Wie so viele talentierte Regisseure sind die Brüder Oxide Pang Chun und Danny Pang mittlerweile dem Lockruf des Geldes nach Hollywood gefolgt, wo sie mit ihrem Einstiegswerk The Messengers allerdings nur tiefes Mittelmaß produzierten. Trotzdem darf man mit Spannung auf ihren zweiten amerikanischen Film blicken. Mit Nicolas Cage in der Hauptrolle kommt 2008 Bangkok Dangerous in die Kinos. Es ist ein Remake ihres gleichnamigen eigenen Werkes und der stylishe Heroic-Bloodshed-Thriller ist immer noch der beste Film, den die Pangs bisher abgeliefert haben.
Schon seit seiner Jugend leidet Kong (Pawalit Mongkolpisit) darunter, dass er taubstumm ist. Die anderen Kinder hänselten ihn und bewarfen ihn mit Steinen. Erst in einem Schießstand, in dem er als Putzmann arbeitete, lernte er Freunde kennen. Er traf Jo (Pisek Intrakanchit) und dessen damalige Freundin Aom (Patharawarin Timkul), die öfters zu Schießübungen kamen. Jo zeigt sich begeistert von dem Potential des jungen Kong, der eine Waffe dank seiner Behinderung ohne zu zucken immer und immer wieder präzise abfeuern kann. Jo, selbst Auftragskiller, bildet Kong aus und gemeinsam erledigen sie Aufträge, die Aom ihnen besorgt. Seitdem Jo bei einer Schießerei an der Hand verletzt wurde, erledigt Kong die Jobs meist alleine. Er ist so gut, dass er sogar schon nach Hongkong geschickt wurde, um dort Aufträge, bzw. Menschen, zu erledigen. Doch eines Tages verliebt sich Kong in Fon (Premsinee Ratanasopha), die in einer Apotheke arbeitet. Mit ihr verbringt er die glücklichsten Tage seines Lebens bis sie erfährt, welchem Beruf er nachgeht. Die Liebe scheint am Ende und parallel fällt Jo noch einem Mordkomplott zum Opfer...
Die Zwillingsbrüder Oxide Pang Chun und Danny Pang zeigen bei ihrer ersten gemeinsamen Regiearbeit (Oxide hatte vorher schon einen Film gedreht, für Danny war es das Debüt), was für ein großes Potential in ihnen steckt, aber auch, wo ihre Wurzeln liegen. Beide sind eigentlich Hongkong-Chinesen und das merkt man dem Film, den sie allerdings – wie alle ihre ersten Werke - für thailändische Produzenten und mit einheimischer Crew in Bangkok drehten, an. Die Parallelen zu den Heroic-Bloodshed-Filmen a la John Woo sind unverkennbar. Genauso unverkennbar ist es, dass beide auch als Cutter tätig sind (Danny Pang war in dieser Funktion zum Beispiel am hervorragenden Krimidrama Infernal Affairs beteiligt). Die visuellen Spielereien mit schnellen Schnitten, verschiedenen Kameras und Bildqualitäten erschlagen den Zuschauer teilweise förmlich und gehen an die Grenze des visuell ertragbaren, aber nie darüber hinaus.
Oftmals sind es aber gerade diese visuellen Kunststücke, die den Film interessant machen. Eine Szene gehört zum Sehenswertesten, was das Actioncinema in den vergangenen Jahren hervorgebracht hat. Kong geht einen Flur entlang in Richtung des Raums, wo sich die Mörder seines Freundes Jo befinden. Wie ein Geist läuft ein zweiter „Kong-Schatten“ nebenher. Die verlangsamt ablaufende Sequenz wird aber immer wieder durch kurze flashbackartige Szenen unterbrochen. In diesen sieht man die Mörder von Jo im Kugelhagel sterben. Während Kong den Flur lang läuft, erkennt man also schon seine Tat, die er am Ende begehen wird. Diese Art der Inszenierung nimmt der Szene zum einen jegliche platte Brutalität, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass der Eindruck der Bilder deutlich härter ist.
Im krassen Gegensatz zu den zahlreichen Schießereien ist die Liebesbeziehung zwischen Kong und Fon inszeniert. In ruhigen, sehr schönen Bildern sieht man, wie sich die beiden aufgrund der Taubstummheit von Kong mit Hilfe von Gesten näher kommen und schließlich ineinander verlieben. Sogar einige komische Momente blitzen hier auf, so beim Abendessen mit Fons Großmutter, die sich erst beschwert, dass der junge Mann nichts spricht und dann ihn so höflich findet, weil er einen ausreden lässt und nicht immer unterbricht.
Doch dass die Liebe der beiden keine Zukunft hat, erahnt der Zuschauer schnell. Spätestens nach der Ermordung Jos muss Kong wieder zu seinen Waffen greifen. Der parallele Erzählstrang hierzu rund um die Vergewaltigung von Aom durch einen schmierigen Mafiosi und die daraus resultierende Racheaktion von Jo, die er schließlich mit dem Tod bezahlen muss, ist ein Kritikpunkt. Diesem Erzählstrang wird etwas zu viel Platz gewidmet, die Einschübe wirken vor allem zu Beginn befremdlich und deplaziert und integrieren sich nur langsam in die Geschichte. Aber als große Geschichtenerzähler sind die vor allem durch „The Eye“ (Remake 2008 mit Jessica Alba) bekannt gewordenen Brüder sowieso nie aufgefallen. So machten sie zum Beispiel in „Re-Cycle“ aus einem inhaltlichen Nichts einen cineastischen Augenschmaus. Und bei „Bangkok Dangerous“ steht dem noch eine ordentliche Hauptgeschichte bei, so dass man den etwas zu breit erzählten Nebenplot gerne verzeiht.
Das sehr starke und bedrückende Finale ist typisch-asiatisch melodramatisch inszeniert und bildet einen gelungenen Abschluss. Mit „Bangkok Dangerous“ beweisen die Zwillingsbrüder Pang, dass der filmische Markt Asiens nicht nur aus den üblichen Verdächtigen (Japan, China/Hongkong, Indien) besteht, sondern auch in Ländern wie Thailand kleine Perlen entstehen. Diese ist visuell hervorragend, wenn auch teilweise hart an der Grenze zum Overflow inszeniert und bietet eine Story, die zwar keine Neuerfindung des Rades ist, aber verschiedene Genrezutaten zu einem gelungenen Mix verarbeitet.