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    The Fountain
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Fountain
    Von Christoph Petersen

    Brad Pitt, Cate Blanchett und ein Budget von stolzen 75 Millionen Dollar – mit diesen Voraussetzungen hatte Regisseur Darren Aronofsky schon 2002 den ersten Anlauf unternommen, seine epochale Romanze „The Fountain“ auf die Leinwände zu bringen. Wegen kreativer Differenzen zwischen Aronofsky und Pitt im Vorfeld der Produktion wurde dieser jedoch schnell unsanft gestoppt. So musste Aronofsky schließlich mit den etwas weniger klangvollen Namen Hugh Jackman und Rachel Weisz vorlieb nehmen und daraus resultierend auch mit einem auf gerade einmal 35 Mio Dollar zurechtgestutzten Budget auskommen. Die ursprüngliche Fassung des Skripts war dadurch finanziell nicht mehr zu verwirklichen, Aronofsky hat es mittlerweile in limitierter Stückzahl als Comic veröffentlicht. Ob die erste Version von „The Fountain“ an Aronofskys international gefeierten Filme Pi und Requiem For A Dream hätte heranreichen können, lässt sich im Nachhinein kaum beurteilen. Aber zumindest die zweite Fassung, die nun in unsere Kinos kommt, kann es nicht einmal im Ansatz. Zwar scheint das Ausbuhen nach der Pressevorführung bei seiner Premiere in Venedig übertrieben, gänzlich unverständlich (gerade in Anbetracht der überhöhten Erwartungen) ist die Reaktion der Kritiker aber auch nicht.

    Um seine unheilbar an Krebs erkrankte Frau Izzi (Rachel Weisz) doch noch retten zu können, forscht Dr. Tom Verde (Hugh Jackman) unnachgiebig an neuen Medikamenten. Gerade hat er mit dem Mark eines einzigartigen Baumes erstaunliche Resultate an seinen haarigen Probanden erzielt, da soll ihm das Projekt entzogen werden, um die bisherigen Ergebnisse zu sichern, statt sie sofort für weitere Versuche zu verwenden. Im Spanien des 16. Jahrhunderts wird der throntreue Konquistador Verde (Jackman) von seiner Königin (Weisz) zu einer gefährlichen Mission nach Südamerika entsandt, um dort im Reich der Azteken nach dem Baum des Lebens zu suchen – die anscheinend letzte Chance, das Spanien der Eroberer, und damit die Königin selbst vor den Klauen des finsteren Großinquisitors zu bewahren. Im Jahr 2500 schwebt ein Mann (Jackman), nur von einem mächtigen Baum begleitet, in einer glasigen Kugel durchs Universum…

    Die drei Zeitebenen in „The Fountain“ sind zum einen natürlich durch ihre thematischen Parallelen miteinander verwoben – immer geht es ums Forschen, das Bewahren von Leben und Religion in ihren unterschiedlichsten Formen. Aber auch auf der rein inhaltlichen Ebene setzt Aronofsky seine Geschichten in Verbindung – das Band in die Vergangenheit wird schon bald, und auch recht eindeutig aufgeklärt, die Erklärung der Zukunftsepisode gestaltet sich da – vor allem, weil auch am Schluss noch verschiedene Deutungsmöglichkeiten offen bleiben – schon erheblich schwieriger. Wirklich gelungen ist das Nebeneinanderstellen von Historien-Epos, Drama und Sci-Fi-Märchen aber dennoch nicht. Das Geschehen im historischen Spanien wird viel zu sprunghaft und abgehakt präsentiert, als dass es so etwas wie Spannung erzeugen könnte. Die Glaskugelszenen mit dem seinen Baum streichelnden Jackman sind eher unfreiwillig komisch, als dass man hier wirklich ins Grübeln über die Bedeutung der Zeit geraten würde - außerdem lässt hier die eiskalte Inszenierung jedes große Gefühl Jackmans sofort erfrieren. Nur in der Gegenwart kann sich die eigentlich ansprechend-komplexe Liebesgeschichte ab und an gegen Aronofskys verquaste, unnötig metaphorische Erzählweise durchsetzen – hier kann man erkennen, welches Potential eigentlich in der Geschichte steckt, hätte der Regisseur nicht stets peinlich genau darauf geachtet, möglichst prätentiöses Kunstgewerbe abzuliefern.

    Schon in Aronofskys Low-Budget-Erstling Pi, in dem eine jüdische Sekte mit Hilfe einer mathematischen Formel den Zahlencode der Thora entschlüsseln wollte, hat Religion eine große Rolle gespielt. Und in „The Fountain“ hat diese sogar noch erheblich an Bedeutung hinzugewonnen. Jede der drei Episoden ist mit religiösen Anspielungen bis zum bersten voll gestopft, wobei diese aber dennoch nie über oberflächliche Beliebigkeit hinauskommen. Mit dem nach Macht strebenden Großinquisitor wird in der Spanien-Passage zwar so etwas wie Kirchenkritik angestimmt, welche aber nach zwei zu harmlosen Szenen auch schon wieder verstummt. Auch der in dieser Episode der Versuchung erliegende Verde ist beileibe keine sonderlich neue Idee – und auch die recht konventionelle Ausarbeitung sollte niemanden mehr vom Hocker hauen. Die Gegenwart wirft da zumindest noch ein paar Glaubens- und Moralfragen auf, die nicht aus der Mottenkiste stammen – und ist damit einmal mehr ein Indikator dafür, was bei „The Fountain“ eigentlich alles möglich gewesen wäre. Und die Zukunft kommt dann mit nicht mehr als aufgesetztem New-Age-Schnickschnack daher, der so ausgelutscht ist, dass er wohl selbst Madonna nicht hinter dem Ofen hervorlocken würde.

    In einem so ungreifbaren Film wie „The Fountain“ eine tragende Rolle zu spielen, ist für keinen Schauspieler eine einfache Sache – vielleicht auch einer der Gründe, warum Brad Pitt aus dem Projekt ausgestiegen ist. Zumindest Hugh Jackman (Van Helsing, X-Men, Kate und Leopold) ist an dieser Herausforderung nun größtenteils gescheitert. Ohne seine Rollen mit irgendetwas in Verbindung setzen zu können, spielt er die vollen 96 Minuten am absoluten Limit, wodurch er leider viel zu oft ins Theatralische abgleitet, feine Nuancen und leisere Zwischentöne sogar vollständig vermissen lässt. Viel besser stellt sich hingegen Rachel Weisz (Die Mumie, Constantine, Das Urteil) an, die nach dem Nebenrollen-Oscar 2006 für Der ewige Gärtner nun auch in „The Fountain“ einmal mehr ihre Stellung als Ausnahmedarstellerin rechtfertigt - sie schafft es nämlich, Izzi mit genug vorsichtigem Charme und emotionaler Tiefe zu verkörpern, so dass ihre Figur im Gegensatz zu Jackmans stets glaubhaft bleibt und nicht dauern zu einem überhöhten Etwas verkommt.

    In „The Fountain“ lassen sich zahlreiche beeindruckend-schöne Bilder finden, keine Frage. Vor allem die psychedelischen Hintergründe in der Zukunft, die Aronofsky aus Geldmangel nicht mittels CGI generieren ließ, sondern die stattdessen das Ergebnis von Mikroskopaufnahmen chemischer Reaktionen in einer Petrischale sind, behält man noch lange im Gedächtnis. Dennoch wirken die Aufnahmen stets zu bemüht, gewollt und im Endeffekt auch aufgesetzt – man würde sie sich lieber als Poster an die Wand hängen, statt sich von ihnen eine Geschichte im Kino erzählen zu lassen. So ist „The Fountain“ schließlich doch nicht mehr als schön anzusehendes Kunstgewerbe, gegen das sich Geschichte und Darsteller leider nur in den allerwenigsten Szenen durchsetzen können.

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