gimmieless!
Nachdem Jenny (Hannah Herzsprung) eine 15 jährige Haftstrafe wegen Mordes abgesessen hat, nimmt sie auf das Angebot eines Freundes an einem Talentwettbewerb teil und erkennt in dem Juroren Gimmiemore (Albrecht Schuch) ihren früheren Lebensgefährten wieder, der vielleicht der Täter war, für den sie in den Knast ging.
Dass Filmemacher Chris Kraus nach „Vier Minuten“ (2006) dieselbe Hauptdarstellerin für die Rolle der hochtalentierten, aber unkontrolliert aggressiven Klaviervirtuosin vor die Kamera stellen kann, macht schon Lust auf diesen Film, zumal der Zeitabstand von 15 Jahren ungefähr eingehalten wurde. Die bereits damals brillant aufspielende Hannah Herzsprung hat in ihren vielen dazugekommenen Engagements einige Erfahrungen gesammelt. Hinzu kommt Albrecht Schuch, der in vielen Perlen des Kinos wichtige Parts übernommen hat („Im Westen nicht Neues“, „Die stillen Trabanten“, „Berlin Alexanderplatz“, „Systemsprenger“).
Tatsächlich sind Herzsprung sowie Schuch die Magneten dieses 144 Minuten laufenden kurzweiligen Films. Deren Ausstrahlung ist unübertrefflich. Hervorragend dargestellte Poweraggression trifft scheinbare Gelassenheit, eingefangen in vielen starken Nahaufnahmen von Daniela Knapp.
Der Vorgänger legt straight mit großer Intensität einen engen Fokus auf Jenny und die Gefängnisklavierlehrerin (Monica Bleibtreu), während drumherum einige schrullige Figuren, insbesondere die Beamten der JVA, zum Schmunzeln anregen. 15 Jahre Erzählzeit später ist mehr Inhalt angesagt. Statt aber das Mehr an Film für eine mögliche epische Breite zu nutzen, ist über Löwenerschießung bis zur klamaukig aufgezogenen Gesangsshow viel ablenkendes Füllmaterial enthalten. Pianist Omar (Hassan Akkouch) ist im Kriegsgeschehen ein Arm abgeschlagen worden. Wie Jenny stark traumatisiert, nimmt er aber das Leben viel positiver an. Von der Idee her ein gut installiertes Pendent, Omar überdreht jedoch zu sehr ins Komische. Kraus hat darüber hinaus die Spannungsschraube nicht vergessen. Er lässt die Protagonisten allmählich Anlauf nehmen, bis zum Showdown.
„15 Jahre“ ist meisterlich gespielt und visualisiert, zu unterhaltsam und überfrachtet.