„Verbrechen verführt“ ist eine wenig spektakuläre, aber liebevoll gestaltete und gekonnt umgesetzte britische Komödie, die zeigt, wie unterhaltsam Kurzweil und wie bezaubernd Minnie Driver sein kann.
Shannon (Minnie Driver) kommt an ihrem Geburtstag nach Hause und freut sich, endlich mit ihrem Freund Ray (Darren Boyd) Essen zu gehen. Doch dieser hängt lieber vor seinen Abhörgeräten, um die aufgeschnappten Gespräche in ihre Einzelteile zu zerlegen und mit ihnen den ultimativen urbanen Techno-Sound zu kreieren. Nach einem kleinen Streit verlässt Ray die Wohnung und Shannon zieht mit ihrer besten Freundin Frances (Mary McCormack) durch die Stadt. Die beiden landen dann schließlich angetrunken wieder in Shannons Wohnung und hören zufällig über Rays Gerätschaften mit, wie Möchtegern-Gangster Danny (Danny Dyer) seiner Freundin davon erzählt, wie er just in diesem Moment bei einem Banküberfall für die große Nummer Manson (Kevin McNally) Schmiere steht. Shannon und Frances erkennen sofort, dass es sich um eine Bank ganz in der Nähe handelt, fackeln nicht lange und gehen zum örtlichen Polizeirevier. Dort schenkt ihnen angesichts einer Flut von Kleinkriminellen und einem Mangel an Beweisen niemand Glauben und so kommt den beiden eine abenteuerliche Idee. Da sie Dannys Handy-Nummer kennen, rufen sie ihn an und erpressen ihn: "Geld her oder Polizei am Hals". Da Danny mit dieser Situation gänzlich überfordert ist, schalten sich schnell Boss Manson und Ober-Boss Kerrigan (Michael Gambon) ein und prompt ist dem femininen Duo die halbe Londoner Unterwelt auf den Fersen.
„Verbrechen verführt“ schlägt in die Kerbe des klassischen britischen Gangsterfilms und erinnert damit unweigerlich an den noch recht frischen "Snatch". Trocken, schnell, überraschend und wenig zimperlich: Das sind die Begriffe, die dieses Genre umreißen. „Verbrechen verführt“ verbindet das Ganze mit einem klassischen Buddy-Movie und bietet als Novum mit Minnie Driver und Mary McCormack die Besetzung von zwei Frauen in den Hauptrollen. Und diese Mischung geht im Rahmen einer gewissen Innovationsarmut durchaus auf.
Die Geschichte ist interessant und es macht Spaß, dem Gespann aus Krankenschwester und erfolgloser Schauspielerin beim Erpressen der Spitze der Londoner Verbrecherwelt zuzusehen. Da wird der erste Anruf bis ins kleinste Detail geplant; vom Akzent (Frances ist eigentlich Amerikanerin) bis hin zur Anzahl der verwendeten kräftigeren Ausdrücke und wenn die eher ruhige Shannon dann beim alten Spiel „Guter Cop, böser Cop“ plötzlich in der Rolle des bösen Cops ungeahnt aufgeht, muss man sich wundern, wozu Minnie Driver imstande ist. In diesem Zusammenhang sollten noch einige Worte zum Thema Synchronisation gesagt werden: Dieser Film kann in meinen Augen im Deutschen nicht funktionieren. Die Dialoge leben von den klassischen ur-englisch intonierten Onelinern wie "you bloody motherfucker", die sich einfach nicht ins Deutsche übertragen lassen. Hinzu kommt das Schau- und Dialektspiel von Frances vor und während den Anrufen, dem erwartungsgemäß eher wenig Bedeutung beigemessen werden wird. Der Besuch der OV oder OmU (deren Untertitel allerdings auch eher unterdurchschnittlich sind) wird dringendst empfohlen!
Nun aber zurück zum Film: Der Stil der klassischen Gangster-Klamotte made in Britain setzt sich auch bei den hart umrissenen Charakterzeichnungen fort. Da haben wir das Polizisten-Duo, das sich gerne kabbelt, von denen einer meistens geistig abwesend ist und alles falsch versteht. Dass die beiden die Lösung des Falles nicht einmal sehen, wenn sie die Verdächtigen vor der Nase haben, versteht sich von selbst. Da wäre der nationalistische Mini-Boss in der Gangster-Hierarchie, der Waffen sammelt und seinen - vorzugsweise schwulen - Ober-Boss eigentlich zum Kotzen findet, aber trotzdem zu jeder Zeit Männchen macht. Das alles ist wenig innovativ - was übrigens auch für das musikalische Rahmenprogramm gilt - doch „Verbrechen verführt“ verpackt diese altbekannten und -geliebten Elemente in ein relativ frisches Outfit, legte beim Casting Sorgfalt an den Tag und schafft es im Finale sogar, den Zuschauer mit einigen kleinen Twists wenigstens kurz hinters Licht zu führen. Das wahre Kunststück liefert der Film jedoch mit dem gekonnten Ausbalancieren der komödiantischen und spannenden Momente.
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