Nachdem David Fincher mit seinen beiden voherigen Filmen „The Game“ und "Fight Club" zwar von der Kritik gefeiert wurde, aber kommerziell nicht alle Erwartungen erfüllen konnte, meldet er sich mit dem Suspense-Thriller „Panic Room“ zurück und weicht keinen Zentimeter von seinem Kurs ab. „Panic Room“ ist ein klaustrophobischer Albtraum, der mit nervenzerfetzender Spannung sowie einer exzellenten Jodie Foster glänzt und sich nahtlos in die Reihe der Fincher-Meisterwerke einfügt.
Meg Altman (Foster) ist gerade frisch geschieden und sucht eine neue Bleibe für sich und ihre elfjährige Tochter Sarah (Kristen Stewart). Der Preis spielt keine Rolle, schließlich hat ihr Ex-Mann (Patrick Bachau) das nötige Kleingeld. Ein traumhaftes Stadthaus in der New Yorker Upper East Side scheint ideal für Meg und Sarah. Der Clou: Der Vormieter ließ einen einbruchsicheren Raum einrichten, um sich im Falle eines Überfalls dorthin zurückziehen zu können. Mit modernster Technik und allerlei Nützlichem ausgestattet, bietet er den perfekten Schutz vor Einbrechern. Doch dummerweise ist genau dieses Zimmer das Ziel einer Gangsterbande (Forest Whitaker, Jared Leto, Dwight Joakam), die in der ersten Nacht in die Villa einbricht. Im Tresor soll eine Millionenbeute versteckt sein, aber Meg und Sarah können sich in letzter Sekunde in den „Panic Room“ retten und sich dort verbarrikadieren, als sie mitbekommen, dass Einbrecher im Haus sind. Ein nervenaufreibendes Katz- und Mausspiel beginnt...
Im tiefen Mittelalter wurde der Ort Refugium genannt, im 20. Jahrhundert gab es Luftschutzbunker und später Schutzräume vor Orkanstürmen. Selbst im Weißen Haus findet sich seit der Kennedy-Ära ein so genannter „Situation Room“, der in Wahrheit nichts anderes ist, als der in David Finchers neuestem Albtraum geschilderte Panic Room. Vier dicke Mauern aus Stahl schützen die Insassen dieses Zufluchtsortes. Belüftungs- und Telefonsystem sind unabhängig von der Außen- und Innenwelt und über acht Videokameras kann das ganze Haus auf Monitoren eingesehen werden - ein Hauch von Orwell. Je stärker sich Verbrechen und Terrorismus in den USA ausgebreitet haben, desto größer wurde das Sicherheitsbedürfnis der Amerikaner. Es hat sich eine regelrechte Paranoia entwickelt. David Fincher hat dieses Phänomen erkannt und einen hochspannenden, nervenzerreißenden Thriller um diese Thematik gedreht.
Zunächst stand „Panic Room“ unter keinem guten Stern. Die für die Hauptrolle vorgesehene Nicole Kidman ("Moulin Rouge", "The Others") musste die Dreharbeiten nach wenigen Tagen auf Grund einer Knieverletzung abbrechen. Aber die zentrale Figur der Meg Altman erforderte eine starke Persönlichkeit, sonst würde die gesamte Konstruktion des Films nicht funktionieren. Und dann hatte Fincher großes Glück. Bei „The Game“ hatte sich ihre Zusammenarbeit noch kurz vor Drehstart zerschlagen, doch für „Panic Room“ konnte der Regisseur kurzfristig Jodie Foster ins Boot holen. Die zweifache Oscar-Preisträgerin („Angeklagt“, „Das Schweigen der Lämmer“) ist die Idealbesetzung. Sie strahlt genau das richtige Maß an Verletzbarkeit aus, das sie als betrogene Ehefrau, die kurz nach der Scheidung mit ihrer Tochter ein neues Leben anfangen will, haben muss. In die Falle geraten, von den Einbrechern bedroht und tyrannisiert, ist Foster in ihrer Wandlung zur mutigen Beschützerin jederzeit hundertprozentig glaubhaft. Stichwort Authentizität: Das gilt auch für die talentierte Newcomerin Kristen Stewart, die als Fosters Spross eine beachtliche Vorstellung abgibt - ebenso wie das Einbrecher-Trio Forest Whitaker („Smoke“), Jared Leto („Fight Club“) und Dwight Yoakam („Sling Blade“).
Wie schon in seinen Meisterwerken „Sieben“, The Game“, „Fight Club“ und auch in „Alien 3“ gelingt es Fincher brillant, eine äußerst beklemmende Atmosphäre zu erzeugen. Nach der Exposition im hell und freundlich eingefangenen New York ziehen düstere Wolken auf und die Dunkelheit bricht herein. Die Handlung spielt in einer einzigen Nacht, die für die Beteiligten kein Ende zu nehmen scheint.
An dieser Konstellation hätte ein durchschnittlicher Regisseur schnell scheitern können. Denn was lasse ich mir nach dieser Patt-Situation (Beute und Geiseln eingeschlossen, Gangster unfähig, den „Panic Room“ zu knacken) einfallen? Und genau da hat Autor David Koepp („Jurassic Park I + II“, „Mission Impossible“, „Spider-Man“) ganze Arbeit geleistet. Immer wieder überrascht die Geschichte, die trotz Dunkelheit elegant photographiert ist, mit einer neuen, unvorhergesehenen Wendung, die die Spannungsschraube stetig anzieht. Die Dialoge sind minimalistisch, sparsam, aber immer genau zielstrebig auf den Punkt. Auch die Motivation der Figuren ist glaubhaft konstruiert - alles fügt sich zu einem starken Ganzen zusammen.