„Bloody Sunday“ ist einer der krassesten Filme, die ich in letzer Zeit gesehen habe. Niemand wird Hochglanz-Kino oder seichte Unterhaltung erwarten, wenn er Greengrass „Bloody Sunday“ ausleiht/sieht, doch das der Film derart intensiv ist, hätt ich nicht erwartet.
Es handelt sich um einen sehr sehenswerten Film, der es versteht auf eindringlichste Weise die Gefühle der Ohnmacht und Ungerechtigkeit zu transportieren. Im Vordergrund steht klar die Darstellung der Ereignisse, die gewählte Form (besagter Dokumentarstil) ist dabei stimmig und trägt zur Authentizität bei. Während als einziges Musikstück U2s „Sunday, Bloody Sunday“ im Abspann erklingt, lief es mir kalt den Rücken herunter.
Es steht zwar außer Frage, dass der Film nur eine Momentaufnahme eines vielschichtigen Konflikts bieten kann. Zu jedem Konflikt gehören zwei Seiten und „Bloody Sunday“ schlägt sich eher auf die Seite der katholischen Iren. Andererseits ist aber auch fraglich, wie die Ereignisse dieses 30. Januar 1972 nach heutigem Erkenntnisstand dargestellt werden sollten, ohne die oben angesprochenen Gefühle zu erzeugen und punktuell Partei für die Mehrzahl der friedlichen Demonstranten zu ergreifen.
Dieser Film regt somit zum Nachdenken an. Zwar sollte dabei nicht vergessen werden, welchen Einfluss die IRA auf die jahrelange Gewaltspirale genommen hat (auch wenn dieser Aspekt im Film relativ kurz kommt), der Film lässt aber genau die Einblicke zu, die dabei helfen können die Verzweiflung und Ohnmacht von Menschen zu verstehen, denen grundlegende Menschenrecht vorenthalten und die quasi zu rechtlosen Subjekten degradiert werden. Ein Blick auf die Landkarte gen Süd-Osten genügt und es sollten erschreckende Assoziationen wach werden.
Die Geschichte zu kennen ist wichtig, hierbei trägt der Film hoffentlich dazu bei, dass sich mehr Menschen mit Schlüsselereignissen wie dem Blutsonntag auseinandersetzen. Gleichzeitig lässt das gezeigte Unrecht und die Ohnmacht eine Abstraktion auf eine Metaebene zu und ist somit aktueller den je.