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    Kaena
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Kaena
    Von Daniela Leistikow

    Ein Film namens „Kaena“? Während sich der Titel für europäische Ohren eher kryptisch anhört, dürfte der Name des ersten französischen CGI-Films (das bedeutet „Computer Generated Imagery“) vor allem auf Hawaii für einige Verwirrung sorgen: „Ka’ena“ heißt auf Hawaiianisch „Hitze“. Während die Hawaiianer also möglicherweise erwarten, Robert de Niro (Heat) auf der Leinwand zu sehen, erwartet uns in „Kaena – Die Prophezeiung“ ein Animations-Märchen mit religiösen Akzenten.

    Der Planeten Axis steht kurz vor seiner Zerstörung und auch seinen Bewohnern geht es nicht gerade gut: Der einzige Lebenszweck der menschliche Bevölkerung ist es, den immer knapper werdenden „Saft“ für die Götter abzubauen, deren Allmächtigkeit und Rachsucht ständig von einem fanatischen Hohepriester beschworen wird. Beschaffen die Menschen nicht genug Saft, trifft sie der Zorn der alienartigen Götter in Form von gefräßigen Flugmonstern oder Erdbeben. Nur eine rebellische junge Frau namens Kaena widersetzt sich den angeblich göttlich legitimierten Geboten des Hohepriesters. Von Neugier getrieben erforscht sie ihre Umwelt, anstatt Saft für das nächste Götteropfer aufzutreiben. Doch nicht nur ihr Forschergeist macht die Titelheldin zu etwas Besonderem: In ihren Träumen hat Kaena prophetische Visionen von einem Land, in dem es genug Saft für alle gibt und ihr Volk nicht von den Göttern versklavt wird. Als Kaena schließlich sogar die Existenz der Gottheiten in Frage stellt, wird sie als Ketzerin aus dem Dorf vertrieben und begibt sich auf eine abenteuerliche Reise in das Innere von Axis, um die Welt vor ihrem Untergang zu bewahren. Dort entdeckt sie ein schreckliches Geheimnis.

    Im betont knappen Outfit einer Manga-Comic-Figur und mit einem Vorbau à la Lara Croft turnt Kaena durch ihre dem Untergang geweihte Welt. Für einen durchdachten Plot war bei so opulenter Oberflächlichkeit anscheinend kein Platz mehr. Man fühlt sich während der Dialoge oft wie in einem PC-Rollenspiel, wenn man eine Figur anspricht, mit deren Aussagen man noch nichts anfangen kann, weil noch ein paar Puzzleteile bis dahin fehlen. Diese Handlungs-Puzzleteile werden bei „Kaena“ jedoch leider nicht zu einer fesselnden Story zusammengesetzt. Die Menschen von Axis werden zum Beispiel in ständiger Angst vor dem „Großen Vergessen“ gehalten und so von den alienähnlichen Seleniten, die natürlich keine Götter sind, ausgebeutet. Dieses „Große Vergessen“ scheint auch die Macher von „Kaena“ befallen zu haben, die in keiner Weise andeuten, was das denn nun eigentlich sein soll und warum man davor Angst haben muss. Viele Geschichten mit Konflikt-Potential, aus denen eine vielschichtigere Story hätte entstehen könne, werden nur angedeutet: So wurden auch Kaenas Eltern wegen ihres Unglaubens verbannt und die hellsehende Heldin deswegen vom Hohepriester aufgezogen.

    Blendet man die Dialoge aus und konzentriert sich auf das Visuelle, macht „Kaena“ etwas mehr Spaß - auch wenn viele Figuren wenig originelle Abziehbilder aus Science-Fiction-Klassikern wie Alien oder „Dune“ sind. Wie Aliens aus Apfelsaft wirken die möchtegern-göttlichen Seleniten, die dem Original an Schleimigkeit in nichts nachstehen. Die Menschen haben etwas Insektenartiges und sehen mit ihrer hellbraunen Haut und ihrer orientalisch angehauchten Kleidung sehr ägyptisch aus. Das dritte Volk, das Axis sein zu Hause nennt, sind extrem sprachbegabte Würmer, die durch mechanische Körper-Surrogate sogar Arme und Beine haben und deren Äußerungen zumeist genauso albern klingen, wie ihr Aufzug aussieht. Das restliche Design der Welten von Axis hingegen ist sehr stimmig und schön anzusehen: In Kaenas Heimat ist alles in Braun- und Grüntönen gehalten, die Welt der Würmer wird in vielen Blauschattierungen in Szene gesetzt.

    So facettenreich die Umwelt ist, desto mehr lässt die emotional Ausdrucksfähigkeit der Figuren zu wünschen übrig. Um Gefühle wie Liebe oder Angst darzustellen, ist deren Mimik zu statisch und auch die Bewegungen der Protagonisten sind manchmal etwas abgehackt und nicht ganz lebensecht. Der Grund dafür ist vermutlich das geringe Budgets von „Kaena“: Für die Bilder wurde ausschließlich Spielesoftware mit hoher Auflösung verwendet und keine Spezialsoftware wie bei US-Animationsfilmen. In Anbetracht dieser begrenzten Möglichkeiten ist die Leistung des jungen pariser Produktionsteams Xilam erstaunlich.

    Fazit: „Kaena“ ist eine teils ganz hübsch anzusehende Melange aus Science-Fiction- und Anime-Elementen, mit einer schwachen Story und einer Animationstechnik, die im Vergleich zu amerikanischen Produktionen genauso wenig mithalten kann, wie die Effekte von Matrix Reloaded mit denen von Herr der Ringe - Trilogie.

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