Ähnlich wie "Shutter Island" höhere Wertungen eingefahren hätte, wenn man nicht ganz eigene Ansprüche an Scorsese hätte, so hat der Name Lynch bei "Unter Kontrolle" auch für gewisse Erwartungen gesorgt. Dabei muss hier die Tochter den Namen des Vaters schultern. Es gibt definitiv Lynch-Anleihen, was die Bilder, die bedrohliche Atmosphäre, Einstellungen, Sounduntermalungen und die Groteske angeht. Das kann man so sagen. Ein Film für den David Lynch dann so am ehesten mit seinem Ruf bekannt ist (hier ist der Vergleich zu "Lost Highway" und "Twin Peaks" sicher am passendsten) würde er aber nicht sein. Dafür ist der Film zu ausgefallen, aber doch nicht so abstrakt und immer nachvollziehbar. -
"Unter Kontrolle" ist auf jeden Fall ein interessanter Film, wenn man genauer darüber nachdenkt. Der Film schildert aus verschiedenen Blickwinkeln dieselbe Situation. Ich fand jedoch gerade interessant, dass sich die einzelnen Versionen der Geschichte _nicht_ unterscheiden, obwohl die Zeugen untereinander sich gut hätten angehen können. Man wusste nicht so recht wohin es führt, wenn die Kamera alles überwacht, alle Zeugen Dreck am Stecken haben, es aber dennoch - auf den ersten Blick - keine Auswirkungen hat. Dieser Ansatz bleibt aber nicht ohne Schwächen. Und so ist alles, was die FS-Kritik schreibt, auch durchaus zutreffend. Jennifer Lynch inszeniert vor allem zu langsam. Es geht gemächlich los, aber der Mittelteil mit der Rekonstruktion dauert wirklich viel zu lang. Man hätte bestimmt 10 Minuten rauskürzen können ohne das weder Spannung noch Charakterdarstellung gelitten hätten. Genervt hat mich auch das dämliche klischeehafte Verhalten der Polizisten. -
Ein Twist gibt es dann auch noch. Dieser wirkt, seltsam, grotesk, irgendwie nicht überraschend, dann aber auch wieder doch. Das Problem wie Geniale am Twist ist jedoch jener:
Er macht das bisher Gesehene obsolet. Er zeigt aber auch genüsslich vor wie der Zuschauer an der Nase herumgeführt wird, indem tatsächlich etwas Tieferes suggeriert wird. Im Nachhinein werden dann auch viele Dinge klar, warum z.B. das (falsch) FBI ihr Equipment nicht selbst aufbaut usw.
Die Brutalität war schon da, aber sie hat irgendwie zum grotesken Schlussteil gepasst.
Die Killer blieben etwas uneindeutig und auch beliebig, finde ich.
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Schlussendlich ist "Unter Kontrolle" kein Reinfall, weil er haufenweise gute Ansätze und einen durchaus eigenen Stil hat. Nur gehen diese Ansätze alle irgendwie nicht auf. Nach einem einmaligen Schauen ist denke ich auch viel Luft raus, sodass man den Film kein zweites Mal sehen braucht.