Romantikgeschnetzeltes
USA, zu Beginn der 1860er: Die selbstbewusste Vivienne Le Coudy (Vicky Krieps) und Holger Olsen (Viggo Mortensen) werden ein Paar. Kurz darauf zieht der dänische Auswanderer in den Bürgerkrieg. Das belastet die erst begonnene Beziehung.
„The Dead Don’t Hurt“ habe ich auf dem 41. Münchner Filmfest gesehen.
Western sind nicht mehr so gefragt. Vor vielen Jahrzehnten zuhauf gedreht, in den 1960ern kam eine spezielle Note aus Italien hinzu, insbesondere von Sergio Leone („Zwei glorreiche Halunken“, „Spiel mir das Lied vom Tod“). Im neuen Jahrtausend haben „Todeszug nach Yuma“ (2007 von James Mangold), „The Homesman“ (2014, Regie/Hauptrolle: Tommy Lee Jones) Aufsehen erregt, im Jahr 2017 begeisterten die Miniserie „Godless“ von Scott Frank sowie „Feinde - Hostiles“ von Scott Cooper.
Viggo Mortensen ist für „The Dead Don’t Hurt“ als Filmemacher, Drehbuchautor und Hauptdarsteller verantwortlich. Seine zweite Regiearbeit schlägt den verträumten Weg ein. Vivienne mag keine gut gekleideten Aufschneider, sondern den rustikalen Typen vom Lande. Entsprechende Dialoge versüßholzraspeln die Atmosphäre. Das spricht vor allem der Mainstream-Kinogänger an, per se kein schlechtes Omen. Erfreuliche Sprachdetails: In der Originalvertonung wird das Englisch der Einheimischen von den andersverwurzelten Protagonisten unterschieden. Aufmerksamkeit verlangt die oft einsetzende Zeitverschachtelung. Sie stellt kein unüberwindbares Hindernis dar, der Geschichte zu folgen, versucht jedoch über entscheidende erzählerische Lücken hinwegzutäuschen. So ist z.B. Weston Jeffries (stark: Solly McLeod) jemand, der sich gewissenlos nimmt, was er haben möchte, auch Frauen. Ihm scheinen die Gelegenheiten zu fehlen, die lange Abwesenheit Olsens ausgiebig zu nutzen; Ärger gibt es erst nach dessen Rückkehr, was nicht auf Kriegstraumata zurückzuführen ist. Einige Bilder sind unangenehm, andere zeigen bei aller Schwärmerei den Alltag ohne Eigentümlichkeiten. Warum auch, dafür gibt es ja das Schlussduell mit zirkusreifen Spezialitäten.
Letztendlich sind es die Akteure, die den nicht langweiligen, aber wackeligen Western ins Ziel tragen. Das gilt auch für Superstar Mortensen, dessen schauspielerischen Fähigkeiten bekannt sind. Seine Anweisungen haben erkennbar gefruchtet: Der erfahrene Danny Houston gibt einen dominierenden wie hinterlistigen Bürgermeister ab und die beeindruckende Vicky Krieps hat eine unglaubliche Leinwandpräsenz als Dame, Partnerin oder Mutter.
The Dead don’t hurt, das schwache Storytelling allerdings schon. Dank einer gelungenen Regie bzgl. der Schauspieler ist der Western noch ansehnlich.