The Woodsman
Walter: „Sie haben mich neulich ‘mal gefragt, was ich unter normal‘ verstehe. Normal‘ ist für mich, wenn ich ein Mädchen sehe und mit ihm reden kann ohne d’ran zu denken.“
Der Film „The Woodsman“ handelt von Walter, einem Pädophilen, der zwar gegen seine krankhafte Neigung kämpft, aber von der Gesellschaft nicht akzeptiert wird.
Er ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, in dem er mehrere Jahre verbracht hat, da er heranwachsende Mädchen belästigt hat. Aus der Gesellschaft und seiner Familie ist er vollkommen ausgestoßen worden, der einzige, der noch mit ihm redet, ist sein Schwager. Wie es scheint, versucht er, sich nun ein „normales“ Leben aufzubauen, sucht sich einen neuen Job und eine Wohnung. Unglücklicherweise befindet diese sich unmittelbar neben einer Grundschule.
Bei der Arbeit lernt er Vicky kennen, eine Frau, die anders zu sein scheint. Vicky scheint Walter ebenso interessant zu finden, erkennt, dass er ein „Geheimnis“ hat. Sie schlafen miteinander. Als Vicky jedoch erfährt, dass Walter im Gefängnis war, weil er Mädchen genötigt hat, ist sie schockiert und wendet sich von ihm ab.
Walter fühlt sich ausgeschlossen, ausgegliedert. Trotz der Warnungen eines ihn schikanierenden Polizisten beginnt er, die Kinder in der gegenüberliegenden Schule von seinem Fenster aus zu beobachten. Dabei fällt ihm auf, dass dort oft ein Mann mit seinem Auto steht, die Kinder anspricht und ihnen Süßigkeiten gibt. Er nimmt das zwar zur Kenntnis, kümmert sich aber weiter nicht darum. Auch, als er beobachtet, wie der Mann, den er „Candy“ nennt, einen Jungen in sein Auto lockt.
Als er frustriert droht rückfällig zu werden, einem Mädchen gefolgt ist, sie beobachtet und folgend anspricht, findet er zufällig heraus, dass eben dieses Mädchen von ihrem Vater missbraucht wird. Dieses Schlüsselerlebnis weckt ihn auf und er verlässt sofort den Park, in dem sich beide befunden hatten. Als er auf dem Heimweg „Candy“ trifft, aus dessen Auto der Junge, den er in sein Auto hatte einsteigen sehen, aussteigt, geht Walter auf ihn los und schlägt auf in ein.
Am nächsten Tag besucht ihn abermals der Polizist und teilt ihm mit, dass vor seiner Haustür am vergangenen Tage ein gesuchter Kinderschänder verprügelt worden sei. Indirekt lässt er ihn mitbekommen, dass er weiß, dass Walter es war, er aber nichts gegen ihn unternimmt.
Vicky erkennt, dass sie ihn liebt, „dass etwas Gutes in Walter sei“, möchte wieder mit ihm zusammen sein. Sie fährt ihn zu dem vom Schwager arrangierten Versöhnungsgespräch mit Walters Schwester. Es schlägt fehl. Der Film endet mit folgenden Worten Walters: „Ich habe meine Schwester getroffen. Sie ist immer noch wütend und verletzt. Ich kann’s verstehen – Gut sogar.“
„The Woodsman“ beleuchtet die Geschichte aus der Sicht eines Pädophilen. Walter kämpft krampfhaft gegen seine Vorliebe an, kann sie aber nur schwer unterdrücken. Er hasst sich für seine Neigung – Zu sehen daran, wie er Candy verprügelt, fast schon fanatisch. Er schlägt sich selber, dafür, dass er so ist, wie er ist.
Der Film zeigt, wie viele „unnormale“ Dinge in unserer Gesellschaft passieren, dass fast jeder eine Geschichte davon erzählen kann: Da wäre zum ersten Walter selbst, dass Paradebeispiel eines unfreiwillig Pädophilen. Candy ist das krassere Beispiel, schließlich hat Walter Kinder nie sexuell belästigt. Dann wäre da das Mädchen, Robin, das Walter verfolgt. Als Walter sie im Park auf seinen Schoss bittet, erfährt er, dass ihr eigener Vater sie missbrauche. Doch auch Walters Schwager, Carlos, gibt zu, bei den Kleidungsstücken, die seine 12-jährige Tochter und ihre Freundinnen tragen, gerne hinzuschauen. Auch Vicky wurde als kleines Mädchen von ihren drei Brüdern vergewaltigt, die davon heute nichts mehr hören wollen. Letztendlich will der Film uns damit sagen, dass das, wofür Walter verurteilt wurde, in gewisser Weise in jedem von uns steckt. Es zeigt sich jedoch bei einigen Menschen ausgeprägter als bei anderen. Trotzdem wird Walter von der Gesellschaft als „geouteter“ Pädophiler ausgeschlossen und verabscheut.
Der Film beschreibt keine Geschichte, sondern einen Zustand. Den verzweifelten Zustand Walters, sich wieder in die Gesellschaft einzuklinken. Dies tut er sehr einfühlsam, dabei werden seine Neigung und die Pädophilie als solche aber nicht verharmlost und deutlich als falsch dargestellt.
Die handwerkliche Arbeit des Films ist in Ordnung, besonders die „Selbstidentifizierungen“ Walters wirken intensiv. Auch die Darstellung Walters von Kevin Costner ist hervorragend.
„The Woodsman“ hilft dabei, sich mit diesem von der Gesellschaft oft verschwiegenen, heiklen Thema zu befassen.
Ein absolut sehenswertes Drama!