Einem Kind ein paar Kopfhörer verpassen, es mit einem leeren Blick Richtung Boden starren lassen, um die bekanntesten Eigenschaften von Autismus hervorzuheben, dann geht es rund: Eine Wutattacke nach der anderen und besonders wird hervorgehoben, wie unberechenbar der Junge ist und wie sehr seine Umwelt unter ihm leiden muss. Wäre ich nicht mit der Thematik vertraut, würde ich als unwissender Zuschauer vermutlich so etwas denken wie: "Gott sei Dank ist mein Kind *normal*" - und genau da liegt das Problem! Als hätten uns Autisten Filme wie "Rainman" nicht schon genug geschadet, tragen solche Produktionen zur Zementierung von ohnehin schon vorhandenen Vorurteilen bei.
Wieso und wodurch Felix Wutattacken aka "Meltdowns" hat, wird natürlich nicht erklärt, stattdessen wird vermittelt, Autisten sind tickende Zeitbomben, die man lieber meidet und sie, um den Eltern das Leid zu ersparen, am besten in eine Einrichtung gibt. Es wird ein vermeintlich sinnloser Kampf um Selbstbestimmung gezeigt, der das Leid der Mutter fokussiert (welches ich keineswegs in Zweifel ziehen will): Alleinerziehend, Problemkind, die Schule macht ihr das Leben schwer, alle sind gegen Eva und ihr Job ist auch noch mies. Dadurch entsteht permanent dieser Beigeschmack, wie gut es Eva doch ginge, wenn sie keinen autistischen Sohn hätte.
Zum krönenden Abschluss, Richtung Ende des Films, nässt sich das 13-jährige Kind auch noch ein. Uff! Liv Lisa Fries (Eva) und Jona Eisenblätter (Felix) sind beide talentierte und telegene Schauspieler, der Film ist gut belichtet, gut geschnitten, die Kameraführung sowie Nebenrollen sind gut, aber thematisch ist er aus meiner Sicht eine Katastrophe.