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    Der tierisch verrückte Bauernhof
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der tierisch verrückte Bauernhof
    Von Björn Becher

    Der Animationsfilm ist schon lange kein Genre mehr allein für die jungen Kinobesucher. Die hier - wie sonst nur noch in der Parodie - vorhandene Möglichkeit, andere Filme, vornehmlich Klassiker, zu zitieren, wird mittlerweile so ausgiebig genutzt, dass es gerade für die „großen“ Zuschauer ungleich mehr zu entdecken gibt. Die „Kleinen“, die meist noch gar nicht über das nötige Filmwissen verfügen können, um jede dieser humorigen Passagen auch als solche zu erkennen, müssen sich mit Action- und Slapstickelementen zufrieden geben. Für den Animationsfilmer stellt sich daher eine schwierige Aufgabe. Da ein Großteil der Besucher bei den gängigen Animationswerken noch immer im Kindesalter zu finden ist, darf diese Gruppe nicht überfordert, gleichsam darf es für das ältere Publikum nicht zu simpel und infantil werden. An diesem diffizilen Spagat scheitert „Der tierisch verrückte Bauernhof“ von Comedy-Multitaltent Steve Oedekerk trotz einer Fülle guter Ansätze.

    Auf dem tierisch verrückten Bauernhof ist alles anders, als man denkt. Der Bauer glaubt zwar, er habe das Sagen und dass die Tiere seine Anweisungen befolgen würden, doch dem ist bei weitem nicht so. Kaum ist er außer Haus, lassen es die Tiere so richtig krachen. Der Gang auf vier Beinen wird aufgegeben, auf zwei geht es nämlich auch. Die Scheune wird schnell zur Disco-Bar umgebaut – flippige Konzertauftritte inklusive. Größter Partyhengst ist Jungbulle Otis, der nur Unsinn im Kopf hat. Sehr zum Leidwesen seines Adoptivvaters Ben. Der Bulle ist der Chef auf dem Hof und sorgt dafür, dass nicht alles in Chaos und Anarchie versinkt. Gleichzeitig beschützt er die schwächeren Tiere vor den herumstreunenden Kojoten. Als eines Tages Otis die Nachtwache für eine fetzige Party sausen lässt, passiert was Abzusehen war. Die Kojoten überfallen den Hühnerstall und Ben ist gegen die Übermacht chancenlos und erliegt schließlich seinen Verletzungen. Otis sieht sich in Folge dessen gleich mit zwei Problemen konfrontiert: Er muss mit der Schuld am Tod von Ben fertig werden und er bekommt unbekannte Verantwortung auferlegt. Die anderen Tiere wählen ihn zu ihrem neuen Anführer. Zunächst einmal bedeutet dies Party pur, aber schon bald muss Otis einsehen, dass er sich seiner Aufgabe früher oder später stellen muss…

    Regisseur Steve Oedekerk hat bereits eine lange und erfolgreiche Karriere hinter sich. In den achtziger Jahren Gewinner der TV-Casting-Show „Star Search“ im Bereich „Comedy“, zeigte er schon früh seine Begeisterung für das Medium Film. Einem kleinen Film mit Freunden folgten schon bald erste Drehbuchaufträge. Mit dem zweiten „Ace Ventura“-Teil und dem amüsanten Buddy-Movie „Nichts zu verlieren“ gelangen ihm Ende der neunziger Jahre schließlich sogar zwei größere Kinoerfolge. Auch wenn es danach um den Regisseur Oedekerk zunächst einmal etwas ruhiger wurde, sicherten ihm zahlreiche TV-Auftritte als Stand-up-Comedian und vor allem seine „Thump“-Kurzfilme, in denen er Klassiker von Krieg der Sterne bis Batman durch den Kakao zog, weiterhin eine treue Fangemeinde. Mit „Der tierisch verrückte Bauernhof“ beschreitet er nun zwar einen völlig anderen, aber nicht gänzlich unerwarteten Weg, hat er doch als Drehbuchautor von „Jimmy Neutron - Der mutige Erfinder“ und als Creator der dazugehörigen TV-Serie schon etliche Erfahrungen im Computeranimationsgeschäft gesammelt.

    Allerdings hätte man sich von seiner ersten reinen Animations-Kinoarbeit als Regisseur erheblich mehr bösen Oedekerk-Humor erwartet. In „Der tierisch verrückte Bauernhof“ scheint dieser nun leider viel zu selten durch, stattdessen bekommt man über weite Strecken einen in erster und einziger Linie sehr kindgerechter Film vorgesetzt. Die Story ist einfältig und die x-te Wiederholung der altbekannten Läuterungsgeschichte. Wer hier auch nur eine Überraschung erwartet, wird länger ausharren müssen als Wladimir und Estragon beim „Warten auf Godot“. Stattdessen folgt Oedekerk hier genau dem Schema F, kann es sich nicht einmal verkneifen, auch noch eine Liebesgeschichte unterzubringen. Selbst Teile des jüngeren Publikums dürften bei dieser 08-15-Story gelangweilt die Augen verdrehen.

    Es gibt zwar zwischendurch eine Reihe aberwitziger Szenen, die machen aber nur noch schmerzlicher bewusst, welche Unmengen an Potential für einen guten Animationsfilm – hätte man doch nur etwas mehr Wert auf eine brauchbare Story gelegt – hier einfach verschenkt wurde. Es ist zwar fraglich, ob Kinder sich über den Running-Gag um einen halbtoten Hund, die bissige Rapper-Parodie in Form einer rattigen „Mr. Boombastic“-Performance oder die Auftritte von Wild Mike, einem in einer Kiste aufbewahrten Tanzmonster, genauso amüsieren könnten wie das ältere Publikum, aber dies sind einfach genau die Momente, die man von einem guten Oedekerk-Film erwarten muss. Leider bieten sie hier nur sehr vereinzelte Glanzlichter im öden Grau der höhepunktlosen Story.

    Irgendwie beißen sich diese Witze sogar mit der Grundausrichtung des Films, der mit seiner einfachen, moralinsauren Geschichte sein Augenmerk doch klar auf ein junges Publikum richtet. Dazu passt auch die verquere Darstellung von Geschlechtsorganen. Da man sich aufgrund des aufrechten Gangs der Bullen und ihrer Nacktheit scheinbar mit dem Problem konfrontiert sah, eben jene Organe eigentlich darstellen zu müssen, entschied man sich für einen Weg, der jenes Zwitterwesen zwischen bissigem Erwachsenwitz und simpler Kinderunterhaltung perfekt illustriert: Auch die Rinder haben Euter. So sieht man sich nicht dem Vorwurf ausgesetzt, im wahrsten Sinne des Wortes den Schwanz eingezogen zu haben, muss aber auch keine Kritik besorgter Eltern befürchten. Passend zur Angst, jemandem weh zu tun, ist übrigens auch die übrige Darstellung des Lebens auf dem Bauernhof angelegt. Außer den Kojoten gibt es hier nichts, was die Tiere zu befürchten haben. Der Bauer ist natürlich Vegetarier und statt Massentierhaltung hat hier jeder sein lauschiges Plätzchen. In dieser schönen Welt wäre man doch selbst gern eine Kuh.

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