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    9 Songs
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    9 Songs
    Von Claudia Holz

    Hier kommt Michael Winterbottoms („In This World“, „Wonderland“) neuer Film in Zahlen: 8 Bands, 9 Songs, 2 Menschen, 1 Versuch, 0 Spannung. Wer hier eins und eins zusammenzählen kann, lässt besser die Finger von „9 Songs“, denn leider funktioniert der Mix aus Sex, Drugs and Rock ’n Roll in keiner Weise. Es ist nicht die Tatsache, dass Winterbottom eine Beziehung aus rein sexueller und körperlicher Sicht darstellen wollte und somit eine explizite Szene an die nächste reiht, die einem die Stimmung verdirbt, sondern dass der Brite im Grunde nicht viel mehr zu erzählen hat und sich die Entwicklung der Geschichte und der Figuren auf ein Minimum beschränkt. Doch das Erreichen eines Orgasmus auf der Leinwand ergibt noch lange keinen Film.

    Zwischen Rockkonzerten und Songs von Black Rebel Motorcycle Club, The Von Bondies, Elbow, Primal Scream, The Dandy Warhols, Super Furry Animals, Franz Ferdinand und Michael Nyman trifft sich ein Pärchen zu intensiven sexuellen Begegnungen. Matt (Kieran O'Brien), ein Klimaforscher, und Lisa (Margot Stilley), eine amerikanische Austauschstudentin, lernen sich bei einem Konzert kennen und verlieben sich, gehen gemeinsam auf Konzerte, hören Musik und haben Sex. Mehr Inhalt gibt es in Winterbottoms Film leider nicht und genau das ist es, was „9 Songs“ zu keinem „Intimacy“ macht. Nichts bleibt dem Zuschauer verborgen, alles wird gezeigt. Penetration und Samenerguss. Die sexuelle Freizügigkeit ist weder abstoßend, noch im eigentlichen Sinn pornographisch, denn was sich da auf der Leinwand abspielt, ist lediglich stinknormaler Sex zwischen zwei Menschen. Gerade deshalb schleicht sich nach mehrmaliger Wiederholung des gleichen Schemas – auf einen Live-Rocksong, folgt eine Sexszene und wieder ein Rocksong und wieder eine Sexszene – ein unbestreitbares Gefühl der Langeweile ein.

    Die Schauspieler Margot Stilley und Kieran O'Brien haben vor den Dreharbeiten gewusst, worauf sie sich einlassen. Gleich nach dem ersten Casting hatte Winterbottom ein Hotelzimmer gemietet und begann die Proben mit den beiden und die Schauspieler fühlten sich sehr wohl am Set. Doch bereits nach der Premiere in England wollte Stilley ihren Namen von dem Projekt zurückziehen, da die Hetzjagd der Presse auf sie begonnen hatte. Plötzlich stürzten sich alle auf die junge Frau, die vorher noch nie einen Film gemacht hatte. Das eigentlich Tragische daran ist, dass „9 Songs“, wie gesagt, nicht so anstößig ist, um die Karriere einer Schauspielerin zu zerstören. Doch Winterbottom hat versprochen, sie auch in seinem nächsten Film wieder zu besetzen und da der 43-Jährige ja ansonsten ein überaus talentierter Filmemacher ist, scheint dies kein schlechter Deal zu sein.

    Nagisa Oshima hat 1975 mit „Im Reich der Sinne“ die Grenzen der sexuellen Freizügigkeit im Kino ausgetestet und das mit großem Erfolg. Der Film zählt bis heute zu den Pionieren und Klassikern der Filmgeschichte. Nun haben wir 2005 und die Grenzen sind weitestgehend abgesteckt. Doch eines hat sich mit „9 Songs“ bestimmt herausgestellt: Es gibt wenig, vielleicht sogar gar keinen Bedarf, sich Live-Sex im Kino anzuschauen, so lange die Geschichte es nicht trägt oder rechtfertigt. Leider kommt „9 Songs“ in Deutschland zu einem ungünstigen Zeitpunkt in die Kinos, da das hochgelobte Science-Fiction-Werk „Code 46“ von Michael Winterbottom, mit Tim Robbins in der Hauptrolle, bereits schon im März einen Starttermin hat. Bleibt also zu hoffen, dass die Zuschauer entweder „9 Songs“ vermeiden, oder innerhalb eines Monats vergeben und vergessen können. Die zwei Punkte in der Wertung gibt es für die beiden Schauspieler, die in 69 Minuten Film einen Wahnsinnsmut bewiesen haben.

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