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    Winterkrieg
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    Michael S.
    Michael S.

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    3,5
    Veröffentlicht am 17. November 2015
    Aus Finnland erwartet man als erstes nicht unbedingt ein großes Filmepos über den Zweiten Weltkrieg. Doch die Finnen haben es getan und das schon vor einer ganzen Weile. Pekka Parikkas Kriegsfilm von 1989 ist soeben in einer dreistündigen Langfassung beim Label Pandastorm Pictures auf Deutsch für das Heimkino erschienen. Ein Film, der es in vielerlei Hinsicht in sich hat.
    Zusammen mit vielen anderen schließen sich die Brüder Martti und Paavo 1939 der finnischen Armee an. Die Rote Armee der Sowjetunion hat zuvor Gebiete in der Grenzregion der beiden Länder besetzt. Anfangs hofft man noch laut und leise auf die laufenden Verhandlungen, doch schließlich wird der Krieg unausweichlich. Eine halbe Million russische Soldaten rückt samt Panzern vor. Eine Annektierung droht, wie es den baltischen Staaten bereits geschehen ist. Im tiefsten finnischen Winter schlagen die beiden Armeen verlustreiche Schlachten um jeden Meter Land.
    Der Film ist eine Tortur. Im positiven Sinne. Das viel beschworene Grauen des Krieges wird durch die kompromisslose Inszenierung greifbar wie selten. Bei geschätzten vierzig Minusgraden kämpft ein unterlegener Haufen finnischer Soldaten gegen die übermächtige Sowjetarmee. Obwohl deren Truppen immer wieder vorstoßen, weichen die Finnen nicht zurück. Zudem kennen sie das Land besser als ihr Feind und müssen manche kreative Idee ersinnen, um nicht vollends überrannt zu werden. Zwischen den Angriffen versucht man, ein Stück Normalität aufrecht zu erhalten. Da wird die Mandoline gezupft, eine echte finnische Sauna gebaut und sogar ein Weihnachtsgottesdienst abgehalten. Besonders bewegend gerät eine Szene, in der die Finnen den Angreifern aus Trotz und verzweifelter Hoffnung das Weihnachtslied "Vom Himmel hoch, da komm' ich her" entgegenbrüllen. Die Sowjets sind im Rahmen der Handlung zwar nicht mehr als Feinde, die abgeschossen werden müssen, aber trotzdem gelingt es dem Film, nicht zu einem tumben Rechtfertigungsdrama mit eingestreuten Sentimentalitäten zu verkommen.
    Pandastorm hat hier wieder einmal einen überaus interessanten Film ausgegraben, der nach seinem Erscheinen sogar in das Rennen um den Oscar als bester ausländischer Film geschickt wurde. Schwer verständlich, dass er nicht gewonnen hat, aber Winterkrieg wurde immerhin mit dem finnischen Filmpreis Jussi in mehreren Kategorien ausgezeichnet. Zu recht. Die großen Bilder und die authentische Ausstattung müssen sich vor keiner anderen internationalen Prduktion verstecken. Hunderte von Statisten und dutzende Darsteller mit Sprechrollen füllen gleichzeitig das Bild und verdeutlichen die Ausmaße der Angriffe. Wenn man nicht wüsste, dass der Film bereits mehr als zwanzig Jahre auf dem Buckel hat, dann könnte es beinahe eine Produktion auf heutigem Niveau sein. Die durchweg echten Explosionen überzeugen dabei weit mehr als mancher glattgebügelte digitale Effekt.
    Die frisch erschienene BluRay-Ausgabe enthält den kompletten Director's Cut, der es auf stolze drei Stunden Spielzeit bringt. In den vielen Szenen verliert ab und zu man ein wenig den Kontakt zu den Hauptcharakteren, was aber auch am allgemeinen Chaos in den Schützengräben liegen kann. Im Vergleich zum intensiv ausgearbeiteten Rest der Handlung kommt das Ende fast ein wenig plötzlich und beiläufig daher, ein Epilog fehlt in beiden Filmfassungen. Das Bild wirkt sehr "filmisch" körnig und ausgefärbt, ähnlich wie die schmutzigweiße finnische Tundra und der bleigraue Himmel.
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