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    Deep Sea
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    Hp_haefele
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    3,0
    Veröffentlicht am 20. Juli 2024
    Wer sich über die Story des 2023 als 2-D- Version in die deutschen Kinos gekommenen chinesischen Animationsfilms ,,Deep Sea“ des Regisseurs Tiao Xianpeng informieren möchte, kann auf der Website des Kinos seiner Wahl natürlich rasch fündig werden. Mit meiner Filmkritik erlaube ich mir, den nicht nur von der Anima- Film- Szene mit viel Enthusiasmus aufgenommenen und beklatschten Film, zumindest punktuell, durch die heute etwas aus der Mode gekommene Brille der Ideologiekritik zu betrachten. Der Primat einer zunehmend dominant technikgenerierten Bildproduktion bedarf meines Erachtens dringend auch einer Kritik des Potentials der Herrschaft als der einer jeden Technologie immanenten Eigenschaft. Bei der sprichwörtlichen Propaganda, in den flirrenden Zauber des grell- bunten Effekten- Arrangements der kulleräugigen Pokémon- Welt geradezu ein zu tauchen, sollte parallel auch ein kritischer Blick auf die maschinell- industrielle Kehrseite dieser Produkte getätigt werden. Sind die Bild- Maschinen einmal angeworfen, entfalten diese ihre Potenz mitunter auch darin, die Räume des Story- Tellings auf seine Potentiale des visuellen Feuerwerks hin zu scannen und dadurch eventuell auch zu verengen. Es ist wie bei der Büchse der Pandora - ist sie einmal geöffnet, verselbständigt sich wie hier in ,,Deep Sea“ das auf die Leinwand geworfene Spektakel rasch und mündet in eine Feier seiner Selbstverliebtheit. Die zum Fetisch avancierten technisch- visuellen Spezialeffekte lassen schon nach relativ kurzer Spieldauer die Maschine heiß laufen, überfluten auf einem hohen Output-Level die Aufnahme- und Verarbeitungskapazitäten, nicht nur des erwachsenen Publikums, sondern insbesondere auch das der jüngeren Zuschauenden. Und genau daran krankt dieser Film auch. Seine eigentliche Stärke ist gleichzeitig auch seine größte Schwäche. Man kommt somit nicht umhin, auch diesem Film als einem profitablen Produkt des Kulturbetriebes, dessen immanent- verborgene, eigene Geschichte zu erzählen, damit dieser über eine kritische Rezeption quasi sich selbst besser begreifen kann. Ohne Zweifel kann auch dieser Streifen von einem aufnahmebereiten Publikum genossen werden, auch zum Mit- und Nachdenken animieren. Erschwert wird eine kritische Betrachtung durch das Faszinosum dessen, was über eine innovative Technik heute auf die Leinwand gezaubert werden kann. Dieser Film zelebriert sich selbst, präsentiert sich als erhaben durch den Popanz des technisch Machbaren. Wie bei allen, sogenannten kommerziellen Filmen, bildet auch hier das Artefakt mit dessen Produktion als Ware eine Einheit. Der durch ein professionelles Marketing promotete Vertrieb eines Films markiert einen essentiellen Bestandteil der Kultursparte des Kino- Filmes und darf als legitim gelten. Kinos sind Wirtschaftsbetriebe und müssen sich am Markt behaupten. Der monströse Wettbewerb der Produktionskonzerne um Anteile an den spezifischen Weltmärkten unter den Imperativen eines permanenten, technischen Innovationsdrucks bilden nun mal die materiellen Gegebenheiten dieser invasiven Totalvermarktungsmaschinen. Der für ein jüngeres Publikum produzierte Film ,,Deep Sea“ knüpft an eine bereits vorhandene, innere Bereitschaft zur Konsumtion der kulleräugigen Pokémon- Warenwelt an, macht jedoch auf der ästhetischen Oberfläche, Anleihen an einer filmästhetischen Umsetzung einer, wie ich meine, viel Potential bergenden Graphic- Novel- Literatur. ,,Deep Sea“ ist ein prämierter Beitrag und behauptet für sich eine hervorgehobene Position in dieser Welt glatt polierter Oberflächen einnehmen zu können. Und das nehme ich dem Film übel, weil dieses Versprechen nicht eingelöst wird. Auch filmtechnische Innovationen bergen Momente von emanzipatorischen Potentialen wie Funktionen kontroll- technischer Herrschaft gleichermaßen, wie hier im Film, als Überwältigung des Publikums nach der Devise: Schaut mal her, was heute technisch möglich ist und wir treiben es auf die (vorläufige) Spitze. Technik offenbart sich in ,,Deep Sea“ als Dauerschleife ihrer immanenten, selbstreferentiellen Ideologie. Film als Filmkunst sollte die Widersprüche der Produktionsbedingungen subversiv unterlaufen indem sie sich die innovativen Filmtechnologien nutzbar macht. Ein in diesem Sinne eher minimalistischer Einsatz derselben könnte im positiven Sinne in eine Irritation von Sehgewohnheiten münden. Die visuelle Überfrachtung in diesem Film habe ich als Selbstläufer einer entfesselten Bildgenerierungs- Maschine erlebt. Der kleiner werdende Korridor ästhetischer Potentiale der Filmkunst sollte sich mit den eigenen Ansprüchen selbstbewusst als Parteinahme für den Menschen und somit dem Trend zu zunehmend naturalisierten- jedoch entseelten Oberflächen mutig entgegenstemmen. Ansonsten fungiert Technik als massenintegrative Propaganda eines Produktionsimperiums in der ökonomischen Systemkonkurrenz des Westens mit Asien und China an deren Spitze. Es gibt jedoch Alternativen: Insbesondere in den kommunalen Kinos werden sehr viele prämierte- oder unterhalb des Kultur- Radars produzierte Filme gezeigt, welche sein Publikum nicht übertölpeln, sondern sowohl auf der inhaltlichen Ebene der filmischen Darstellung als auch auf der Ebene der kritischen Selbstreflexion des Mediums als integraler Bestandteil des Films selbst, zur gesteigerten Wachheit der Wahrnehmung ermuntern und damit punktuell der systematischen Zerstreuung und Ablenkung entgegenwirken. Was da möglich ist, hängt maßgeblich von den Creative- Directors- und von den Regisseuren ab. Dazu ist es unabdingbar, den Gedanken des Films als einem Kunstwerk zu retten vor der Obsession, den Film als bloßes mediales Vehikel einer kunsthandwerklich- digitalen Leistungsschau technischer Innovationen zu begreifen, wie es in ,,Deep Sea“ exemplarisch durchexerziert wurde.
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