Auch wenn ich mit meiner Meinung relativ allein auf weiter Flur stehe: Ich fand den Film zumindest streckenweise absolut sehenswert!! Dabei kann ich die harschen Kritiken durchaus nachvollziehen; die stille, fast minimalistische Inszenierung ist ein Wagnis der Regisseurin; die Ruhe und Zurückgenommenheit des Films wird bei vielen schlicht Langeweile erzeugen, Erwartungen werden nicht gewohnheitsgemäß erfüllt, dass recht karg inszenierte Ende - SPOILER - (es ist immerhin eindeutig, dass es mit der Hauptakteurin kein gutes Ende nimmt) kann (muss aber nicht) als Ärgernis wahrgenommen werden, denn die aufgebaute Spannung kann sich kaum entladen, es werden keine Fratzen oder Abgründe präsentiert, es wird nichts erklärt. - SPOILER ENDE -
Ich kann zuerst nur bestätigen, was auch die Filmstarts-Kritik auf der Haben-Seite des Filmes abbucht: Die Kameraführung ist schlicht (und) grandios und Franziska Weisz hat ein "neues" Gesicht (ich habe sie zumindest zuvor in keiner Produktion gesehen); sie ist perfekt in ihrer Rolle besetzt. Man ist mit der überaus stillen, mauerblümchenhaft-scheuen, in ihrer Zurückgenommenheit aber auch streng wirkenden jungen Frau recht bald "allein" in ihrer Isolation. Diese Darstellung, ja der Film als Ganzes, strahlt eine dezent unbehagliche Ruhe aus, die den Zuschauer im besten Fall gleich mit befällt. "Hotel" unterlässt fast alles, was andere Filme zu viel haben. Tatsächlich bietet "Hotel", wie hier ein Anderer ("Wolf") schreibt, mehr die Beschreibung eines Gefühlszustandes als eine Handlung, aber es ist ein Gefühlszustand der einen weiter schauen lässt, der einen Sog entwickelt, subtil, düster und dabei nie übertrieben, eskapistisch, banal.
Dabei ist Handlung durchaus vorhanden, es ist der sicherlich gewöhnliche Plot eines Mystery-Thrillers, allerdings in der Inszenierung für ein (ich traue mich, das zu behaupten) Arthouse-Publikum. Ich sage nicht, dass der Film sonderlich schlau ist, noch dass man sonderlich schlau sein muss, um den Film zu schätzen/ verstehen. Allerdings würde ich anmerken, dass die (im übertragene Sinne) "Musik" des Filmes so leise und fein spielt, dass sie von der Mehrheit einfach überhört wird. Und die gewisse Monotonie des Films (- die auch in der Musik funkionieren kann) fasziniert. Der Minimalismus ist klasse, er lässt jede Menge Freiraum für düstere Interpretationen. In einer etwas stumpferen Weise hat diese Interpretationsfreiräume auch "The Blair Witch Project" gelassen, für viele ja auch ein langweiliger Stinker, für andere eine Offenbarung. Vielleicht kann man Vergleiche zu "Laurin" ziehen, wenngleich "Laurin" irgendwann deutlich seine Geheimnisse offenbart.
Fast vornehm wird in "Hotel" dem Mainstream widersprochen, der den Zuschauer gerne mit krassester Eindeutigkeit auf die Tatsachen zu stößt (wobei ich finde, dass ein "Hostel" unbedingt seine Berechtigung hat und sehr sehenswert ist, aber "Hotel" ist für mich eine kleine, filmische Perle).