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    Past Lives - In einem anderen Leben
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    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

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    5,0
    Veröffentlicht am 8. Januar 2024
    „You dream in a language I can't understand. It's like there's this whole place inside you I can't go.“

    Was für ein Regiedebüt von Celine Song! Es ist fast unvorstellbar, dass der erste Film, den diese südkoreanische Regisseurin drehte, gleich so ein beeindruckendes und rührendes Werk geworden ist. Song wanderte selbst in jungen Jahren nach Kanada aus, wie auch die Figur im Film und schuf damit einen sehr persönlichen Film. „Past Lives“ von 2023 ist in vielerlei Hinsicht ein absoluter Hit. Nicht nur dass Kritiker und Publikum die Geschichte über zwei Menschen, die sich aus den Augen verloren haben, feiern, es zeigt sich weiterhin auch, dass der Anteil an südkoreanischen Filmen immer mehr Einzug in die internationale Filmlandschaft erhält (vor allem nach Erfolgen wie „Parasite“). Und das ist wirklich erfrischend, wenn man sich den Mainstream-Mist aus Hollywood ansieht. Nicht, dass alle Filme aus Hollywood schlecht sind, aber 2023 zeigte eindeutig, dass große Blockbuster von Disney oder Marvel längst keine Geld-Garanten sind, da vor allem die Qualität der großen Produktionen extrem nachgelassen hat. Immer mehr Menschen schauen daher nach Alternativen in der filmischen Unterhaltungswelt und „Past Lives“ ist ohne Zweifel ein Werk, das man nicht übersehen sollte. Denn für mich ist dieser Film wahrscheinlich der bisher beste des Jahres!

    Doch worum geht es? Nun, die Story ist relativ simpel: Na-young und Hae-sung sind in ihrer Kindheit nicht nur gute Freunde, sondern empfinden auch mehr füreinander. Was ursprünglich eine arrangierte Heirat werden sollte, entwickelt sich zu einer ehrlichen Liebe. Doch Na-young verlässt mit ihrer Familie das Land und zieht nach New York. Das Leben der beiden geht nun ohne den anderen weiter. Erst 12 Jahre später treffen beide Seelen wieder aufeinander…

    Die Story klingt zunächst recht bekannt und unspektakulär. Auch ich war anfangs überrascht davon, dass „Past Lives“ eine Geschichte präsentiert, die man so schon mehrmals in Literatur und Filmen gesehen hat. Doch im Laufe der Geschichte entwickelt sich der Film in eine Richtung, die ich unfassbar spannend finde. „Past Lives“ gelingt es nämlich vor allem in einer Hinsicht einzigartig zu sein: Der Film ist erschreckend echt. Und mit erschreckend meine ich keinen Horror, sondern die blanke Realität. Wie wäre es, wenn sich Menschen nach so langer Zeit wiedersehen und immer noch etwas füreinander empfinden? Wie wäre es vor allem für jemanden, der in der Zeit geheiratet hat? Dieser Film gibt einen ungefilterten Einblick in dieses Dilemma. Dabei sind nicht nur die Darsteller für die Authentizität des Films verantwortlich, sondern auch die wunderbaren Dialoge von Regisseurin Celine Song selbst. Es sind diese Art Dialoge, die relativ banal klingen, aber viel erzählen. Ein wunderbares Beispiel ist das erste Skype-Gespräch der beiden Protagonisten. Während oberflächlich viele offensichtliche Small-Talk-Themen behandelt werden, merkt man zu jeder Zeit, was sich bei den beiden Menschen zwischen den Zeilen abspielt. Nur selten gelingt es den Figuren Sprache und Gefühle zu verbinden, so wie im echten Leben. Und ich muss wirklich sagen, dass nur wenige Filme eine solche Echtheit in ihre Geschichte bringen können. „Past Lives“ ist weder kitschig noch forciert artsy-fartsy. Man hat das Gefühl wirklich echte Menschen zu sehen.

    Und so sehr ich die Dialoge lobe, so sehr muss ich vor allem den Mut zur Stille anpreisen. Denn hier sagen die Figuren das meiste. Die Blicke und Gesten der Charaktere sagen so viel mehr als jedes Wort im Film. Und dadurch hat man auch als Zuschauer die Chance in diese Welt hineingezogen zu werden.

    Der Film bietet trotz dieser intimen, kleinen Story eine wundervolle Optik. Die beiden Hauptstädte Seoul und New York werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Auch das Spiel mit Farben hat eine Bedeutung im Film. Somit ist „Past Lives“ auch ein Film fürs Auge. Und obendrein kommt ein berührender, dezenter Soundtrack von Christopher Bear und Daniel Rossen dazu.

    Last, but certainly not least: Die Schauspieler Greta Lee, Teo Yoo und John Magaro. Der Film wird getragen von insgesamt drei grandiosen Darstellern, die allesamt großartig sind! Dabei will ich niemanden herausnehmen, denn alle liefern eine bewegende Perfromance ab. Das liegt sicherlich auch daran, dass viele erste Treffen im Film auch wirklich echt sind. So ist zum Beispiel die erste Berührung von Na-young und Hae-sung die erste Berührung der beiden Darsteller und auch beim ersten Treffen der beiden Männer, sahen sich die Schauspieler Yoo und Magaro eben zum ersten Mal.

    Fazit: „Past Lives“ ist ein wunderschönes und zutiefst berührendes Werk, das mich sicherlich nicht loslassen wird. Für mich wahrscheinlich der beste Film des Jahres und ein großer Anwärter auf die nächsten Oscars!
    BrodiesFilmkritiken
    BrodiesFilmkritiken

    11.047 Follower 4.944 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 28. November 2023
    Die im Film gezeigte Situation ist mir im wahren Leben so nicht passiert, ich kann mich aber mit Anteilen daraus sehr gut identifizieren. Es ist immer sehr kräftezehrend, wenn die Vergangenheit derartig aufploppt und einen im Hier und Jetzt ereilt. In diesem Film führt das zwar so gesehen nur zu langen, endlosen Dialogen (die in den meisten Fällen auch nicht synchronisiert sind), sehr wohl aber auch zu starken Gefühlen und einer gewissen Ehrlichkeit. Kein leichtverdaulicher Kitsch, sondern eine bittere und teils schmerzliche Aufarbeitung der Vergangenheit der Protagonisten. Das schaut sich zwar nicht jeder an, aber jeder, der es tut, sollte was daraus mitnehmen oder wiedererkennen können.



    Fazit: Klein aufgezogen, aber bitter und voller Ehrlichkeit
    beco
    beco

    61 Follower 361 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 21. August 2023
    Am Ende denkt man, was für ein langatmiger Film und man möchte den Protagonisten zurufen "Don't cry over split milk", aber wenn man etwas genauer hinschaut, erkennt man, wie vielschichtig diese Geschichte angelegt ist. Da ist das kleine, ehrgeizige Mädchen in Seoul, das den Nobelpreis gewinnen möchte, sich dann als junge Frau in Amerika auch mit dem Putlizerpreis anfreunden könnte und als Erwachsene Frau mit einem Augenzinkern den Tony als ihr Ziel angibt und man ahnt, daß auch das wohl nichts werden wird.
    Das Schicksal der Migranten, die unterschiedliche Preise für ihre Immigration bezahlen und die Fragen, was wäre, wenn ich an dieser oder jener Abbiegung eine andere Richtung eingeschlagen hätte.
    Das junge Mädchen, die Heulsuse, die Hae Sun in Seoul gekannt hat, existiert nicht mehr, sie hat es bei ihm zurückgelassen und doch taucht es in der Schlussszene wieder auf und es interessiert sich wieder jemand für dessen Tränen. Die Zweideutigkeit des Filmtitels wird einem dann bewusst und die vielen Schichten von "In-Yun" und man erkennt, was für ein toller, schöner Film das war und ist geneigt, ihm ein herausragend zu geben.
    Cursha
    Cursha

    6.978 Follower 1.052 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 20. August 2023
    Es ist eine echt unglaubliche Sache was das Kino, abseits von Hollywood, an Emotionen liefern kann. "Past Lives" ist genau ein solcher Film geworden. Ein Film ohne kitschige Klischees, aber gefüllt mit der gesamten Bandbreite an Gefühl.
    Es geht um die Freundschaft zwischen Nora und Hae, die beide in Südkorea aufwachsen und beste Freunde sind und vielleicht sogar mehr füreinander empfinden. Doch dann zieht Nora nach New York und beide werden getrennt, nachdem sie Jahre später wieder kurze Zeit Kontakt haben per Internet, dauert es nochmal 10 Jahre, bis sich beide in New York endlich wieder sehen.
    Im Grunde ist die Handlung sehr simpel, doch die Art wie dieser Film erzählt wird, ist einzigartig. Das liegt zum Einen am Handwerk, welches bereits einen starken Grundstein legt. Die Szenen werden teilweise sehr lange stehen gelassen, in One-Tackes und fangen die Emotionen gekonnt ein. Das liegt auch stark an den Darstellern Greta Lee als Nora, Teo Yoo als Hae und John Magaro als Noras Ehemann Arthur. Alle liefern ein Spiel voller Nuancen ab und starken Emotionen. Auch die Musik ist stark eingesetzt, weiß aber auch wann sie sich zurück nehmen muss.
    Das schöne am Film ist aber letztlich die Beziehung zwischen Noa und Hae. Beide durchleben alle Emotionen, sind glaubwürdig und nachvollziehbar. Es macht eine wahre Freude, den beiden zuzusehen und gleichzeitig schaffen sie es auch immer wieder Tränen in die Augen zu bringen. Das Ende ist dann wirklich wunderschön, wie auch herzzerreißend.
    Kurz: Ein großartiges Werk voller Gefühle!
    Ekkehard Klemm
    Ekkehard Klemm

    1 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 18. August 2023
    Künstlerisch hochwertiger, toller Film! Musik exzellent, sehr authentische Atmosphäre der StädteSeoul u d NY. Großartige Schauspielkunst!
    Kinobengel
    Kinobengel

    460 Follower 550 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 15. August 2023
    Die Kraft der Reichweite


    Hae Sung (Teo Yoo) nimmt Kontakt zu seiner früheren Schulfreundin Nora (Greta Lee) auf. Sie verließ als 12-Jährige Südkorea und lebt heute mit einem US-Amerikaner (John Magaro) verheiratet in New York City, ungefähr im verflixten 7. Jahr. Nun kommt Hae Sung zu Besuch.

    „Past Lives - In einem anderen Leben“, das Regiedebüt von Celine Song, war der Eröffnungsfilm der 71. Filmkunstwochen in München.

    Die beschriebene Situation einer sich anbahnenden Dreiecksgeschichte verspricht ein Kribbeln, das der Standard-Liebesfilm für hohe Unterhaltungswerte über gravierende Schwankungen, Wendungen und dramatische Spitzen ausbeuten würde, z.B. verpilchert oder als Neurotiker-Farce nach Woody-Allen-Manier. Dieserart Filme haben eine große Fangemeinde, die explodierende Hormonwerte und ein bisschen das Verruchte sehen möchte, inklusive einem zurechtgelegten Happy End.

    Song verarbeitet in dem selbstgeschriebenen Drehbuch eigene Erfahrungen. Sie hält ihr individuelles Kribbeln in zahlreichen Szenen durch die Kommunikation zwischen den Protagonisten aufrecht. Nora bekommt dafür von Greta Lee unglaublich viel Herzlichkeit verliehen. Sie lädt sich ein Stück vermisste Heimat ein, für ihren Mann kein Sperrgebiet, aber eine unerreichbare Zone.

    Die beträchtliche Qualität dieser visualisierten Geschichte resultiert aus der Natürlichkeit, aus der Glaubwürdigkeit aller beteiligten, offensichtlich mit Vernunft handelnden Figuren, konsequent bis zum Ende der 106 Spielminuten. Der Erzählrhythmus verbreitet infolgedessen viel Ruhe, es pilchert nicht, die Chemie bleibt mehr oder weniger auf einem Level. Ist das der Kitsch der sittlich Gefestigten?

    Wie dem auch sei, Celine Song hat das Kino durch ihren erstaunlichen Erstling ein Stück weit bekehrt.
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    711 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 12. August 2023
    LEBENSMENSCHEN UND IHRE BEDEUTUNG

    Du entschuldige, i kenn di… Das ist der Titel eines Austropop-Klassikers aus den Achtzigern, vorgetragen von Peter Cornelius und bis heute sowohl zeitlos als auch ein Kind seiner Zeit. Darin beschreibt der Singer/Songwriter das zufällige Zusammentreffen seiner selbst mit einer lange Zeit aus den Augen verlorenen Jugendliebe. Jetzt, viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte später, springt der Funke nun endlich über und die Chance, ein Paar zu werden, rückt in greifbare Nähe.

    Eine ähnliche Geschichte beschreibt Celine Songs Freundschafts- und Beziehungsdrama, nur an ganz anderen Orten, zu einer ganz anderen Zeit und über rund 24 Jahre hinweg. Das wiederum klingt episch – ist es aber nicht. Denn Celine Song pickt sich aus ihrer fast schon eine ganze Generation umspannenden Romanze genau jene Schlüsselszenen heraus, die erforderlich sind dafür, eine kompakte, kleine, komprimierte Geschichte zu erzählen, ohne dabei aber deren Bedeutung dahinter ebenfalls zu stutzen: Das Gefühl, jemanden aus den Augen zu verlieren und wiederzufinden, bestimmt die Wahrnehmung und das Denken von Exil-Koreanerin Nora, vormals als Young Na in Seoul aufgewachsen und dick befreundet gewesen mit dem Jungen Hae Sung. Der hat sich damals, im Alter von zwölf Jahren, überhaupt gar nicht so richtig von seiner Jugendliebe verabschieden können. Plötzlich war sie weg gewesen, zog mit ihren Eltern nach Kanada. Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn. Wie durch Zufall finden beide zumindest wieder über Skype zueinander. Eine kuriose Situation, man hat sich viel zu erzählen, und da ist plötzlich noch mehr, als Nora lieb ist. Dieses Gefühl des Zueinander-Gehörens beruht letztlich auf Gegenseitigkeit, doch das nun zur jungen Frau herangereifte Mädchen von damals hat nun andere Pläne und Ziele, ist also ein anderer Mensch geworden. Einen Platz in ihrem Herzen für den Jungen aus Korea? Darf es den geben? Oder ist das nur die Sehnsucht nach einer zurückgelassenen Heimat und einer Kindheit, die in einem früheren Leben passiert ist?

    Beide scheinen zwar nicht schlaflos in Seattle, aber schlaflos in New York oder Seoul zu sein. Beide ergründen auf ihre Art das Konzept des In-Yun, die koreanische Begrifflichkeit von Schicksal und Bestimmung, die wiederum auf Begegnungen aus früheren Leben fußt. Celine Song ist dabei eine Könnerin, wenn es darum geht, eine entkitschte Romanze zu erzählen, die eigentlich gar keine ist. Die Geschichte einer Freundschaft zu erzählen, die Past Lives genauso wenig sein will. Irgendwo dazwischen, in einer staaten- wie zeitlosen Transitzone, treffen die Gedanken und Gefühle der beiden aufeinander, nur erkennbar durch lange, intensive Blicke, die den jeweils anderen zu ergründen versuchen. Song inszeniert sehr viel zwischen den Zeilen, lässt all den unnötigen Firlefanz, der nun mal in diesem Genre Fuß fassen will, außen vor. Und wenn nicht, definiert sie zum Beispiel die Rolle des amerikanischen Ehemanns insofern um, dass dieser, statt nur einen notwendigen Wendepunkt zu verkörpern, an welchem sich die beiden Hauptcharaktere aufreiben, plötzlich selbst ins Zentrum rückt – als empfindsame, gar nicht stereotype, liebende Figur, durch die ein loses Dreieck entsteht, deren Kanten in Wechselwirkung zueinanderstehen.

    Ein mustergültiges Psychogramm ist Past Lives geworden, ohne sich dabei anzumaßen, Lösungen zu finden. All diese Stimmungen füllen eine im Grunde recht überschaubare Geschichte, die anderswo vielleicht zum Epilog gereichen würde. Die anderswo vielleicht nur Teil eines größeren, vielleicht wieder schwülstigen Melodrams geworden wäre. Wer genug Geduld hat, und weiß, wie es sich anfühlt, dem unwiderbringbar Vergangenen nachzuhängen und sich dabei auszumalen, wie es anders hätte laufen können – der bekommt einen leisen, gewissenhaft beobachteten Film geboten, welcher sich die Zeit nimmt, die er braucht, um dann, ganz intuitiv, zum Ende eines emotional verwirrenden Lebensabschnitts zu gelangen.
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    CineMoenti
    CineMoenti

    14 Follower 194 Kritiken User folgen

    5,0
    Veröffentlicht am 25. Juli 2023
    Was sind gute Lebensentscheidungen? Welche werden wir bereuen? Was sind nur Kompromisse?
    Hätte es anders besser funktioniert? - Der Film zu diesen (und mehr) Fragen ist so facettenreich und dabei
    so beseelt, dass es einem das Herz bricht. Ein Film mit literarischer Qualität, die man einfach nicht erzählen kann.
    Seht Euch das an!
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