Was lässt sich über den neuen Indiana Jones Film sagen? Musste man die Franchise nach knapp 20 Jahren wiederbeleben? Nein. Ist Harrison Ford zu alt für die Rolle? Nein. Ist der vierte Teil so gut wie die Vorgänger? Nein. Ist Indiana Jones 4 dennoch ein guter Film? Ja, und das sollte man erstmal so stehen lassen.
Ein Problem hat Indy 4 sicherlich, und das hat weder etwas mit der Besetzung noch mit der Story zu tun. Das Problem ist, dass Fans der alten Filme hier sicherlich einen Überfilm als Rechtfertigung für die Wiederbelebung erwartet haben und das ist das Kristallschädelkönigreich nicht. Aber, sind es die alten Filme eigentlich, mal abgesehen von ihrem Kult- und Klassikerstatus? Eigentlich nicht, nein. Jäger des verlorenen Schatzes ist einer der besten Abenteuerfilme, die ich kenne und eines von Spielbergs Meisterwerken. Tempel des Todes und Letzter Kreuzzug sind zwei gute Sequels, aber sie sind keien Überfilme, die einen aus dem Sessel springen lassen. Und Teil 4 ist das auch nicht. Sicherlich, qualitativ sind dieVorgänger besser, aber andererseits traut sich auch keiner von ihnen das, was sich Teil 4 traut. Die Bundeslade inklusive göttlicher Geister, okay! Der heilige Gral der sofort Wunden heilt, warum nicht? Aber Aliens? In einem Indyfilm? Nein, das passt nicht? Aber momentmal, wieso eigentlich nicht? Indiana Jones war immer Fantasy und muss Fantasy denn immer nur mythische Grundlagen haben oder ist es nicht gerade genial mal einen neuen Mythos einzubauen, mit dem sich die Mneschheit gerne beschäftigt. Die Geister werden sich daran sicher scheiden, genau wie an dem Ende des ganzen, in dem Indy, der coole Indy, Held unser Kindheit, etwas ganz uncooles macht: Er heiratet. Dass er eine der wahrscheinlich besten weiblichen Rollen in einem solchen Abenteuerfilm heiratet ist dabei nebensächlich, denn ein Indiana Jones heiratet doch nicht. Oder ist es nicht doch nachvollziehbar, dass ein mitte 50jähriger, der ausser seiner Arbeit nichts mehr im Leben hat eine Frau heiratet in die er schon als junger Mann und dann wieder als mittelalter Mann verliebt war. Wiegesagt, auch hieran werden sich die Geister scheiden, aber man kann Spielberg nicht vorwerfen, dass er es sich einfach gemacht hat mit der Wiederbelebung seines Helden. Und das sind auch nicht die Probleme die Indy 4 für mich hat. Auch dass der Held der Geschichte in einem Kühlschrank eine Atombombenexplosion übersteht ist es nicht. Und fühlbare Längen hatte der Film glücklicher Weise auch nicht mehr als die Vorgänger. Das Problem ist, dass man bei diesem Teil (und das ist vielleicht der Fluch des Versuches so eine Reihe wiederzubeleben) den Fans möglichst viel von dem geben wollte was bei Indy mal angesagt war: viel Action, viel Humor. Aber leider ist man da übers Ziel hinausgeschossen, denn wenn es immer noch cool ist, wie Indy den bösen Soldaten eins auf die Nase haut und dabei der unverkennbare Schlagsound ertönnt, so ist es doch irgendwie uncool wie Indys Sohn sich mit einer Herrschar süsser Affen per Lianen durch den Jungel schwingt und direkt im Wagen der bösen landet. Besser wäre es gewesen gegen Ende wieder stärker auf den Aspekt Abenteuerfilm einzugehen, als Actioneinlage an die nächste zu reihen, aber das war bei Tempel des Todes auch nicht anders. Qualitativ besser, ja, aber nicht anders.
Zudem gibt es auch irgendwie einfach zuviele neue Nebenrollen. Indy, Marion und Mutt sind schon ein nettes Team, dann nehmen wir meinetwegen noch Oxley dazu, da der wichtig für die Geschichte ist. Aber was soll dann noch Mac, der, wie Indy schon treffend herausstellt, am Ende ein dreifacher Spion ist. Die Rolle hätte man auch einfach weglassen können, denn die Figur kennt eh niemand und dem Film bringt sie auch nicht wirklich viel.
Was bleibt? Nun, Indy ist älter geworden, sowohl die Figur als auch die Franchise und diesen Unterton hat der Film auch konsequent behalten. Er ist nicht mehr auf Augenhöhe mit der Ausgangstrilogie und er waagt inhaltlich viel neues und wird damit nicht bei jedem ankommen, vorallem nicht bei denen die sich ein klassiches Abenteuer erhofft haben. Aber Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ist ein guter Film, und das sollte man erstmal so stehen lassen.