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    Die Aussprache
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    beco
    beco

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    3,0
    Veröffentlicht am 22. Februar 2023
    Ein kammerspielartiger Film, der die immer aktuelle Frage behandelt, wie verhalte ich mich, wenn gegen mich (meine Gruppe) Gewalt ausgeübt wird. Diese Frage wird hier anhand einer mennonitischen Gemeindschaft verhandelt, in der die Männer Frauen unterdrücken, schlagen und vergewaltigen.
    Drei Optionen sind gegeben, nichts tun, kämpfen oder weggehen.
    Die erste Option fällt raus, die beiden anderen werden diskutiert. Eine feministische Politik wird uns dargeboten, in der die friedliche Alternative gewinnt. Man flieht nicht, man geht weg und hofft auf Freiheit und eine bessere Zukunft.
    Ein Film über toxische Männlichkeit und weibliche Problemlösung, die durchaus beispielgebend sein kann.
    Solide
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

    711 Follower 942 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 29. Oktober 2022
    DIE ENTBEHRLICHKEIT DER MÄNNER
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Alle Männer sind böse. Zumindest hat das Jessie Buckley zuletzt in Alex Garlands surrealem Kunsthorror Men so erlebt. Jeder Mann, dem Buckley da begegnet war, hat das selbe Gesicht getragen. Wie gruselig. Und beklemmend obendrein. Jetzt ist Jessie Buckley wieder dieser Testosteron-Hydra ausgesetzt. In Sarah Polleys Regiestück Die Aussprache (im Original: Women Talking) ist aber dann doch nicht jeder einzelne innerhalb dieses genitalgesteuerten Patriarchats so richtig schlecht. Ben Wishaw zumindest nicht. Doch der ist aus seiner Sicht ein Verlierer, ein ehemaliger Verstoßener, der nur deswegen zu seiner mennonitischen Gemeinde irgendwo in Bolivien zurückkehren durfte, weil er für jene als Lehrkraft von Nutzen sein kann. Er ist es auch, der Protokoll führt, sitzend auf einem Ballen Stroh, das Notizbuch vor sich liegend und als einziger des Alphabets mächtig. Die Frauen sind das nicht, aber zumindest dem Willen Gottes unterworfen oder besser gesagt jenem Willen, denn die evangelische Freikirche den Männern zugestanden hat. Man sieht wieder: Religion und Gleichheit vertragen sich nicht. Und haben es niemals getan.

    Und eines Nachts ist es dann passiert: Einer der Männer aus der Gemeinde wird während eines sexuellen Übergriffs ertappt – um sich aus der Sache rauszuwinden, verpfeift er alle anderen, die dasselbe getan haben – jahraus, jahrein. Der Glaube sagt: duldet nur, dafür kommt ihr ins Himmelreich. Die Frauen meinen: Mumpitz, so geht das natürlich nicht weiter. Also werden all die Männer angeklagt, die übrigen versuchen, eine Kaution für all die Verbrecher zusammenzubekommen, also bleiben nur die Frauen in der Gemeinde zurück, um zu beraten, was sie nun tun sollen. Da gibt es drei Möglichkeiten: Alles so belassen wie es war und den Männern vergeben (was die Freikirche auch verlangt), zu bleiben und zu kämpfen oder alles Notwendige zusammenzupacken und wegzuziehen. Irgendwohin, wo keine Männer sind, denn die sind ohnehin entbehrlich. Über das Für und Wider zur kommenden Entscheidung wird diskutiert, geredet und geweint, geschrien und gelacht. Dann wieder vorgeworfen und um Verzeihung gebeten. Am Ende wird der Schlussstrich in welcher Form auch immer gezogen werden. Hoffentlich aber im Sinne der Menschlichkeit, der Gleichheit und der Freiheit für das weibliche Geschlecht.

    Woher die Kraft beziehen, um die Konventionen zu brechen? Woher den Mut zur Selbstbestimmung? Sarah Polley (u. a. Take this Waltz) will Antworten und hat sich dem auf Tatsachen beruhenden Roman von Miriam Toews angenommen, der sich aber weniger nach Prosa sondern vielmehr nach Bühne anfühlt. Kann sein, dass im Roman die Vorgeschichten der dargestellten Frauen ebenfalls geschildert werden, doch man kann sich insofern glücklich schätzen, in Polleys Film fast keinen Gewaltdarstellungen ausgesetzt zu sein. Auf Vergewaltigung, Missbrauch von Minderjährigen und Schlägen ist man ohnehin nicht neugierig. Es ist mehr als genug, zu sehen, welche Narben und Wunden all die Frauen zu ihrer Aussprache mitbringen. Das reicht von der ungewollten Schwangerschaft bis zum womöglich aus Inzest entstandenen, missgestalteten Kind. Dazwischen Blessuren und blutende Unterleiber. Die wenigen Momente, in denen wir Zeuge von solchem Gräuel werden, reichen, um sowieso einen Hass auf alles Männliche (mit Ausnahme von Ben Wishaw) zu entwickeln, umso mehr auch deswegen, weil Männer ansonsten in diesem Film gesichtslos bleiben und auch keine Chance bekommen, sich zu äußern. Ist das aber nicht eine viel zu einseitige Darstellung? Könnte man meinen – doch kein einziges Wort würde solche Gewalt rechtfertigen. Missstände wie diese lassen sich in einer erzkonservativen Männerwelt leicht für möglich halten. Demnach hätte dem Film auch daran gelegen sein müssen, mit den erstarrenden Dogmen einer Freikirche aufzuräumen, von denen es viele gibt in den Vereinigten Staaten, und die reaktionärer nicht sein könnten. Doch Gott weist hier immer noch den Weg, die Frauen wollen ihm näher sein, hinterfragen aber viel zu wenig ihre eigene Position innerhalb ihres Glaubens. Was sie bewegt, ist die Frage des Befreiens, weg vom Mann. Die Abstimmung um die Ausgliederung aus einer Paargesellschaft gestaltet sich in entsättigten, dunklen Bildern und mutet an wie das Dialogdrama der Zwölf Geschworenen von Reginald Rose – nur im #MeToo-Kontext. Bis alle einer Meinung sind, vergehen Stunden des Diskurses, doch vieles dreht sich auch im Kreis. Wirklich in die Tiefe gehen die Gespräche nicht.

    Doch was zählt, ist das aufgebrochene, verkrustete Machtsystem. Polley hilft ihren gezeichneten Gestalten behutsam aus dem Sumpf des Leidens und sucht den Neuanfang; mal panisch, mal resignierend, mal zuversichtlich. Die Aussprache scheint vieles, was zur #MeToo-Thematik filmisch bereits dargestellt wurde, zusammenzuzählen und auf gleichen Nenner zu bringen. Die Konsequenz daraus mag vielleicht nicht unbedingt die richtige Lösung sein. Aber zumindest eine, die auf idealistische Weise etwas verändern kann.
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    CineMoenti
    CineMoenti

    14 Follower 194 Kritiken User folgen

    4,0
    Veröffentlicht am 16. Februar 2023
    Das gesellschaftspolitische Gewicht dieser Arbeit können wir nicht hoch genug wertschätzen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Belästigungsdebatte leistet der Film einen bemerkenswerten Beitrag: hier reden Frauen über Frauen. Sie diskutieren sehr ruhig über Rache, Vergebung, Emanzipation, Liebe, Schutzbedarfe und die Durchführbarkeit von grundlegenden Veränderungen bestehender Verhältnisse.

    Auch cinéastisch glänzt Die Aussprache auf hohem Niveau: die Besetzung spricht für sich, die Bilder sind Kinoästhetik pur, die zarte, Country-eske Musik trifft den optimalen Ton. Kino für die große Leinwand, das war Teil der Vision der Regisseurin Polley bei diesem Projekt.

    Meine Kritik: der kammerspielartige Charakter der Story hätte mit Leichtigkeit aufgebrochen werden können, hätte man die Frauen zunächst in ihrem Alltag gezeigt, also in Aktion. So sitzen sie von Anfang an im Halbdunkel zusammen und reden. Das wirkt zu Beginn recht steif und gestellt, gewinnt aber im Laufe des Films allmählich an Dynamik und Lebendigkeit. Gern möchte ich diese Arbeit ein zweites Mal anschauen, um sie besser wertschätzen zu können. 
     
    Ungewöhnlicher, mutiger, fast schon solitärer Beitrag zur #me-too Debatte, im guten Sinne elitäres Kino, das allerdings auch ein wenig Geduld erfordert. Sehr sehenswert.

    www.cinemoenti.blogspot.com
    Rob T.
    Rob T.

    2 Follower 156 Kritiken User folgen

    1,0
    Veröffentlicht am 13. November 2023
    Was, wenn sie wiederkommen?
    Bolivien. In einer religiösen Mennonitenkolonie gibt es diverse gewalttätige Übergriffen von Männern auf Frauen. Die Frauen wurden dabei unter Drogen gesetzt und vergewaltigt.
    Die Taten konnten nachgewiesen werden, die Männer sind in Haft.
    Jetzt diskutieren die Frauen darüber, was passiert, wenn diese Männer wieder freikommen.
    Es passiert etwas, was sonst nie passiert. Die Frauen sprechen miteinander über intime Dinge. Ihre Religion und das, was da passiert ist, scheinen nicht mehr zusammenzupassen. Hinzu kommt: Ona (Rooney Mara) ist schwanger.

    So interessant es sich liest, was in "Die Aussprache" passiert, so langatmig ist leider die Umsetzung. Sarah Polley hat es nicht geschafft, die spannende Handlung zu einem spannenden Film zu machen.
    Stattdessen gibt es gestelzte Dialoge, immer wieder hat man das Gefühl, dass einem alle immer wieder anschreien: "Das ist Kunst!!" Bedeutungsschwangere Dialoge und bedeutungsschwangere Gesichter.
    Nicht falsch verstehen: Der Film könnte wirklich bedeutungsschwanger sein, denn die Story ist recht wichtig. Aber ein Anliegen oder eine Botschaft machen noch keinen guten Film aus.
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