Die Filmstarts-Kritik zu Step into liquid

Aloha! Mit Stacy Peraltas „Riding Giants“ und Dana Browns „Step Into Liquid“ gehen in diesem Sommer gleich zwei Surfer-Dokus an den Start, welche die Herzen aller Freunde dieses Wassersports höher schlagen lassen. Während sich „Riding Giants“ – wie der Titel schon erahnen lässt – in erster Linie mit der Geschichte des Big Wave Surfings beschäftigt, zeigt Dana Browns Dokumentation in mehreren Episoden eine ganze Bandbreite verschiedener Stilarten des Wellenreitens an verschiedenen Surf-Spots rund um den Globus.

„Für jeden von uns begann es exakt gleich“, so Regisseur Dana Brown, „mit der ersten Welle“. Das gilt auch schon für die ganz Kleinen, die am Strand von San Onofre in Südkalifornien ihre ersten Versuche unternehmen, mit dem salzigen Element eins zu werden. Auch Profisurfer Laird Hamilton hat einmal so angefangen, der sich mittlerweile am liebsten auf den riesigen Wellen vor der Nordküste Hawaiis tummelt. Dort entwickelte er das so genannte Tow-In-Surfen, bei dem sich die Wellenartisten von Wasserscootern in Position bringen – und bei Verlust des Gleichgewichts auch von diesen retten lassen. Etwas gemütlicher, aber mit der gleichen Begeisterung lassen es die Surffreaks im Landesinneren angehen, die sich in Wisconsin am Ufer des Lake Michigan auf ihre gewachsten Bretter begeben.

Abgesehen von den Locations in und um die USA werden weitere Spots vor Costa Rica, Tahiti, Australien und den Osterinseln vorgestellt. Als „Surfmissionare“ in mehrfacher Hinsicht verstehen sich die Brüder Chris, Keith und Danny Malloy auf dem Weg zurück zu den irischen Wurzeln ihrer Vorfahren, welche einst in die Vereinigten Staaten emigrierten. Ihre Darbietungen auf den kalten Atlantikwellen vor Irlands Westküste erregen gleichermaßen Skepsis und Neugier bei den Zuschauern. Ein Surfkurs für Kinder und Jugendliche beider Konfessionen lässt schließlich die Welle der Begeisterung sichtlich überschwappen, so dass sich – zumindest im Rahmen dieser Veranstaltung – jegliche politische Differenzen im Sande verlaufen. Unter dem Motto „Surfen als Völkerverständigung“ betätigen sich auch Jim Knost und Sohn Alex während ihres Urlaubs in Da Nang als Surflehrer für vietnamesische Kinder. Für den Kriegsveteranen Jim eine Art Vergangenheitsbewältigung – für alle Beteiligten und den einzigen Surfclub im Land eine große Freude. Ihre Bretter lassen die beiden Touristen bei ihrer Abfahrt gleich dort.

Mit einem dynamischen Wechsel zwischen Abschnitten, die die Akteure auf den Wellen zeigen, und kurzen Interviewsequenzen lässt Browns Dokumentation beim Zuschauer während der ganzen 88 Minuten keine Langeweile aufkommen. Ein besonderer Leckerbissen sind die spektakulären Unterwasseraufnahmen, die bei den zahlreichen Kunststücken der Profis entstanden sind. Ein passender Soundtrack, so abwechslungsreich wie die unterschiedlichen Episoden des Gezeigten, sorgt dabei für eine stimmungsvolle Untermalung der einzelnen Clips.

Für Dana Brown ist das Surfen kein Lebensstil, sondern das Leben selbst – und der individuelle Stil jeweils nur eine Möglichkeit die Wellen zu reiten. Auch die Tatsache, dass das Surfen schon lange keine reine Männerdomäne mehr ist – demonstriert am Beispiel von Koriphäen wie Maureen Dummy, Keale Kennelly, Rochelle Ballard und der fünffachen Weltmeisterin Layne Beachley – unterstreicht das individuelle Potenzial dieses Wassersports. Brown versteht es, diese Botschaft anhand der dargebotenen Vielfalt und dem bewussten Vermeiden von Stereotypen („Real surfers don‘t say dude“) überzeugend zu transportieren, weshalb er mit „Step Into Liquid“ vielleicht eine noch größere Zielgruppe erreichen könnte als Perahas Werk „Riding Giants“. Andererseits ergänzen sich die beiden Filme mit ihren jeweiligen Schwerpunkten sehr gut, und wen der eine Film angesprochen hat, der wird mit großer Wahrscheinlichkeit von dieser Welle mitgerissen werden und auch an dem anderen Gefallen finden.