Was ist über einen Film zu sagen, der seinerseits keine Aussage hat? Schon der erste Film mit dem verruchten Namen „Dirty Dancing“ war einer von den Filmen, die nur dazu da sind, nett auszusehen zu sein und Spaß zu machen. Was ja 1987 auch durchaus der Fall war - glaubt man dem bis heute begeisterten Kinopublikum allen wahrheitsgemäßen Verrissen zum Trotz. Während allerdings dem Streifen mit den beiden damals unbekannten Schauspielern Patrick Swayze und Jennifer Grey zugute zu halten ist, irgendwo den Zeitgeist zu treffen, ist dies von seinem Remake wohl nicht behaupten. Denn um ein Remake handelt es sich bei „Dirty Dancing 2“ und nicht um einen zweiten Teil, wie der Titel suggeriert.
Über die Handlung ist nicht viel zu sagen: Reiches Mädchen trifft im Havanna des Jahres 1958 armen Jungen und versucht – edel geht die Welt zugrunde – diesem aus besagter Armut heraus zu helfen. Mittel zum Zweck: Der obligatorische Tanzwettbewerb, und natürlich muss der nette begabte Junge dem schüchternen und tolpatschigen Mädchen helfen, es richtig zu machen. Notwendige Folge des Tanztrainings: die unvermeidliche erste Liebe. Die Darsteller dieser rudimentären Handlung, die beiden Jungschauspieler Romola Garai und Diego Luna, geben sich alle Mühe, ihre Figuren sympathisch auf die Leinwand zu bringen. In Ansätzen gelingt das auch, aber dennoch bleibt es leider bei dem Versuch. So sympathisch die beiden wirken, eine große Liebe während politischer Wirren transportieren sie nicht. Tanzen allerdings können sie beide, aber hier tut sich eine weitere Kluft auf, die „Dirry Dancing 2“ nicht überbrücken kann: Katey und Javier sollen 17 sein; die Leidenschaft, die der havannische Samba braucht, kauft man zumindest der unschuldig agierenden und zunächst enorm blaustrümpfigen Katey einfach nicht ab. Zu schnell geht die Wandlung von der lerneifrigen und schüchternen Schülerin zur heißen Tanzmaus, die durchaus Selbstbewusstsein an den Tag legt. Der Zuschauer fragt sich verwirrt, wo denn das passierte? Möglicherweise ist das aber ein Fehler, den das Drehbuch verbrochen hat, dessen Dialoge und dramaturgischen Elemente leider jeder Beschreibung spotten.
Der einzige einigermaßen gelungene Gag des Films ist der, Patrick Swayze zu dem Tanzlehrer zu machen, der Katey letztendlich den Mut macht, sich zu dem alles entscheidenden Tanzwettbewerb mit Javier anzumelden. Dieser Aufgabe entledigt sich der gelernte Tänzer Swayze mit Bravour und Charme – wer hätte das gedacht! Netter als die hölzerne Katey ist da schon Javier, ein fleißiger Junge, dessen Bruder Carlos sich der Revolution Castros gegen das rechte Batista-Regime angeschlossen hat – sehr zum Missfallen Javiers, der lieber für die Familie arbeiten geht, statt den Che Guevara zu geben. Revolution beginnt eben manchmal doch im Kleinen. Und das ist ein weiteres Manko des Films: Um das Ganze aktueller zu gestalten, immerhin, Zeiten ändern sich, findet das Ganze nicht im gepflegten und politisch völlig harmlosen Nordosten der USA statt, sondern in Havanna, Kuba. Im heißen Bemühen, dem Film etwas gesellschaftliches Gewicht zu geben, spielt die Handlung kurz vor der Revolution Castros gegen den Diktator Batista.
Zugegeben, die Absicht mag nobel sein. Leider gebraucht der Film diese Ereignisse nur als Mittel zum Zweck. Das mag noch in Ordnung sein, solange man bedenkt, dass es sich um einen Film ohne besonderen Anspruch handelt. Man muss Politik in einem Tanzfilm ganz sicher weder in den Vordergrund stellen noch akribisch korrekt darstellen, immerhin handelt es sich in einem solchen um eine Traumwelt und nicht die Wirklichkeit. In dem Moment allerdings, in dem vermittelt wird, Castro hätte das Volk befreit (so, wie Javier es sich sehnlichst wünscht), ist eine solche Darstellung nicht nur falsch, sondern geradezu gefährlich. Mag ja sein, die diktatur-geplagten Kubaner hätten es zu Beginn so empfunden, aber die Handlung erwähnt die spätere negative Wendung, die eine kommunistische Revolution in der Geschichte immer nach sich gezogen hat, gar nicht erst – Hasta la victoria siempre.
So ist der Film eigentlich nur wegen einer Sache zu empfehlen: Das postkartenromantische Havanna. Es scheint nur aus pastellfarbigen Häusern im spanischen Kolonialstil, fröhlichen Menschen, denen die Hautfarbe egal ist, heißer Musik, leidenschaftlichem Tanz und hellgelbem Sonnenlicht zu bestehen. Die Revolution passiert zufällig. Sogar die ärmliche Wohnung von Javiers Familie weist eine gehörige Portion karibischer Romantik auf, wie die wunderbaren Orchideen beweisen, die der nette Junge Mrs. Miller beim ersten Treffen überreicht: „Aus dem Garten meiner Mutter!“ Die Kamera weiß die Bilder schön einzufangen und lässt einen wünschen, stracks vom Kino ins nächste Reisebüro zu laufen und den nächsten Kubaurlaub zu buchen. Wer das also plant, Kuba liebt und die Buena-Vista-Social-Club-Musik auch, dem kann man eine Kinokarte empfehlen. Wer allerdings mehr erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden.