Spätestens seit "Pans Labyrinth" weiß das Kino-Publikum, woran man bei Guillermo Del Toro ist: Er ist in der Lage, surreale und doch glaubwürdige und fantasievolle Welten und Kreaturen zu erschaffen. Sein düsteres, brutales und teilweise sehr gruseliges und melancholisches Meisterwerk zählt zu den intelligentesten Fantasyfilmen überhaupt und wurde gar für den "Bester Fremdsprachiger Film"-Oscar nominiert. Eine derartige Leistung ist ihm zwar nicht mit seinem "Hellboy"-Sequel geglückt, doch der Film ist tatsächlich besser geraten als sein Vorgänger.
Der erste Teil der als Trilogie geplanten "Hellboy"-Reihe bot eine neue Art von Comic-Held: Monsterhaftes Aussehen, eine Vorliebe für Zigarren und Süßigkeiten, dem Hang zu Schmusekätzchen, feuerfest und immer einen coolen Spruch parat. Außerdem wurde man mit einer Menge abgefahrener und schräger Ideen konfrontiert ( ein SS-Mann mit Gasmaske und eine sprechende Leiche gehörten da noch zu den harmloseren Sachen ), alle der Feder von Mike Mignola entsprungen. Der Film kam gut an, schwächelte jedoch ein wenig aufgrund einiger eher mäßigen Effekte und einem stinklangweiligen Bösewicht. Diese Fehler sind nun ausgemerzt und Del Toro lässt ein Trickfeuewerk los, wie man es sicher nicht so bald wieder sehen wird: Ein turmhohes Pflanzenwesen, eine Meute bissiger kleiner Zahnfeen, welche garantiert kein Geld unters Kissen legen, ein ektoplasmischer Geist und nicht zuletzt die goldenen Krieger persönlich schmücken den mit reichlich Tempo, Spannung, Ironie und Witz inszenierten Film. Dabei nimmt sich dieser glücklicherweise nicht allzu ernst und setzt einzig und allein auf Bombast-Unterhaltung, auch wenn es gegen Ende ein wenig in die Tiefe geht.
Die Darsteller-Riege ist, abgesehen von einigen Neu-Zugängen, die gleiche geblieben: Perlman gibt dem großen Roten genau die Würze, die er braucht, wobei er stets mit einem Augenzwinkern zu spielen scheint. Sogar eine kleine Wandlung seines Charakters findet statt. Die hübsche Selma Blair hat einen dankbareren Part als im 1. Teil und kann ihr Talent besser zur Geltung bringen. Doug Jones, der Meister der Masken, hat ebenfalls mehr Raum zur Entfaltung und spielt gleicht mehrere Rollen. Jeffrey Tambor gefällt weiterhin als Tom Manning mit seiner leicht paranoiden und überforderten Art, und sogar John Hurt hat am Anfang einen Auftritt. Luke Goss überzeugt als akrobatischer Elfenprinz, der Rache für sein gepeinigtes Volk sucht, auf ganzer Linie und rutscht nie ins Kitschige ab. Ebenso ist Anna Walton als dessen Schwester ein echter Hingucker, welche zwar auch darstellerisch punkten kann, jedoch ein wenig blass bleibt.
Die Action kann man nicht anders beschreiben als: Furios! Der Film ist gespickt mit Kampfszenen, von denen die besten auf das Konto des Prinzen gehen, doch auch Hellboy darf sich wie schon in Teil eins ordentlich mit Monstern und mechanischen Kriegern prügeln. Auch einer der wahrscheinlich spektakulärsten Zweikämpfe der letzten Jahre ist am Ende zu sehen. Alles wird eingefangen von der grandiosen Kamera-Arbeit von Oscar-Preisträger Guillermo Navarro ( "Pans Labyrinth" ) und ist unterlegt mit epochaler Musik von Altmeister Danny Elfman, welche entscheidend zur unglaublichen Atmosphäre des Films beiträgt.
Inhaltlich hat der Film im Vergleich zum ersten Teil zwar keine großen Fortschritte gemacht, doch die schlichte Story macht es einfacher, auf die zahlreichen Details und humorvollen Momente einzugehen, welche vor allem auf die Geplänkel zwischen Red und Johann Krauss
( köstlich: Im Original gesprochen von Seth McFarlane mit Akzent ) zurückzuführen sind. Einige nachdenkliche Untertöne lassen sich dennoch finden, auch wenn man diese fast mit der Lupe suchen muss.
Fazit:
"Hellboy 2" ist eine Comic-Verfilmung der etwas anderen Art: Schräg, witzig, surreal, unterhaltsam, fantastisch. Sogar Tim Burton hätte es nicht besser machen können. Del Toro liefert Blockbuster-Unterhaltung vom Feinsten. Man möchte heulen, wenn man bedenkt, was er aus Filmen wie "Der Kleine Hobbit" oder gar einem "Harry Potter" herausgeholt hätte.