Mein Konto
    Asteroid City
    Durchschnitts-Wertung
    3,1
    83 Wertungen
    Deine Meinung zu Asteroid City ?

    12 User-Kritiken

    5
    0 Kritik
    4
    6 Kritiken
    3
    3 Kritiken
    2
    2 Kritiken
    1
    0 Kritik
    0
    1 Kritik
    Sortieren nach:
    Die hilfreichsten Kritiken Neueste Kritiken User mit den meisten Kritiken User mit den meisten Followern
    Sebastian Schlicht7
    Sebastian Schlicht7

    5 Follower 199 Kritiken User folgen

    4,5
    Veröffentlicht am 18. Juni 2023
    „Sometimes I feel more at home outside the Earth´s atmosphere.“

    Drohen Wes Andersons Filme irgendwann zu implodieren? Das könnte man meinen, wenn man sich den Cast für jeden seiner neusten Filme ansieht. Für seinen elften Film „Asteroid City“ (2023) brachte Anderson seinen vermutlich bislang größten Cast an großen Darstellern zur Schau. Auch wenn einige bekannte Gesichter wie Owen Wilson oder Bill Murray fehlen.
    Anderson ist in der Kinowelt etwas Besonderes! Manche können seine Filme und seinen Stil nicht mehr ertragen, aber ich kann nicht genug davon bekommen. „Asteroid City“, sein neuster Film, ist dahingehend auch nichts Neues, jedenfalls fast nicht. Anders als bei „The French Dispatch“ erzählt er hier wieder eine (fast) stringente Story. Dieses Mal geht es um eine kleine Stadt, die sich am Krater eines Meteoriteneinschlags befindet. Zum ersten Mal wagt sich Anderson nun also an sowas wie Sci-Fi heran? Ja und nein.

    Die 1950er: In Asteroid-City treffen viele verschiedene Leute ein, weil dort das alljährliche „Meteoriten-Festival“ stattfindet, bei dem die klügsten Kinder mit einem Preis ausgezeichnet werden. Doch eines Abends kriegt der kunterbunte Mob Besuch von einem Raumschiff…

    Was nach einer simplen und bekannten Geschichte klingt, wird von Anderson in seinem bekannten, abstrakten, symetrischen und humorvollen Stil optisch wundervoll inszeniert (Kamera: Robert D. Yeoman). Aber das überrascht sicherlich niemanden, denn visuell sind Andersons Filme immer stark. Hier baute man ein riesiges Wüsten-Set, dass wie eine fantastische Theaterbühne wirkt (passend zur Nebenhandlung des Films!). Auch die Musik von Alexandre Desplat ist wieder mal wundervoll. Und Anderson ist wirklich einer der letzten Regisseure, die auch im Jahre 2023 noch mit alten Tricks wie Puppen und Stop-Motion arbeiten, ein wahrer Segen!

    Doch was ist mit der Geschichte? Diese ist tatsächlich nicht einfach zu begreifen. Im Grunde ist das Ganze sehr simpel: Ein Alien kommt auf die Erde, die Truppe an verschiedenen Figuren kriegt das mit und fertig. Zwischenmenschlich passiert aber so einiges. Das ist jedoch nicht immer ganz so bewegend, wie etwa Andersons frühere Filme („Moonrise Kingdom“ oder „Die Royal Tenenbaums“), sondern meistens eher komisch. Manche werden sicherlich den Eindruck haben, dass viele Momente einfach nur da sind, um verdreht und charmant seltsam zu wirken. Da würde ich auch zustimmen, aber dennoch empfinde ich bei all diesen Dingen immer eine Sinnhaftigkeit. Nichts in „Asteroid City“ ist dem Zufall überlassen, jeder Satz, jede Bewegung, jede Kameraeinstellung erfüllt einen Zweck. Für mich ist dieser Film (wie auch andere Werke von ihm) wie ein kleines, modernes Märchen. Es gibt ein paar emotionale Momente, aber in erster Linie ist „Asteroid City“ wirklich lustig. Und ich meine wirklich lustig, ich jedenfalls kann kaum so viel über etwas lachen wie bei Andersons Filmen. Mich muss ein Film in erster Linie unterhalten und das tut dieser Film! Ich finde es schön, dass nicht alles sofort greifbar und erklärbar ist, denn dadurch wird mein Interesse geweckt und ich habe Lust das Ganze nochmal zu sehen.

    Bis in die kleinste Nebenrolle durften wieder große Namen ran, deren Aufzählung zu absurd wäre. Es ist jedoch schön Jason Schwartzman endlich wieder in einer größeren Rolle zu sehen. Und Tom Hanks und besonders Scarlett Johansson passen wunderbar in diese magische, bunte Anlehnung an Roswell.

    Fazit: „Asteroid City“ ist ein Film, den man sehen muss, beschreiben bringt da nur begrenzt etwas. Wer mit Anderson nicht viel anfangen kann, wird auch hier nicht bekehrt werden. Ich persönlich liebe aber seine Filme und seinen einzigartigen Stil. Ich denke immer wieder, dass das Ganze sich irgendwann abnutzt, aber dem ist nicht so. Immer wieder werde ich überrascht, berührt und unterhalten und die Zeit vergeht wie im Flug. „Asteroid City“ kreiert eine wundersame, fiktive und irgendwie nostalgische Welt, in der ich mich verlieren möchte. Für mich schon jetzt einer der besten Filme des Jahres!
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    711 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,5
    Veröffentlicht am 17. Juni 2023
    UNHEIMLICHE BEGEGNUNG DER ANDERSON-ART

    Trost und Hoffnung liegen in den Sternen. Und auch die Erkenntnis, als Mensch nicht der Mittelpunkt des Universums zu sein. Mit diesen sozialphilosophischen Überlegungen im Retro-Hartschalenkoffer hat sich Regie-Exzentriker Wes Anderson, der langsam schon zu seinem eigenen Manieristen wird, in die Wüste aufgemacht, genauer gesagt in den fiktiven Ort namens Asteroid City. Als Städtchen lässt sich diese Ansammlung an wenigen Häuschens kaum bezeichnen, als kleiner Touristenmagnet für Hobby-Astronomen allerdings schon. Zum Glück liegt das Kaff auch an einer Durchzugsstraße, an welcher immer mal wieder vor der Exekutive flüchtende Gauner verfolgt werden, mit lautem Tatü-Tata. Doch sonst hängt eine pastellfarbene Idylle über einem Mikrokosmos, der sich fast schon anfühlt wie Barbie-World, nur mit weniger Pink und einem weiteren Farbspektrum, dieses allerdings stark verdünnt.

    Doch immerhin: So waren sie, und so sieht man sie auch, die 50er Jahre. Wer sich noch an die alten Werbetafeln erinnern kann, wird darin Andersons Stil wiedererkennen. Dazu zählen schmucke Automobile, die Diner-Restaurantkultur und kuriose Artefakte aus dem Club der jungen Erfinder und Geistesriesen, die zur alljährlichen Meteoriten-Gedenkfeier ihre bahnbrechenden Erfindungen präsentieren. So gut wie alles trifft sich an diesen Tagen an diesem Ort. Manche tun das freiwillig, manche weniger. Witwer Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) und seine Kinder zum Beispiel – die haben eine Autopanne und müssen bleiben, bis Opa (Tom Hanks) sie abholt. Dann ist da die Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson), die Wissenschaftlerin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton) und der Country-Musiker Hank (Rupert Friend) – um nur einige zu nennen. Und dann passiert das: Die unheimliche Begegnung der dritten Art. Oder eben: wie Wes Anderson sie interpretieren würde. Als kurios-liebevolles Puppenspiel kombiniert mit Real-Acting. Mit einem Alien, dass seltsamerweise an Max Schreck erinnert. Und der nostalgischen Rückbesinnung an Zeiten, in denen die USA zufrieden waren mit ihrer Allmacht und noch nicht ganz zufrieden mit dem Wettrüsten zum Mond. In welchen die USA den Zwischenfall von Roswell schon acht Jahre lang erfolgreich unter den Teppich gekehrt haben und der technologische Fortschritt zumindest in Science-Fiction Filmen gerade Fahrt aufnahm. Eine Zeit, gleichzeitig so unschuldig und schuldbeladen. Festgefahren in diesem Hin und Her steckt dann auch die ganze skurrile Gesellschaft, verharrend in einem von der Regierung verordneten Lockdown, um den extraterrestrischen Besuch geheim zu halten. Natürlich funktioniert das nicht, das Alien kam wie gerufen und wird zur Leitfigur gedichteter Kinderlieder und zum Schnappschuss eines Kriegsfotografen.

    Das ist wieder ganz schön viel auf einmal, wie bei Anderson üblich. Und dennoch geht ihm ein Stoff wie dieser leichter von der Hand als in seinen letzten Filmen, die aus meiner Sicht viel zu gekünstelt und überfrachtet waren und unter ihren Ambitionen, das Setzkastenprinzip voller Anekdoten einfach vor dem Publikum auszuleeren, fast schon erstickten. Asteroid City atmet die Wüstenluft ohne diesen Druck auf der Brust. Mit Schwartzman und Familie als Dreh- und Angelpunkt des Films bewegt sich Anderson nicht ganz so weit von seiner eigenen Geschichte weg, findet aber andererseits auch nicht wirklich zu einer sich weiterentwickelten Story, die auch eine gewisse Wandlung an ihren Protagonisten vornehmen würde. Beides geschieht nicht, für beides ist auch keine Zeit, denn aus welchen Gründen auch immer muss der geschmeidige Lauf einer Science-Fiction-Dramödie aufgrund einer Metaebene unterbrochen werden, die hinter die Kulissen blickt und all die Stars, die wiederum Schauspielerinnen und Schauspieler darstellen, in 4:3 und Schwarzweiß nochmal vorführen, inklusive des Schreiberlings hinter dem Stoff, welches eigentlich ein Theaterstück sein soll, wir aber als Film sehen.

    Und das ist das Problem an Andersons Filmen: Er hält sich nicht nur mit Szenen auf, die für das große Ganze eigentlich keinerlei Nutzen haben und auch nicht interessant genug sind, um für sich selbst zu stehen. Er legt seinem Ensemble auch noch Textkaskaden in den Mund, die als reißender Wortschwall über die Szene hereinbrechen und eine eigene schräge Note lukrieren sollen, die aber lediglich als stilistisches Symptom ganz schön viel kreative Makulatur in alle Himmelsrichtungen schleudert. Das Zuviel und zu Irrelevant macht Andersons Filme manchmal anstrengend. Klammert man diese überhöhte Künstlichkeit aber aus, lässt sich unter all dem Klimpim eine augenzwinkernde, leise und liebevoll parodierende Zeitkolorit-Komödie entdecken, die Leute einander über den Weg laufen lässt, die sonst nichts, aber eines verbindet: die tröstende Erkenntnis, im Universum nicht allein sein zu müssen.
    ____________________________________________________
    Mehr Reviews und Analysen gibt's auf filmgenuss.com!
    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    • Die neuesten FILMSTARTS-Kritiken
    • Die besten Filme
    Back to Top