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4,0
Veröffentlicht am 27. August 2023
Eine Perle für Genießer ruhiger und subtiler Thriller. Wenige Schauspieler und ein Schneiderladen reichen aus, eine clevere Story gekonnt zu verpacken und genial zu inszenieren. Hut ab.
Leidlich spannendes Mafia-Kammerspiel. Es war ganz interessant dabei zuzusehen, wie der Cutter Leo Burling alle Mafia-Dumpfbacken aufs Kreuz legt und als strahlender Sieger aus einem Intrigen-und Ränkespiel hervorgeht, das sich durchaus sehr gut sehen lassen kann. The Outfit ist nichts anderes als ein Schauspiel das in einem Akt mit mehreren Szenen aufgeführt wird. Der ganze Film findet nur im Atelier des Schneiders statt und ist im Grunde genommen nichts Anderes als ein auf Zelluloud gebanntes Thearerstück. Spannend, kurzweilig, interessant. Was will man mehr. Kein Actionfilm, kein ausgewiesener Mafia-Thriller, kein Mega-Reisser. Aber ein spannender Film im Mafia-Milieu der 50er Jahre, der Spass macht, zu überraschen weiß und gute Unterhaltung bietet.
Mark rylance wird langsam zu einem meiner Lieblings Darsteller. Ich sehe ihn meistens in Nebenrollen von anderen Filmen, in denen er stets das Geschehen adelt und bereichert. Hier spielt er die Titelrolle und das auch noch in einem Film, der glatt als Theaterstück durchgehen würde. Der gesamte Film spielt nur in den Räumlichkeiten einer Schneiderei, im Chicago der 50er Jahre. Hier verkehren in einer schicksalshaften Nacht mehrere Mitglieder mehrerer Ganovenfamilien, die sich mit Intrigen und anderen Sachen gegenseitig an die Kehle wollen. Rylance muss als cleverer Schneider einen Weg finden, sowohl die Gangster gegeneinander auszuspielen wie auch selber am Leben zu bleiben. Und obwohl dies nichts weiter als Gerede bedeutet kommt dabei ein hochspannender und cleverer Film raus, der einen insbesondere zum Schluss mit wunderbaren Pointen und Twists überrascht. Natürlich kann man dies nicht als großes Highlight vermarkten, aber dies ist genau die Form von kleinem, feinem Kino das den schätzenden Beobachter rundherum zufrieden stellt.
Fazit: Gewitzt, spannend und bescheiden – großartiger Gangster Thriller
Ein wirklicher Geheimtipp und einer der besten Filmen vom Jahr 2022. Ein Mafiastreifen, der vielleicht etwas andere Wege geht und einen interessanten Kniff hat. Es könnte auch fast ein Theaterstück sein, den "The Outfit", spielt eigentlich nur an einem Ort und zwar in der Schneiderei. Klingt langweilig? Nein! Wenn ihr ihn gesehen habt, versteht ihr vielleicht wieso.
DAS SAKKO SITZT WIE ANGESCHOSSEN von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Für Graham Moore ist der unsichtbare Faden wohl jener Handlungsstrang, der sich jenseits des Offensichtlichen durch die Minuten eines Films schlängelt, und nicht jener Zwirn, den Daniel Day Lewis in gleichnamigem Film von Paul Thomas Anderson seinen stofflichen Kunststücken zur Vollendung eingenäht hat. Für Graham Moore ist The Outfit – Verbrechen nach Maß sein Debüt in Sachen Regie, nach dem er recht erfolgreich das Drehbuch zu The Imitation Game von Morten Tyldum verfasst hat. Wir wissen: Benedict Cumberbatch hat hier dem Mathematiker Alan Turing ein Denkmal gesetzt. Jetzt borgt sich Moore aus Spielbergs Lieblingsensemble Mark Rylance, den ehemaligen Mastermind hinter Ready Player One oder dem Spion aus The Bridge of Spies. Rylance spielt gerne unterschätzbare Charaktere, die leise auftreten, sich vielleicht auch menschenscheu und eremitisch geben. Die den Kopf gesenkt halten und eine falsche oder wahre Bescheidenheit leben, so genau weiß man das nie. Rylance aber hat Charakter, ein distinguiertes Auftreten und fällt niemals mit der Tür ins Haus. Das war auch schon bei Yoda so: Deswegen war der mächtigste aller Jedi auch der kleinste und lernresistenteste, wenn es darum ging, ordentlich Basic zu beherrschen.
Rylance als Herrenschneider Leonard Burling spricht allerdings ein astreines und gewähltes Englisch. Konzentriert sich auf das, was er am besten kann, um die Perfektion mit Nadel und Faden zu gewährleisten. Betreibt einen kleinen Laden im tief verschneiten Chicago und tut so, als wüsste er nicht, dass hier tagein, tagaus finstere Handlanger nicht nur der irischen Mafia Burlings Werkstatt als Drehscheibe für geheime Informationen verwenden. Dort hängt in einer Ecke ein unscheinbarer Briefkasten, und die verbrechenswilligen Herren in Mantel und Fedora schneien hier schneeflockennass in die heiligen Hallen des Meisters, um ihr Geschäft am Laufen zu halten. Eines Tages landet ein Brief der geheimnisvollen und alles umspannenden Organisation The Outfit in besagtem Kästchen – mit brisanten Details. Später dann wird Richie, der Filius von Gangsterboss Boyle, angeschossen in die Schneiderei gebracht – ein Angriff der Gegenpartei, die wissen wollen, dass einer in diesem ganzen Gefüge der Unterwelt ein Verräter sein muss und dem FBI mithilfe von Tonbandaufzeichnungen allerlei Brisantes zukommen lassen will. Diese Aufnahmen dürfen nicht in falsche Hände geraten, denn geplaudert wird in diesen scheinbar tauben vier Wänden immerhin auch genug.
Wer jetzt schon anhand des recht konstruierten Plots das Interesse an dem piekfein ausgestatteten Kammerspiel verloren hat: vorzuwerfen wäre es ihm nicht. Die ebenfalls von Graham Moore ersonnene Geschichte, die sich auf Elemente eines True Story-Berichts beziehen, eifert etwas bemüht den Gangsterfilmen der Schwarzen Serie nach und transportiert seine Hommage in eine Zwei-Zimmer-Boutique, in welcher sich im Laufe von 106 Minuten die verschiedensten Gesellen – vom tumben, gewaltbereiten Handlanger bis zum Obermafiosi, der seinen Sohn sucht – einfinden werden. Das Kammerspiel dürfte Moore womöglich schon seit Sichtung des Hitchcock-Klassikers Cocktail für eine Leiche beeindruckt haben: so manchen Suspense entdeckt man auch in The Outfit – wenn man genau danach sucht. Also irgendwo zwischen angeschossenen Gangstern, verbotenen Liebschaften und gezogenen Pistolen, die auf was weiß ich auf wen gerichtet sind. Inmitten dieses Kommens und Gehens arbeitet sich Mark Rylance als argloses und scheinbar devotes Scheuklappen-Schneiderlein durch allerlei Schnittmuster zur zentralen Figur heran, die langmächtig über Schein und Sein philosophiert und maßgeschneiderte Herrenanzüge mit determiniertem Karma gleichsetzt.
The Outfit – Verbrechen nach Maß will als opulenter Einakter auf engstem Raum funktionieren und seine Wendungen wie Stecktücher in Sakkos platzieren. Durch diese Ordnungsliebe verzichtet der Thriller aber auf das Plötzliche und Unerwartete. _________________________________________________ Mehr Reviews und Analysen gibt's auf filmgenuss.com!
Ein recht gelungenes Kammerspiel über einen Maßschneider, seine Sekretärin und der Mafia. Nicht ohne Humor wird eine komplizierte Geschichte über Verrat, Misstrauen und Intrigen entwickelt, die zum Ende aber ein, zwei Schnörkel zu viel hat und der dann doch etwas die Luft ausgeht Noch sehenswert, auf jeden Fall annehmbar
Mehr als angegeben sollte von der Handlung nicht verraten werden, da sonst allzu schnell der Clou der Geschichte klar würde. Zwei Aspekte stehen bei diesem Film bedauerlicherweise in Konkurrenz bzw. in hartem Widerspruch. Formal haben wir es mit einem distinguierten Thriller Noir zu tun, einem Kammerspiel, das höchsten Ansprüchen genügen könnte. Schauspielerisch auf den Punkt gearbeitet, die jazzig-elegante Musik von Superstar Alexandre Desplat passt wie ein Maßanzug, die Kameraarbeit ist exzellent... dies hätte eine Perle in Sachen minimalistischer Krimi werden können. Doch fehlt es der Regie an Substanziellem: es fehlt das Gespür für das richtige Tempo, für Logik und Dramaturgie. Viele der Dialogszenen ziehen sich bis zur völligen Ermattung in die Länge, und nach und nach bekommt man den Eindruck, es mit einem Bühnenstück zu tun zu haben, das auf einer Bühne womöglich noch funktioniert hätte - auf der Leinwand aber nicht besteht, da eine Kamera genauer hinschauen kann und Glaubwürdigkeitsprobleme allzu offensichtlich macht.
Kammerspielartiger Thriller Noir, der in den 1950ern angesiedelt ist und bei erstaunlichem kreativen Potenzial und glänzender Optik seinem lahmen Dialogbuch und entschieden zu vielen unlogischen Momenten bedauerlicherweise erliegt.
Mark Rylance hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der liebenswertesten Schauspieler überhaupt gemacht. Mit Nebenrollen in BRIDGE OF SPIES, READY PLAYER ONE und DON’T LOOK UP bewies er ein großartiges Gefühl für eine sanfte und ehrliche Figurenzeichnung. Er ist wie geschaffen für Rollen, die introvertiert angelegt sind, und eben jenes Talent darf er auch im Regiedebüt des Oscar®-Gewinners und Drehbuchautoren Graham Moore unter Beweis stellen. Dabei bedient sich der Film einerseits dem noch recht jungen Revenge-Thriller-Genre, welches bereits NOBODY und JOHN WICK uns fabelhaft präsentierten und bleibt gleichzeitig vollkommen bodenständig und hangelt sich entlang eines Zahnradmechanismus von Ereignissen, die sich Stück für Stück zu einem sehenswerten, gediegenen und doch mitreißenden Payoff aufstapeln. THE OUTFIT brilliert durch Eleganz, Stil und Präzision und bildet das ab, was The King’s Man gerne gewesen wäre.
Die gesamte Kritik gibt es auf riecks-filmkritiken.de/the-outfit-verbrechen-nach-mass