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    Zwei Brüder
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Zwei Brüder
    Von Stefan Ludwig

    Tiere als Schauspieler haben den Menschen etwas voraus: Sie sehen eigentlich nie besonders dumm aus und wenn doch sind sie zumindest schrecklich niedlich. In dem märchenhaften Abenteuerfilm "Zwei Brüder" des Franzosen Jean-Jacques Annaud sehen die beiden Hauptdarsteller jedenfalls stets besser aus als ihre menschlichen Freunde und Feinde. Bei dieser einfachen Kategorisierung bleibt es bei den Figuren allerdings auch stets, weshalb die vermenschlichten Tiger den Rest des Ensembles in den Schatten stellen können.

    Shanga und Kumal werden im Indochina des letzten Jahrhunderts geboren. Zwei Tigerbrüder sind sie, der eine schüchtern und verängstigt, der andere von klein auf forscher und aggressiver. Bei gemeinsamen Streifzügen durch den Dschungel ist deshalb Shanga derjenige, der seinen Bruder beschützt - es entsteht schnell eine enge Geschwisterfreundschaft und -Liebe. Doch als ein Jäger nahe ihres Reviers auf "Beutejagd" geht, werden die beiden getrennt. Shanga gerät in die reiche Familie eines Administrators und wird von einem Jungen liebevoll als Haustier herangezogen. Kumal hingegen verschlägt es in einen Zirkus, wo er in der Manege eine wilde Bestie geben soll, die seinem Charakter allerdings völlig widerspricht...

    Diese märchenartige Geschichte wird mit einigem Charme erzählt und weiß gewiss auch älteres Publikum einzunehmen. Besonders die schön inszenierten Bilder der Dschungel- und Tierwelt wissen anfangs zu begeistern. So ist "Zwei Brüder" regietechnisch gut geraten - kein Wunder, war doch Jean-Jacques Annaud schon für "Der Name der Rose", "Sieben Jahre in Tibet" und außerdem "Der Bär" verantwortlich. Mit letzterem hat er auch schon diverse Erfahrungen mit Tieraufnahmen gesammelt, die dem Stil von "Zwei Brüder" zu Gute kamen. Seine neueste Produktion hat allerdings schon einige Anleihen bei Disney und wechselt damit teilweise in ein etwas übermäßig kitschiges Milieu. So fangen die beiden Tigerbrüder nie an zu jagen, sondern ernähren sich - auch wenn sie allein sind - noch von Würstchen und anderen Produkten der Nahrungsmittelindustrie. Diese starke Vermenschlichung sollte jedoch dem Märchencharakter zugerechnet werden.

    Ein größeres Problem bereitet dem Film ohnehin die relativ schwache Performance der menschlichen Schauspieler und deren eindimensionale Charaktere. Hochkarätig besetzt ist die Rolle des Jägers, der von Tieren auf alte Statuen umgestiegen ist, weil die wesentlich mehr Profit einbringen. Guy Pearce ("L. A. Confidential", "Memento") spielt diese Rolle zwar nicht schlecht, kann aber sein volles Können leider nicht zeigen, da ihm dafür in keiner Szene die Möglichkeiten gegeben werden. Auch der Rest, etwa Jean-Claude Dreyfus als Administrator, ist entweder unterfordert oder kann schlicht nicht mehr leisten. Sämtliche Rollen erscheinen den stupidesten Klischees entsprungen, hier ist kein Mut zu spüren, der die Geschichte vom üblichen Durchschnitt abgrenzen könnte. Die Suche nach wirklichen Charakterveränderungen verläuft vergebens und es muss eingesehen werden, dass hier in dieser Richtung einfach keine Innovationen anzutreffen sind.

    Heraus kommt nette Familienunterhaltung, die keine bahnbrechenden Neuheiten bringt, aber dennoch zu gefallen weiß. Für die Erwachsenen ist weniger Film da als für die Kinder, aber um die soll es ja letztlich gehen beim Familien-Kino. Bei "Zwei Brüder" handelt es sich um einen Abenteuerfilm, der mit seiner Grundidee zwei Tiger als Hauptfiguren zu installieren, in keiner Weise scheitert, ihm fehlt schlicht ein besserer Rest. Hinsichtlich Drehbuch, Dialogen und Figurenkonstellation wäre mehr drin gewesen. Denn vieles ist zu vorhersehbar, um am Ende noch richtige Gefühle hervorzurufen. Neben der gerade erst angelaufenen mauen Disney-Konkurenz "Die Kühe sind los" erscheint "Zwei Brüder" aber in deutlich besserem Licht, wer also in diesen Tagen gemeinsam mit seinen Kindern ins Kino möchte, sollte sich darauf einlassen.

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