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    Königreich der Himmel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Königreich der Himmel
    Von Deike Stagge

    Das Jahr 2004 hat den Kinozuschauer mit einer kräftigen Dosis an epischen Kriegsfilmen versorgt. Ob bei den Trojanern in ihrer Inselfestung oder mit King Arthur in den britischen Wäldern, irgendwo gab es immer eine Schlacht zu schlagen. Auch in diesem Jahr wird der Trend des Genres fortgesetzt. Als erstes entführt uns Regisseur Ridley Scott („Alien“, „Black Hawk Down“, „Gladiator“) mit „Königreich der Himmel“ in die mittelalterliche Welt der Kreuzzüge, Sarazenen und edlen Ritter.

    Balian (Orlando Bloom) ist nur ein einfacher Schmied, bis der Ritter Godfrey (Liam Neeson) ihm unerwartet eröffnet, dass er sein Vater ist. Er will den überraschten Spross mit auf den aktuellen Kreuzzug nach Jerusalem nehmen, um den brüchigen Frieden, den der christliche Kaiser Baldwin IV. zwischen Moslems und Christen geschaffen hat, zu verteidigen. Eher unfreiwillig schließt sich Balian der Gruppe um seinen Vater und dessen Vertrautem, dem Hospitaler (David Thewlis) an. Als Godfrey schwer verwundet wird, überträgt er seinem Sohn die Ritterwürde und den Schutzauftrag für die umkämpfte Stadt. In Jerusalem macht Balian nicht nur Bekanntschaft mit der schönen, aber mysteriösen Sybilla (Eva Green) und dem weisen kaiserlichen Berater Tiberius (Jeremy Irons), sondern auch mit den gierigen Tempelrittern Guy (Marton Csokas) und Reynald (Brendan Gleeson), die um jeden Preis einen Krieg gegen Moslemführer Saladin (Ghassan Massoud) anzetteln wollen. Als es zum offenen Krieg kommt, steht Balian vor der scheinbar unmöglichen Aufgabe, die Bevölkerung Jerusalems gegen den mit einer Armee von 200.000 Mann anrückenden Saladin zu verteidigen.

    Die Geschichte der Kreuzzüge um das Jahr 1100 herum schien mit ihren Intrigen, Helden und großen Schlachten nur auf eine geeignete Verfilmung zu warten. Ob sie diese in der Version von Ridley Scott und Drehbuchautor William Monaghan, der gerade am neuen „Jurassic Park“ arbeitet, gefunden hat, wird wohl umstritten bleiben. Denn der Protagonist Balian taugt als hölzerner Perfektionist, der vom Zeitgeist der Kreuzzüge meilenweit entfernt ist und nur vom Gedenken an seinen Vater angetrieben wird, wenig zur Identifikationsfigur. Orlando Bloom („Herr der Ringe“, „Fluch der Karibik“, „Troja“), der Mädchenschwarm einer neuen Generation, hat sich zwar für die Rolle des Schmieds ordentlich in Form gebracht, kann Balian aber keine wirklich sympathischen Züge verleihen. Sein weiblicher Gegenpart Eva Green („Die Träumer“) wirkt in der gesamten Geschichte deplatziert und hat nur Trophäen-Charakter.

    Viel Energie und die wahre Erfolgsstory steckt allerdings in den Nebenrollen von „Königreich der Himmel“. Liam Neeson („Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“, „Schindlers Liste“), Brendan Gleeson („Troja“), Marton Csorkas („Die Bourne Verschwörung“, „Asylum“) und David Thewlis („Sieben Jahre in Tibet“, „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“) bringen ihre Talente auf der Leinwand voll zum Glänzen und kaschieren die extrem fade Story, so gut es ihnen möglich ist. Leider erhalten nicht alle von ihnen den gebührenden Platz im Drehbuch. Angeblich soll aber zusätzliches Filmmaterial existieren, dass es ermöglicht, dieses Potential mit einer „Extended DVD“ zu würdigen.

    Aber Ridley Scott wäre kein Ausnahmeregisseur, wenn sein Film nicht eine hervorragende cinematografische Leistung darstellen würde: episch gefilmte Bilder, detailgetreue und aufwendige Kostüme sowie großartige, computeranimierte Schauplätze verleihen „Königreich der Himmel“ zumindest eine sehr gute B-Note für die Umsetzung des Stoffes und bieten ein atemberaubendes Bild der abenteuerlichen Landschaft des gelobten Lands. Leider scheint es, als habe sich der Regisseur von seinen Ideen etwas davontragen lassen, denn viele Szenen könnten eine Raffung vertragen oder eröffnen einen Handlungsstrang, der im Verlauf des Films einfach verloren geht.

    Gleichzeitig lässt es sich der Meister aber nicht nehmen, reichlich aus seinen früheren Werken zu zitieren. Besonders Elemente aus „Gladiator“ tauchen im „Königreich der Himmel“ auf, so dass das Projekt viel von seiner Eigenständigkeit einbüßt. Dazu trägt ebenfalls bei, dass Scott ohne ersichtlichen Grund Musik aus früheren Filmen recycelt. Wer Filme wie „Troja“ oder „Gladiator“ gern gesehen, wird auch an „Königreich der Himmel“ seine helle Freude haben, weil es die Ansprüche ans Genre erfüllt und darüber hinaus wirklich hervorragend gefilmt wurde. Vor der spärlichen Handlung und den auf Klischeephrasen reduzierten Aussagen über den komplizierten Nahostkonflikt wird der nach Anspruch suchende Kinobesucher allerdings zurückweichen.

    Noch ein Tipp für hartgesottene Filmfans: Unbedingt im Nachspann nachschauen, welcher Hollywood-Mime sein Gesicht hinter der silbernen Maske des leprakranken Kaisers Baldwin IV. verbirgt...

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