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    Faculty - Trau keinem Lehrer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Faculty - Trau keinem Lehrer
    Von Jens Hamp

    Ende der Neunziger löste Wes Cravens Scream eine wahre Welle an Teen-Horrorfilmen aus, in denen sich amerikanische Jugendliche mit maskierten Bösewichtern herumplagen mussten. Doch nicht nur der Name des genreprägenden Regisseurs – Craven ersann in den Achtzigern auch die Killerikone Freddy Kruger – wurde als entscheidender Faktor für die Überflutung der Kinosäle mit einfallslosen Epigonen gewertet. Die qualitative Ausnahmestellung von Scream wurde insbesondere auch mit dem Drehbuch des Debütanten Kevin Williamson verknüpft. Dieser spielte mit einer ungeahnten Leichtigkeit mit Genreklischees und wandelte so auf dem schmalen Grat zwischen Parodie und klassischem Slasherkino. Trotz dieses anfänglichen Lobes konnte Williamson – abgesehen von der erfolgreichen Teenie-Soap „Dawson’s Creek“ – nie richtig Fuß in Hollywood fassen. Auch „The Faculty“, die kreative Zusammenarbeit mit der Independent-Ikone Robert Rodriguez, kann die hohen Erwartungen über weite Strecken nicht erfüllen.

    Eine High School, wie es sie in jeder amerikanischen Kleinstadt gibt. Die Schüler spalten sich in kleine Grüppchen auf. Die Lehrer haben – abgesehen von wenigen Idealisten – die Lust an ihrem Beruf verloren. Urplötzlich beginnen die Lehrer jedoch, sich seltsam zu verhalten, fast so, als seien sie von irgendetwas besessen. Schon nach kurzer Zeit wirkt sich dieser Befall auch auf die ersten Schüler aus. Logische Schlussfolgerung für eine sechsköpfige Gruppe von „Normalverbliebenen“: Außerirdische haben die Kontrolle über die Schule übernommen. Die einzige Möglichkeit, diesem Spuk ein Ende zu bereiten, ist, den Anführer der Aliens unschädlich zu machen. Doch wie soll dieser gefunden werden?

    Obgleich Robert Rodriguez auch in „The Faculty“ ein gewisses Gespür für eine interessante Inszenierung nicht vermissen lässt, kommt sein Beitrag zum Teenie-Horrorgenre nur selten richtig in Fahrt. Und dabei ist gerade der für Rodriguez typische Prolog vor den Eröffnungscredits derartig viel versprechend: Nach einer abendlichen Sitzung des Kollegiums vergisst die Direktorin ihren Schlüssel im Lehrerzimmer. Sie kehrt alleine zurück und wird plötzlich von dem scheinbar durchgeknallten Football-Trainer (Robert Patrick, Terminator 2) attackiert und durch die dunklen Gänge der High School gehetzt. In dieser nur wenige Minuten langen Szene ist die Handschrift des Drehbuchautors deutlich zu erkennen. Zielsicher und äußerst effektiv spielt Kevin Williamson mit den klassischen Genreversatzstücken und steigert die Spannung auf ein hohes Niveau, um zum Abschluss noch eine fiese Pointe zu liefern, die perfekt zur Einblendung des Titels überleitet.

    An diesen anfänglichen Schwung kann der Rest des Films leider nur noch selten anknüpfen. Nach einer stilsicheren Vorstellung der Charaktere – während eines kurzen Standbildes wird der gesprayte Name eingeblendet – wird sich erst einmal mühsam durch den Schulalltag gekämpft. Und das ist für den Zuschauer aufgrund der klischeebelastenden Figuren nicht leicht. Trotz aller Differenzen raufen sich das Mauerblümchen (Clea DuVall, The Grudge, Identität), der bedingt intelligente Sportler (Shawn Hatosy, 11:14, Alpha Dog), der sympathische Rebell (Josh Hartnett, Pearl Harbor, The Black Dahlia), die geheimnisvolle Neue (Laura Harris, Severance), die ehrgeizige Schulreporterin (Jordana Brewster, The Fast And The Furious, Texas Chainsaw Massacre: The Beginning) sowie der strebsame Außenseiter (Elijah Wood, Herr der Ringe - Trilogie, The Oxford Murders) zusammen. Natürlich gibt es in dieser Phase die üblichen Reibereien zwischen den stereotypen Protagonisten, aber ebenso ist absehbar, dass die ungewöhnliche „Bestimmung“ der Gruppe mit der Zeit zusammenschweißen wird.

    Besonders ärgerlich ist bei dieser klischeebeladenen Alienjagd, dass eine gruselige Atmosphäre nicht dauerhaft aufgebaut werden kann. Sicherlich gibt es hin und wieder Spannungsspitzen, etwa der aus einem Wandschrank beobachtete Angriff auf die Schulkrankenschwester (Salma Hayek, Desperado, From Dusk Till Dawn) oder das in der schuleigenen Schwimm- und Sporthalle lokalisierte Finale. In der Zwischenzeit wird der Film allerdings viel zu häufig ausgebremst und nur noch von dem laut rockenden Soundtrack vorangetrieben. Dessen Songs sind allerdings weise ausgewählt. Namhafte Bands wie Creed, The Offspring und Soul Asylum interpretieren alte schul- und jugendorientierte Rockklassiker wie Alice Coopers „School’s out“ neu. Das mag zwar nicht immer übermäßig kreativ wirken – es passt jedoch bestens zum Handlungsort des Films.

    Würde man „The Faculty“ nur unter dem Gesichtspunkt „Spannung“ betrachten, wäre wahrscheinlich nicht einmal der Genredurchschnitt erreicht. Zwar ist es für die Zielgruppe amüsant, dass die Lehrer als vermeintliche Oberbösewichte klassifiziert werden. Aber dieses Lehrkörper-Bashing funktioniert auch nur, weil die Pauker von so großen Namen wie der mehrfach Oscar nominierten Piper Laurie („Carrie“), dem TV-Urgestein Jon Stewart („The Daily Show“) und Famke Janssen (X-Men, Hide And Seek) verkörpert werden.

    Die immer wieder aufblitzenden Qualitäten Kevin Williamsons sind allerdings bei einer bewussten Betrachtung der Details zu erkennen. Wenn das Sportass seine Karriere auf dem Footballplatz an den Nagel hängen und lieber mit schulischen Leistungen überzeugen möchte, ist das sicherlich schon eine kleinere Verschiebung der üblichen Genreklischees. Ein deutlicher Bruch der Genre-Manifeste ist aber unzweifelhaft, dass den Hauptfiguren der Konsum chemischer Drogen aufgezwungen wird – denn während Kurt Russell in Das Ding aus einer anderen Welt noch einfach das Blut seiner Mitstreiter untersuchte, um herauszufinden, wer den außerirdischen Parasiten in sich trägt, ist Ende der Neunziger das Schniefen von „Glückstaub“ der einzige Weg, um herauszufinden, wessen Körper bereits von den Außerirdischen übernommen wurde.

    „What if your teachers really were from another planet?”

    „The Faculty“ wäre vermutlich schon längst in Vergessenheit geraten, wenn die Hauptrollen nicht mit zahlreichen Jungdarstellern besetzen wären, die sich mittlerweile in der Traumfabrik etablieren konnten. Denn abgesehen von einer stimmungsvoll inszenierten Eröffnungssequenz kann das Drehbuch nie die für einen Gruselfilm angemessene Atmosphäre entfalten oder mit gelungenen Überraschungen punkten. Sicherlich gibt es gerade im Bereich des High-School-Horrors noch zahllose Scream-Epigonen, die wesentlich einfallsloser daherkommen. Schließlich eignet sich „The Faculty“ zumindest als Science-Fiction-Grusel für zwischendurch – fortgeschrittene Cineasten sollten aber lieber auf die älteren „Körperfresser“-Filme von Don Siegel und Philip Kaufman zurückgreifen. Die spielen qualitativ dann doch noch in einer ganz anderen Liga.

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