetzt, man sieht Vergewaltigungen und selbst vor Kindern wird nicht Halt gemacht. Das ist Krieg! Dabei wird die Brutalität sehr ernst und roh rübergebracht und wirkt dadurch nochmals härter. "John Rambo" hat mit über 200 Toten den höchsten Bodycount und die Morde sind sehr blutig. Die Effekte sind dabei sehr gelungen. Begleitet wird das blutige Gemetzel von einem soliden und passenden Score.
Fazit: Sylvester Stallone hat anscheinend aus den Fehlern von "Rambo 2" und "Rambo 3" gelernt und präsentiert seinen Fans wohl genau das, was sie sehen wollen: Eine brachiale Schlachtplatte, die nur so vor Brutalität strotzt. Doch auch die Inszenierung stimmt, die Atmosphäre ist endlich wieder ernst und die unfreiwillige Komik ist weg. Auch der unnötige Rassismus entfällt. Darüberhinaus täuscht die gut gemachte Action und der ordentliche Unterhaltungsfaktor über schwache Story weg.