Rostock, DDR, 1987. Die drei Freunde Hanna (Lena Urzendowsky), Andreas (Willi Geitmann) und Jens (Jannis Veihelmann) lernen sich in der Schule kennen und werden beste Freunde. Auch wenn sie total verschieden sind.
Jens ist eher der Nerd, der Mosaik-Comics sammelt. Hanna ist Leistungssportlerin, sie will als Schwimmerin Medaillen bekommen. Andreas (Willi Geitmann) ist eher der Rebell.
Und deshalb gerät Andreas auch immer öfter in den Blick der Staatsmacht, er kommt in einen Jugendwerkshof, so was wie ein Jugendknast. Das hat auch Folgen für Hanna, der ein Umgang mit Andreas verboten wird, weil sie sonst nicht mehr ihren Sport ausüben darf.
Als Jens mit seinen Eltern in den Westen geht, steht auch für Andreas fest: Er will flüchten - schwimmend durch die Ostsee nach Fehmarn. Im Sommer 1989 soll es so weit sein. Und was ist mit Hanna?
Es sind wohl um die 50 Kilometer von Kühlungsborn nach Fehmarn, und mehrere Tausend Menschen haben zu DDR-Zeiten versucht, auf diese Weise über die Ostsee zu flüchten.
Es ist also ein ganz starker Stoff, den Regisseurin und Drehbuchschreiberin Sarah Neumann ins Kino bringt - nach dem Roman von Dorit Linke.
Leider ist es nicht gelungen, daraus auch einen großen Kinofilm zu machen. Das liegt einerseits am merklich kleinen Budget, aber auch am wirklich mangelhaften Drehbuch.
Ein Stoff wie dieser muss adäquat umgesetzt werden, und dafür braucht man ein gutes Budget. Hier fehlt es schmerzlich. Sei es, weil es beispielsweise an Komparsen fehlt - ständig sieht man nur die Hauptdarsteller auch in Szenen allein, wo eigentlich Hintergrundgewusel herrschen müsste, allein. Das sorgt manchmal für eine merkwürdige Tristesse. Noch befeuert durch die spärliche Filmmusik, so dass es Momente mit einer bedrückenden Stille gibt, die echt auffällt. Stille auch in der Hinsicht, dass Hintergrundgeräusche fehlen. Besonders in den Szenen, die auf dem Meer spielen, wirkt das Setting unglaubwürdig. Es regnet, es stürmt, und trotzdem sprechen die beiden Schwimmenden normal und deutlich - entweder nachsynchronisiert oder eben im Studio (Schwimmbad?) mit Mikro.
Auch sonst hat man irgendwie versucht, ein DDR-Gefühl herzustellen - durch ein paar Trabis und durch das Mosaik. Aber das reicht nicht. Der im Film gezeigte Intershop wirkt eher wie ein ramschiger Dorfkonsum. Auch in Rostock dürfte der Intershop ein gewisses Niveau gehabt haben.
Wirkliche Schwächen liegen aber im Drehbuch. Die Figuren bleiben allesamt merkwürdig flach. Vollkommen unklar ist, inwiefern Andreas beim Staat aneckt. Es gibt eine einzige Szene, die eine Ahnung gibt, die aber ist vollkommen unzureichend, um beispielsweise zu erklären, warum der junge Mann in den Jugendwerkshof kommt. Auch erschließt sich nicht, wieso die drei überhaupt Freunde sind. Jens kommt als merkwürdiger Nerd neu in die Klasse, und plötzlich ist er mit den anderen befreundet. Allerdings ist auch nicht immer ersichtlich, dass es in dem Film Zeitsprünge gibt.
Und davon abgesehen, dass Andreas anfangs 14 oder 15 sein soll, ist unglaubwürdig, weil der Darsteller sichtbar sehr viel älter ist.
Es gibt zwei Zeitebenen im Film - die eigentliche Handlung und die Stunden, wo Hanna und Andreas in der Ostsee schwimmen - da aber anfangs die Hintergründe unklar ist, wirken diese Schwimmszenen in den ersten zwei Dritteln des Films seltsam langweilig.
Zur allgemeinen Drehbuchschwäche kommen in einigen Szenen furchtbar hölzerne Dialoge, die teilweise auch nicht mehr durch die Darsteller gerettet werden können.
All das sind Gründe, warum der Film leider nicht funktioniert. Und das ist sehr schade, denn die Geschichte ist eigentlich vielversprechend.