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    Lassie - Ein neues Abenteuer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Lassie - Ein neues Abenteuer

    Justus von Dohnányi stiehlt selbst dem Hund die Show!

    Von Kamil Moll

    Filmhunde sind meistens geradezu übersinnliche Wunderwesen. Anders als Katzen, die mit Recht nicht hinterfragten Königinnen der Kinogeschichte, müssen sie stets mehr leisten als ihre realen Artgenossen, um eine leinwandfüllende Existenzberechtigung zu erhalten. Lassie, die berühmteste von ihnen, kann zwar nicht sprechen, weiß diesen Wettbewerbsnachteil aber mit allerlei anderen speziellen Fähigkeiten auszugleichen: In „Lassie – Ein neues Abenteuer“ von Hanno Olderdissen legt sie mit Süßigkeiten eine kilometerlange Fährte, knackt Schlösser und wäre, so wird es in der Eröffnungsszene des Films zumindest suggeriert, theoretisch sogar in der Lage, ein Cabrio zu steuern, wenn sie damit nicht ein schlechtes Vorbild für die kindlichen Zuschauer*innen abgeben würde.

    Gemeinsam mit Flo (Nico Marischka), der sogar auf den Gran-Canaria-Trip mit seinen Eltern verzichtet, nur damit er seine Hündin nicht in fremde Hände geben muss, besucht Lassie diesmal dessen Tante Cosima (unterbeschäftigt: Katharina Schüttler). So geraten die Hündin und ihr Herrchen in eine Serie von Hundeentführungen, die von einem aufgekratzten Pärchen verübt werden, um die Tiere als Luxusviecher aus vermeintlich königlicher Zucht an die Meistbietenden weiterzuverkaufen…

    Diesmal müssen Lassie (und seine menschlichen Begleiter*innen) einen schweren Fall von Dognapping lösen!

    Das Überraschendste am weitestgehend überraschungsarmen Vorgänger „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ von 2020 war, dass es sich dabei im Wesentlichen um ein recht originalgetreues Remake des ersten Lassie-Films „Heimweh“ von 1943 handelt: Während sich Lassie im Original noch ihren Weg durch ein sichtlich von den Verheerungen der Weltwirtschaftskrise geprägtes Nordengland bahnte, spielte „Eine abenteuerliche Reise“ allerdings in einem seltsam zeit- und ortenthobenen Deutschland zwischen Würstchenbuden und Zirkuszelten – eine Welt, die bieder-gleichmütig und aller echten Probleme enthoben schien.

    Auch die weiteren Teile der originalen, immens erfolgreichen Filmreihe spiegelten ursprünglich im familiengerechten Gewand ihre Entstehungszeit wider, handelten etwa von Kriegsversehrten und Witwen der Nachkriegsjahre. So ist es zunächst einmal unbedingt zu begrüßen, dass mit „Lassie – Ein neues Abenteuer“ nun auf eine bereits existierende Vorlage verzichtet wurde – und der Film von Vornherein nicht damit beschwert ist, einen jahrzehntealten Stoff notdürftig aktualisieren zu müssen. Wie schon der Vorgänger „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ folgt auch die Fortsetzung dabei einer eher losen Abenteuer-Parkour-Story.

    Etwas (zu) bieder ist das schon

    Aber selbst ohne direktes Vorbild ist auch die Fortsetzung nicht besonders kontemporär, sieht man mal von einigen Gags über den von Autofahrer*innen angeheizten Klimawandel ab. Bereits Südtirol als Handlungsort, quasi die südeuropäische Entsprechung zu den Highlands früherer Lassie-Filme, entrückt die Geschichte schnell ins allzu Pittoreske und Idyllische. So verwundert es kaum, dass der Film letztlich überwiegend einen eher fantasiearmen Abenteuerplot in gemächlichem bis bräsigem Erzähltempo abwickelt. Enttäuschend ist dies auch deswegen, weil das Drehbuch zu „Lassie – Ein neues Abenteuer“ von Andreas Cordes stammt, der als Autor von „Lucy ist jetzt Gangster“ zuletzt an einem deutlich lustvolleren deutschen Kinderfilm beteiligt war.

    Zwar sind die in Zeitlupe ausgekosteten Stunt-Sprünge des Hundes über Felsvorsprünge und Gartentore eine schöne Attraktion, die der Film im Gegensatz zu seinem Vorgänger auch deutlich genüsslicher auszukosten versteht. Aber selbst Lassies verlangsamt flatterndes Fell tröstet das Publikum kaum darüber hinweg, dass der prächtige Hund letztlich alle Wagnisse im Auftrag einer merklich altbackenen (Patchwork-)Familienmoral bestehen muss.

    Justus von Dohnányi stellt mit seiner lustvollen Performance selbst den vierbeinigen Titelhelden des Films ein wenig in den Schatten.

    Die tatsächliche Glanznummer des Films legt sowieso der immer wieder speziell in Kinderfilmen und Komödien brillierende Justus von Dohnányi hin. Mit geradezu mühelos erscheinendem Witz bewegt er sich von einer schönen Comedy-Vignette zur nächsten: Zu Beginn übersteigert er noch seine Nebenrolle aus „Lassie – Eine abenteuerliche Reise“ als untertäniger Hausdiener Gerhardt auf Urlaubsreisen, dem die neue Aufgabe als Flaneur mit Strohhut und ungewohnter Freizeit nicht glücken mag und der stattdessen beginnt, ein Hotel (ebenfalls sehr vergnügliche Komödienroutine: Annette Frier als Hotelbesitzerin) nach seinen Vorgaben zu optimieren.

    Dabei erkennt er den scheinbar naheliegenden Zusammenhang zwischen Reinigungs- und Ermittlungsarbeit und löst unter Decknamen den nicht sonderlich vertrackten Dognapping-Fall: „Agent Gerobald Wischmeister bekämpft selbst den hartnäckigsten Schmutz!“ In Dohnányis Rolle und der Art, wie er sie mit sichtlicher Lust vollkommen drüber spielt, zeigt sich ein deutlich freierer und entspannterer, wenig belehrender Kinderfilm-Groove – etwas, wovon kommenden Lassie-Filmen unbedingt mehr zu wünschen wäre.

    Fazit: Zwar bietet „Lassie – Ein neues Abenteuer“ kaum mehr als einen fantasiearmen Abenteuerplot in gemächlichem Erzähltempo, die wahre Attraktion des Films ist aber sowieso ein wunderbar genüsslich aufdrehender Justus von Dohnányi.

     

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