Mit Fortsetzungen ist es so eine Sache. Manche von uns freuen sich, wenn ihre Lieblingshelden zu einem neuen Abenteuer auf der Leinwand antreten dürfen, andere sehen die Flut an Sequels ob der oftmals eher durchwachsenen Qualität als achte biblische Plage an. Die Beweggründe der Produzenten eine Fortsetzung in Auftrag zu geben, sind ohnehin mehr als nur offensichtlich. Geld regiert die Welt, und sollte sich ein Film aus ihrer Sicht als kommerziell erträglich erwiesen haben, ist logisch, was folgen muss. Als Faustregel dabei gilt, dass Filme mit einem US-Einspiel im dreistelligen Millionenbereich fortgesetzt werden müssen. Erstaunlich ist allerdings, dass dieser Tage mit David Dobkins „Shanghai Knights“ ein Sequel zu „Shang-High Noon“ in den Kinos erscheint. Der Vorgänger spielte lediglich einen US-Boxoffice von knapp 56 Millionen Dollar ein, was zwar genug war, um einen ordentlichen Gewinn zu erwirtschaften, eine Fortsetzung jedoch nicht gerade nahe legte.
Der größte Pluspunkt an „Shang-High Noon“ war seinerzeit das zwar nicht originelle, aber doch amüsante Zusammenbringen der Gegensätze. Auf der einen Seite der Möchtegernganove und Cowboy Roy O’Bannon, auf der anderen der edle Chinese Chon Wang (Jackie Chan). An diesem Konzept halten die Drehbuchautoren Alfred Gough und Miles Millar verständlicher Weise fest und versuchen noch eine Schippe drauf zu legen. Diesmal prügeln sich die beiden Protagonisten nicht durch den aach so wilden Westen, sondern das englische Königreich. Die Story, durch die das ermöglicht wird, ist eben so hanebüchern wie zweitrangig. Chon Wangs Vater (Kim Chan) und seine Schwester Chon Lee (Fann Wong) sind Wächter eines uralten Siegels, dessen Besitz zur Herrschaft über ganz China legitimiert. Bei einem Überfall wird Chon Wangs Vater getötet und das Siegel entwendet. Die Spur der Schurken führt die beiden Geschwister und Roy nach England, wo sie nicht nur versuchen ihren Vater zu rächen, sondern obendrein noch eine nahezu obligatorische Verschwörung im englischen Königshaus aufdecken.
Hand aufs Herz, eine originelle Storyline wäre von einem Chan-Film wohl zuviel verlang gewesen. Jeder halbwegs aufmerksame Zuschauer wird sofort wissen, aus welcher Richtung der Wind hier weht. Was allerdings erwartet werden darf, sind gut choreographierte Kampfeinlagen von Jackie Chan und flotte Sprüche von Sidekick Owen Wilson. Beginnen wir beim Stichwort Humor. Bedingt durch das Szenario wird versucht, alles was in England Rang und Namen hat durch den Kakao zu ziehen. Sowohl die Queen, Arthur „Artie“ Conan Doyle, Charlie Chaplin und Jack The Ripper haben Gastauftritte. Als Szenarien dienen Westminster Abby, Madam Toussauds, die Gemäuer des Big Ben, Stonehendge und noch einige weitere bekannte Locations aus der englischen Hauptstadt und deren näheren Umgebung. Doch trotz des sichtlichen Bemühens von Owen Wilson und des durchaus vorhandenen Potenzial zünden viele Gags einfach nicht. Vieles ist einfach zu offensichtlich, zu abgedroschen. Was den Zuschauern hier zugemutet wird, ist ein Wechselbad der Gefühle. Grundsätzlich gilt, dass einem gelungenen Gag ein weniger gelungener folgt.
Ähnliches gilt für die Actionsequenzen. Trotz seiner mittlerweile knapp fünfzig Lenze zeigt Jackie Chan keine Spur von Alterserscheinungen. Wie sich an den wiedermal herrlichen Outtakes erkennen lässt, ist Chan nach wie vor sein eigener Stuntman. Er ist beweglich wie eh und je und zeigt den in Überzahl auf ihn zuströmenden Ganoven ein ums andere Mal wo der Bartel den Most holt. Allerdings kommt beim Zuschauer immer wieder ein gewisses Dejà-Vu auf. Viele Szenen erinnern frappierend an diverse frühere Werke von Chan. Es scheint fast so, als ob sich Chan und seine Choreographen eine kollektive kreative Auszeit gegönnt haben und hier nur Aufgewärmtes bieten. Ein ganz dicker Pluspunkt wird allerdings durch eine wunderbare „Singing in the Rain“-Persiflage samt Regenschirm gesammelt. Positiv angeführt werden muss noch, dass die in den hiesigen Gefilden bisher unbekannte Fann Wong nicht nur in optischer Hinsicht zu überzeugen weiß, sondern auch in den Kämpfen fast die Klasse eines Jackie Chan erreicht.
Unterm Strich ist „Shanghai Knights“ weder Fisch noch Fleisch, weder wirklich gut noch richtig schlecht. „Shanghai Knights“ ist von Anfang bis Ende ein durchschnittlicher Film. Verblüffend ist allerdings, dass das US-Einspiel mit 60 Millionen Dollar das des Vorgängers überwand. Da allerdings das Budget mit offiziell 50 Millionen Dollar auch relativ stolz ausfiel, ist mit einem dritten Teil wohl eher nicht zu rechnen. Fans des Vorgängers und Jackie Chans sollten jedoch ruhigen Gewissens einen Blick riskieren. Wer Streifen dieser Machart gewöhnlich kritisch gegenüber steht, wird sich hier sicherlich nicht bekehren lassen.