Eine kleine Familie zeigt ihren Zusammenhalt auf charmante Art!
Bei dem Namen Studio Ghibli fallen einem sicherlich Filme wie „Chihiros Reise ins Zauberland“, „Kikis kleiner Lieferservice“ oder „Prinzessin Mononoke“ ein. Kaum einer spricht jedoch über „Meine Nachbarn die Yamadas“, sicherlich einer der kuriosesten Filme des Studios. Nicht nur weil der Animationsstil deutlich vom klassischen Ghibli-Look abweicht, sondern weil auch die Geschichte eher eine Ansammlung von kleinen Gags und Episoden ist.
Regisseur Isao Takahata war neben Hayao Miyazaki der wichtigste Kopf bei Ghibli und hatte 1999 bereits einige Meisterwerke unter der Haube („Die letzten Glühwürmchen“ und „Only Yesterday“). „Yamadas“ basiert auf dem gleichnamigen Manga von 1991 und ist mit seinem humorvollen Grundton ein krasser Gegensatz zu „Die letzten Glühwürmchen“. Doch Ghibli muss nicht immer tragisch und episch sein, es kann auch minimalistisch und komisch sein. Und genau das ist dieser Film hier!
Wir sehen das Leben der Familie Yamada, die immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen, mal größer, mal kleiner. Dabei beschreibt der Sohn die fünfköpfige Familie sehr passend: „Ihr seid alle verrückt, aber sonst würden wir nicht zueinander passen!“
Tja, viel mehr kann man gar nicht zum Plot sagen. Dies hier ist ein Film, den man einfach schaut und genießt. Es gibt keine große, übergreifende Handlung, sondern kleine, charmante, aber auch oftmals harmlose Episoden, manche von ihnen dauern nur ein paar Sekunden. Dadurch dass der Film 104 Minuten lang ist, kann das manchmal etwas repetitiv wirken, aber im Großen und Ganzen bleibt der Film unfassbar süß und charmant. Vor allem die kleinen liebevollen Momente, in denen die Familie ihren Zusammenhalt zeigt, sind schön und berührend.
Der Humor der einzelnen Segmente ist dabei ebenfalls sehr gut, auch wenn nicht jeder Gag zündet.
Besonders markant ist aber vor allem der Animationsstil, der sich nahezu eins zu eins am Manga orientiert. Ich persönlich musste oftmals an „Shin Chan“ denken mit seinem überzogen, simplen Zeichenstil. Und dennoch ist „Meine Nachbarn die Yamadas“ ein optisch beeindruckender Film. Der simple Look hat etwas von einem Kinderbuch, was ich wundervoll finde. Takahata nutzte einen ähnlichen Stil bei seinem letzten Film „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ (2013). Weiterhin gibt es immer wieder Szenen, in denen der Film einen anderen Animationsstil einschlägt und ich liebe es, wie das abhängig von der Story und der Situation ist. Zum Beispiel, wenn der Vater abends nach draußen geht, um sich mit einer Motorrad-Gang anzulegen, wird der Look des Films plötzlich deutlich realistischer und ernster, während die Szenen mit Fantasy-Elementen zu Beginn vor Farben nur so sprühen.
Unterstützt wird dieser optische Leckerbissen von einem hübschen Soundtrack von Akiko Yano, der zwischen sentimental und humorvoll wechselt.
Fazit: „Meine Nachbarn die Yamadas“ ist kein weltbewegender Film, aber das muss er auch nicht sein. Er ist ein charmantes kleines Werk, in dessen simpler, aber schöner Welt ich mich gern verlieren möchte. Auch wenn ich denke, dass in der Story vielleicht noch etwas mehr drin gewesen wäre, so schätze ich Takahatas Mut einfach das zu tun, worauf er Lust hatte. Er scherte sich nie groß um klassische Erzählstrukturen, sondern folgte seinem Gefühl. Und das sehen wir hier in diesem besonderen Ghibli-Werk sehr gut. Ein charmanter, kleiner Wohlfühl-Anime abseits des Hollywood-Mainstreams!