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    Sneakers - Die Lautlosen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Sneakers - Die Lautlosen
    Von Martin Soyka

    Ein Einbrecher, ein Ausbrecher, ein Spion, ein Vorbestrafter, ein Hacker und eine Klavierlehrerin… und das sind nur die Guten. (Filmplakat)

    Crossover-Filme, also solche, bei denen mehrere Genres aufeinandertreffen, sind immer so eine Sache. Aus Marketing-Gesichtspunkten liegt es auf der Hand, dass solche Filme programmierte Erfolge sein müssten, nur leider sind die Ergebnisse meist weder Fisch noch Fleisch. Besonders prekär wird es, wenn wie in vorliegendem Fall nicht nur zwei Filmgattungen wie Spionage- und Caper-Movie miteinander verquickt, sondern auch Komödienelemente gleich mit verwurstet werden. Umso erfreulicher ist es, dass Phil Alden Robinsons (Der Anschlag) „Sneakers“ in praktisch jeder Hinsicht überzeugen kann.

    Damals: Martin (Robert Redford, Zwei Banditen, Der Pferdeflüsterer) und Cosmo (Ben Kingsley, Schindlers Liste) gehören zu einer neuen Generation von Studenten. Sie haben sich voll und ganz der neuen Technik verschrieben, die Computer heißt. Die beiden Heißsporne sind durch und durch liberal und voller Tatendrang. Was läge da näher, als Gelder buchstäblich von rechts nach links zu transferieren und in Regierungsdatenbanken einzubrechen? Der Zufall will es, dass Cosmo geschnappt wird. Martin kann fliehen und untertauchen. Jahrzehntelang.

    Heute: Martin Bishop – der Nachname ist natürlich falsch – hat aus seinen Fähigkeiten heraus ein kleines Unternehmen aufgebaut. Der Job lautet: die Sicherheit von Unternehmen testen, für kleines Geld, versteht sich. Seine Firma ist zu einem Anlaufpunkt von gestrandeten Existenzen geworden. Da sind der ehemalige CIA-Agent Crease (souverän wie immer: Sidney Poitier, In der Hitze der Nacht), der spleenige Mother (wunderbar durchgeknallt: Dan Aykroyd, Blues Brothers), der blinde Whistler (pointiert: David Strathairn, Das Bourne Ultimatum) und der junge Outlaw Carl (niedlich: River Phoenix, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug). Sie alle ahnen nicht, dass „Bish“ in Wirklichkeit nicht der ist, der er zu sein vorgibt. Da schneit ein scheinbar lukrativer Auftrag ins Haus: Man soll im Auftrag der NSA einen kleinen Kasten klauen. Der Verdienst: Bishops Akte wird gesäubert, er kriegt sein Leben zurück. Selbstverständlich gelingt der Coup. Doch damit fangen die Probleme erst an, denn die Auftraggeber sind nicht die, die sie zu sein vorgeben. Das stellt sich allerdings erst heraus, als die brisante Beute längst übergeben ist. Jetzt haben Bishop und seine Freunde nur noch eine Chance, um nicht als Hochverräter auf dem Grillrost zu landen: Sie müssen den Kasten zurückbekommen, koste es, was es wolle….

    Die Geschichte ist klassisch um einen „MacGuffin“ aufgebaut. Alfred Hitchcock nannte so ein Ding, das jeder haben will und um das sich die Geschichte dreht. Worum es sich handelt, ist eigentlich völlig egal. In Der unsichtbare Dritte war es eine kleine Statue. Hier geht es um einen Anrufbeantworter. Warum es sich dabei um ein so kostbares Gut handelt, ist eigentlich völlig nebensächlich. Hauptsache ist, dass jeder es haben will. Und wie von Hitch prognostiziert, funktionieren Filme, die um ein solches Nichts aufgebaut sind, oft hervorragend.

    „Sneakers“ ist ein Ensemblefilm, der mit einer Besetzung in bester Spiellaune punkten kann. Die Gruppe um Bishop ist antagonistisch besetzt. Carl ist ersichtlich eine junge und unbedarfte Ausgabe des Firmengründers. Dem rationalen Crease steht der Verschwörungstheoretiker Mother gegenüber. Als Erdung und gutes Gewissen bleibt Whistler etwas im Hintergrund, kann aber mit netten Einzeilern punkten. Und als Love Interest stößt dann noch Mary McDonnell (Grand Canyon, Der mit dem Wolf tanzt) als Bishops Verflossene Liz dazu. Sie müssen sich gegen eine Riege gut besetzter Schurken wehren, angeführt von Ben Kingsley. Wer gegen wen, das muss sich im Verlauf des Films erst herausstellen. Die Darsteller haben sichtlich Spaß am Katz-und-Maus-Spiel. Und der wirkt ansteckend.

    Die Einbruchssequenzen können sich auch heute noch sehen lassen. Das reicht von detaillierten Instruktionen zum Tür-Eintreten bis zu einer mörderisch spannenden Sequenz, in der Bishop unter Zeitdruck einen Raum durchqueren muss, sich aber um keinen Preis zu schnell bewegen darf, da die Sensoren ihn sonst entdecken würden. Besonders originell wird es, wenn der blinde Whistler dem zuvor entführten Bishop hilft, den Ort seiner Gefangenschaft nur durch das wiederzufinden, was er gehört hat. Jeder hat in Krisensituationen seine feste Aufgabe, nur River Phoenix’ Charakter wurde ersichtlich ins Buch hineingeschrieben, um auch die jüngere Fan-Gemeinde anzusprechen. Dazu tritt eine gehörige Portion Humor. Der Streifen ist leicht inszeniert, ohne ins Klamottige abzugleiten. Überdies hat es der Genremix nicht nötig, überflüssige Gewaltdarstellungen zu zeigen. Vergleiche mit Hitchcocks besten Streifen wie „Der unsichtbare Dritte“ und „Über den Dächern von Nizza“ drängen sich auf, und „Sneakers“ muss sich nicht schämen, mag der Film auch nicht ganz so elegant sein wie diese Klassiker. Da nehmen wir es auch gern hin, dass „Sneakers“ nicht mit detaillierten Charakterzeichnungen aufwarten kann. Das hat hier keinen Raum, dafür ist die Zeit ganz einfach zu knapp. Nur die Auflösung fällt im Vergleich zum Rest leicht ab, was aber insgesamt zu verschmerzen ist.

    Filme wie „Sneakers“ würde man gern häufiger sehen, aber gute Drehbücher sind offenbar rar. Und ein Ensemble wie dieses fällt eben auch nicht vom Himmel.

    Noch jemand Popcorn?

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