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    Into the Blue
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Into the Blue
    Von Jürgen Armbruster

    Der Sommer 2005 wird vor allem als eines in Erinnerung bleiben: ein Sommer, der eigentlich gar keiner war. Die Freibadsaison ging schneller vorbei, als einem das Wörtchen Tiefdruckgebiet über die Lippen rutscht. Der Rest bestand aus etlichen, teils verregneten Wochen, die viel zu kalt für die aktuelle Jahreszeit waren. Richtiges Sommerfeeling wollte jedenfalls nie aufkommen. Wenigstens im Kino kann nun mit John Stockwells überraschend kurzweiligem Abenteuer-Thriller „Into The Blue“ für Abhilfe gesorgt werden.

    Irgendwo auf den Bahamas: Das junge Pärchen Jared (Paul Walker) und Sam (Jessica Alba) führt eigentlich ein traumhaftes Leben. Sommer, Sonne, Strand, das Meer… Nur mit dem Geld ist es so eine Sache. Sams Einkommen durch ihren Job bei einem Sealife-Center ist nicht gerade üppig und Jared ist so ziemlich der erfolgloseste Schatzsucher der ganzen sieben Meere. Vom 15. bis zum 18. Jahrhundert sollen in den gefährlichen Gewässern rund um die Bahamas über 500 spanische Galeeren versunken sein. Aber Jared sucht wohl immer an der falschen Stelle. Unterm Strich bleibt den beiden Liebenden gerade genug zum Leben. Der zwar erfolgreiche, aber skrupellose Schatzsucher Bates (Josh Brolin) hat Jared zwar schon oft einen Job in seiner Crew angeboten, aber der ist zu sehr Idealist, um das Angebot anzunehmen.

    Als eines Tages Jareds langjähriger Freund Bryce (Scott Caan) und dessen neue Freundin Amanda (Ashley Scott) zu Besuch kommen, meint es das Schicksal gut mit ihnen. Eher zufällig entdecken sie bei einem Tauchgang ein altes Wrack. Es ist die Zeypher, das verschollene Schiff des legendären Piraten Tillmann Thorpe. Ein millionenschwerer Fund. Doch das ist nicht die einzige Entdeckung der vier Freunde. Unweit der Zeypher stoßen sie auf ein abgestütztes Transportflugzeug. Die Begeisterung über diese weitere Entdeckung löst sich allerdings recht schnell in Luft auf. Zur Überraschung aller ist der Frachtraum mit unzähligen Kokain-Päckchen gefüllt...

    Nach Blue Crush nun also „Into The Blue“. Regisseur John Stockwell ist ein pfiffiges Kerlchen. Schon vor zwei Jahren wurde deutlich, dass in ihm ein exzellenter Handwerker schlummert. Sein Surfer-Drama Blue Crush war zwar bei weitem nicht frei von inhaltlichen Mängeln, aber dank perfekter Produktionswerte konnte er dieses Manko wieder wettmachen. Die spektakulären Surf-Aufnahmen waren eine Augenweide und attraktive Darstellerinnen in knappen Bikinis auch noch nie eine ganz schlechte Idee. In „Into The Blue“ wird nun nicht mehr gesurft, sondern getaucht. Zumeist Free Diving, um genauer zu sein. Also das Tauchen ohne Sauerstoffflaschen. Die phantastischen Unterwasseraufnahmen rauben dabei mehr als nur einmal den Atem und versetzen in Urlaubsstimmung. Schönere Bilder gab das Kinojahr 2005 bislang nicht her. Zusammen mit den noch immer äußerst attraktiven (und auch knapp bekleideten) Hauptdarstellern, ergibt dies kaum zu toppende, sensationelle Schauwerte.

    Inhaltlich darf von „Into The Blue“ keine Wunderdinge erwartet werden. Wobei die ersten Trailer andererseits auch einen noch wesentlich hohleren Film befürchten ließen. Im Prinzip bekommt der Zuschauer hier zwei vollkommen unterschiedliche Filmhälften vorgesetzt. Zunächst ist „Into The Blue“ ein waschechtes Feel-Good-Movie. Die vier Freunde entdecken einen sagenumwobenen Schatz und machen währenddessen diverse große und kleine Entdeckungen. Auch wenn eigentlich relativ wenig passiert, macht der Film in dieser Phase richtig Spaß. Den schönen Bildern sei’s gedankt. Nach gut der Hälfte der 102 Minuten schlägt der Film allerdings einen radikalen Haken. Auf einmal stehen die Drogen (bzw. deren Besitzer) im Mittelpunkt. Insbesondere der Grund für diesen Twist dürfte im Kino für das eine oder andere dumpf klatschende Geräusch (Handfläche auf Stirn) sorgen. Wie sagte Albert Einstein einmal so schön: „Es gibt zwei Dinge, die unendlich sind: Das Universum und die menschliche Dummheit.“ Und bei „Into The Blue“ bekommt der Zuschauer es mit mindestens einem sehr, sehr dummen Menschen zu tun. Auch die Auflösung der Frage, wer denn nun hinter all dem steckt, wirkt reichlich konstruiert und relativ unglaubwürdig. Stockwell macht in dieser Phase des Films das einzig Richtige: Er hält das Tempo hoch, um über die Schwächen im Drehbuch von Matt Johnson (Hart am Limit) hinweg zu kommen. Der Zuschauer soll erst hinterher über das hier Geschehene nachdenken können. Zumeist gelingt Stockwell dies auch. Aber eben nicht immer.

    Paul Walkers Karriere hatte zuletzt einige Schrammen abbekommen. Nach seinem großen Durchbruch in The Fast And The Furious, einem der Kultfilme der heutigen Jugend, ging es zuletzt der Berg ab. In 2 Fast 2 Furious war er nicht in der Lage, die Lücke, die der charismatische Vin Diesel hinterlassen hatte, zu schließen. Beim 80-Millionen-Dollar-Debakel Timeline war er gar vollkommen fehlbesetzt und sein letzter Film „Noel“ hat es nicht einmal in die deutschen Kinos geschafft. Mit „Into The Blue“ dürfte sich der Kalifornier allerdings rehabilitieren können. Warum? Der smarte Sunnyboy Paul Walker spielt den smarten Sunnyboy Jared Cole. Das ist natürlich wenig herausfordernd, aber passend. Ohnehin dürfen schauspielerische Glanzlichter hier nicht erwartet werden. Die Figuren sind allesamt ein einziges Klischee. Entsprechend einfach haben es die Darsteller. Jessica Alba (Fantastic Four, Sin City) spielt die aufrichtige, liebende Freundin mit festen Wertvorstellungen (und sieht dabei gut aus), Ashley Scott (Walking Tall) ist das durchtriebene Miststück (und sieht dabei gut aus) und Scott Caan (Ocean´s Eleven, Ocean´s Twelve) der treue Freund, der eine Nachhilfestunde in Sachen Moral und Anstand braucht (ob er gut aussieht, dürfen andere beurteilen). Alles Schema F eben…

    „Into The Blue“ zielt voll auf das amerikanisch PG:13-Rating ab. Das bedeutet auf gut Deutsch, dass immer dann, wenn es zur Sache gehen sollte (gemeint sind so böse Sachen wie nackte Haut oder Blut), es eben nicht zur Sache geht. Dadurch wirkt der Film etwas unrund und lässt hier und da die letzte Konsequenz vermissen. Ein weiterer Punkt, der Stockwell angekreidet werden muss. Aber das war es dann eigentlich auch schon. „Into The Blue“ hätte ein richtig starker Mainstream-Film werden können. So ist er aber immer noch überzeugend und weit besser, als zu erwarten war. Eigentlich möchte man Stockwell gar nicht böse sein. Daher halten wir an dieser Stelle einfach einmal fest, dass der Film Spaß gemacht hat. Nicht mehr, nicht weniger. Punkt.

    Großes Special: Der "INTO THE BLUE"-Kalender

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