Optisch schicker Thriller mit gutem Cast, dem es jedoch an Feingefühl und Charme mangelt...
Jack the Ripper ist ohne Zweifel eine Ikone in der dunklen Geschichte von London und der so ziemlich berühmteste Mörder, den es je gab. Was die Faszination um diese Gestalt so ausmacht, ist sicherlich der Fakt, dass man nie herausfand, wer der Ripper war. Infolgedessen gab es unzählige Geschichten über den Killer, die sich natürlich irgendwann in Bücher und auch Filme entwickelten. Alan Moore, der Comicautor hinter großen Werken wie „Watchmen“, „V wie Vendetta“ oder auch „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“, brachte 1991 seine Interpretation der Ripper-Geschichte als Graphic Novel heraus: „From Hell“. Und dieses Werk wurde zehn Jahre später von den Hughes-Brüdern (Albert und Allen) mit Johnny Depp in der Hauptrolle verfilmt. Das Ganze wurde sehr ambitioniert umgesetzt mit einigen (vermeintlichen) Original-Texten und sogar echten Fotografien der Opfer. Daneben gab es aufwendige Sets, einen soliden Cast und viel Blut. Doch das Endergebnis… na ja, das lässt zu wünschen übrig. Der Film stieß auf viele gemischte Kritiken, hat aber nach mehr als 20 (!) Jahren auch seine Fangemeinde gefunden. Ich jedoch hatte so meine Schwierigkeiten mit dem Film, auch wenn er einige Stärken hat.
Ende des 19. Jahrhunderts macht ein blutrünstiger Killer, namens Jack the Ripper, Jagd auf Prostituierte. Der Inspektor Frederick Abberline soll sich dem Fall annehmen, muss aber auch mit eigenen Dämonen kämpfen…
„From Hell“ ist ein stilistischer Krimi-Thriller mit Horror und Blut. Klingt zunächst toll und ist gerade für Johnny Depp zu der Zeit die perfekte Rolle gewesen (zwei Jahre zuvor hatte er in „Sleepy Hollow“ eine ähnliche, wenn auch deutlich humoristischere Rolle). Und der Anfang ist in meinen Augen auch gut gelungen. Die Morde sind blutrünstig, der Aufbau dahin immer sehr gut gemacht, wenn auch etwas vorhersehbar. Und die stilistische Umsetzung des Stoffes passt gut zum Gesamtpaket. Doch irgendwann verläuft sich das Ganze mehr und mehr in bekannten Hollywood-Klischees und verliert für mich viel an Spannung. Für mich persönlich war das Geheimnis um Jack the Ripper schnell gelöst, da ich seine Synchronstimme erkannte. Wer also Stimmen schnell erkennt, sollte sich drauf einstellen ein ähnliches Erlebnis zu bekommen. Doch das ist auch nicht das Problem. Vielmehr ist es die teils unemotionale Art der Story. Die Figuren bleiben größtenteils blass und das obwohl wir ihre schweren Schicksale erleben. Das liegt aber daran, dass das meiste über einfallslose Expositionen erklärt wird. Die Figuren erzählen oftmals wer sie sind, anstatt das der Film uns das einfach zeigt. Darum waren mir die meisten Charaktere auch irgendwie egal. Und auch wenn ich kein Problem damit habe, wenn ein Film Fakten verdreht und abändert (in diesem Falle gibt es einen ganz klaren Mörder), so hat mir das Ende nicht gefallen. Purer Hollywood-Kitsch und zwar nicht nur die forcierte Romanze zwischen Depp und Graham.
Kommen wir damit zum Cast: Keine Frage, der ist zum größten Teil stark. Johnny Depp ist solide und es freut mich besonders Größen wie Robbie Coltrane und Ian Holm in dem Film zu sehen. Heather Graham jedoch ist mir zu glatt und perfekt gewesen und wirkte nie wie eine echte Prostituierte aus dem 19. Jahrhundert.
Die größten Qualitäten hat der Film in seiner visuellen Darbietung. Die Kamera von Peter Deming ist sehr stark und spielt vor allem mit knalligen Farben. Der visuelle Stil ist manchmal auch etwas zu viel des Guten, macht den Film aber optisch sehr unterhaltsam und ansprechend. Die Musik von Trevor Jones jedoch bleibt eher uninteressant und dudelt vor sich hin. Schade, wo er doch so große Werke wie „Der dunkle Kristall“ meisterhaft vertont hat...
Fazit: „From Hell“ hat seine Stärken, versinkt aber leider im Hollywood-Kitsch. Wer eine wirklich grandiose Umsetzung eines ähnlichen Stoffes sehen will, sollte sich David Finchers „Zodiac“ anschauen.