Bildgewaltig und actiongeladen ist Tim Burtons Neu-Interpretation des Science-Fiction-Klassikers Planet der Affen (1968). Allerdings gelangt die Variante des Regie-Exzentrikers, der eine seiner uninspiriertesten Arbeiten abliefert, bei weitem nicht an das grandiose Original von Franklin J. Schaffner heran.
2029: Auf einer Weltraumstation trainieren Wissenschaftler Affen darauf, gefährliche Missionen im All als Piloten zu übernehmen. Als ein mysteriöser elektromagnetischer Sturm aufzieht, schickt Captain Leo Davidson (Mark Wahlberg) einen Schimpansen in einem Miniraumschiff auf Erkundungstour. Nachdem das Gefährt in einem schwarzen Loch verschwindet, macht sich Davidson auf die Suche nach dem tierischen Astronauten, gerät aber ebenfalls in den Sturm. Er wird durch die Zeit geschleudert und stürzt mit einer Bruchlandung auf einen fernen Planeten im Jahre 2400. Hier spielt die Evolution verkehrte, neue Welt. Sprechende, intelligente Affen herrschen mit unnachgiebiger Härte gegen die weniger weit entwickelten Menschen, die gejagt und bestenfalls als Haustiere gehalten werden.
Jahrelang kursierte das Projekt in Hollywood, ohne dass ein Studio über den Planungsstatus hinausgekommen ist. Ganz heiß gehandelt wurden Regisseure wie Oliver Stone, James Cameron und gar Komödien-Spezialist Chris Columbus. Arnold Schwarzenegger sollte die Hauptrolle übernehmen. Doch dann kam alles ganz anders. Mit Regie-Genie Tim Burton („Batman“, „Sleepy Hollow“) gelang endlich die mit Spannung erwartete Neuversion von Schaffners Kult-Klassiker, der vier Fortsetzungen (1969 bis 1973) und zwei Fernsehserien nach sich zog. Ausgerüstet mit einem feudalen 100-Millionen-Dollar-Budget setzt Burton auf große Schauwerte, spektakuläre Actionszenen und eine pompöse Ausstattung. Seine Re-Interpretation, die sich enger an die literarische Vorlage von Pierre Boule hält und einige Neuerungen gegenüber dem Ur-Werk einführt, sieht deutlich aus wie ein Produkt der heutigen Zeit – pures Mainstreamkino, das nur einem Zweck dient: der Unterhaltung. Stand im hochgradig zynischen und pessimistischen Original noch deutlich die Handlung im Mittelpunkt, dominiert nun eindeutig die Action. Damals verwob Schaffner in seiner cleveren Zivilisationskritik brisante Themen wie Rassismus, blinder, militärischer Gehorsam und Volksunterdrückung, stellte sie aber satirisch auf den Kopf, indem er die Rollen von Affen und Menschen vertauschte. Burton, der erst spät als Auftragsregisseur an Bord kam, verpasst der neuen Variante zwar seinen unverwechselbaren Burton-Look, schafft es aber nicht, „Planet der Affen“ seine skurrile Handschrift, geprägt von absurd-schrägen Ideen, aufzudrücken. Er bleibt stets an der Oberfläche, die Charaktere haben – anders als im Original - keine Tiefe.
Bei der Auswahl der neuen Interpretationsansätze hat Burton nicht unbedingt ein glückliches Händchen bewiesen. Die Menschen stehen mit den Affen rein körperlich und geistig fast auf einer Stufe, was die Ausgangssituation des Rollentauschs abschwächt. Zudem haben die nun zur Sprache fähigen Menschen auch wenig gehaltvolles zu sagen. Das Niveau der Dialoge hält sich also in Grenzen, durch lässige Oneliner will Burton sein Publikum bei Laune halten. Auch die Besetzung mit Mark Wahlberg, der in „Boogie Nights“ zeigte, dass er ein guter Schauspieler sein kann, ist nicht gerade gelungen. Wenigstens braucht er nicht wie Vorgänger Charlton Heston den ganzen Film im Tarzan-Dress über den öden Planeten zu streifen. Wahlberg bleibt seltsam blass, kann keine Akzente setzen. In einem der besseren Momente hat Heston einen ironischen Gastauftritt im Affenkostüm. Der fanatische Waffennarr warnt seinen Sohn vor einem teuflischen Instrument – einer Feuerwaffe. Der Rest der Hauptbesetzung dient nur der Staffage - wie Kris Kristofferson, der ebenso verschenkt ist wie Estella Warren („Driven“), Ex-Modell und ehemalige Olympiateilnehmerin im Synchronschwimmen. Die Affen (Tim Roth, Helena Carter Bonham, Michael Clarke Duncan) kommen ein wenig besser weg, dürfen sich unter der Maske emotional richtig austoben.
Einen Schönheitsfehler hat Burton Reinkarnation noch. Das Ende des Originals ist legendär. Heston entdeckt am Strand die ruinöse Freiheitsstatue und stellt mit Entsetzen fest, dass er sich auf der Erde befindet (wo die neue Version definitiv nicht spielt). Er geht in die Knie und brüllt: „Ihr Wahnsinnigen! Ihr habt die Erde in die Luft gesprengt. Ich verfluche euch. Ich verfluche euch alle!“ In der Absicht, diesen unglaublichen Aha-Effekt zu wiederholen, wirkt Burtons Schlusspointe gut gemeint, aber im Endeffekt fade und vorhersehbar.