Regisseur Jerry Zucker meldet sich nach längerer Komödienpause mit einem lupenreinen Slapstick-Spaß in Starbesetzung zurück. Sein hemmungslos überdrehter Ulk „Rat Race“ orientiert sich am Vorbild „Auf dem Highway ist die Hölle los“ und hetzt einen Haufen Spieler zu Lande, zu Wasser und in der Luft von Nevada nach New Mexico. Die Rückkehr zu alten Tugenden im Hause Zucker ist nicht frei von Albern- und Plattheiten, sprüht aber nur so vor skurriler Ideen und Gags.
Der exzentrische Milliardär Donald Sinclair (John Cleese) hat eine große Leidenschaft: Wetten. Und die macht er zu Geld. In seinem Casino-Tempel im Spielerparadies Las Vegas lädt er millionenschwere Gleichgesinnte ein, um ihnen möglichst verrückte Wetten anzubieten. Sein neuestes Projekt führt eine Reihe von willkürlich ausgesuchten Casinobesuchern zusammen. Sie erhalten die Möglichkeit, an einem Rennen teilzunehmen. Zielort: das 580 Meilen entfernte Goldrausch-Kaff Silver City in New Mexico. Das erste der sechs Teilnehmer-Teams knackt den Jackpot: zwei Millionen Dollar, die in einem Bahnhofschließfach versteckt sind. Regeln gibt es keine, wer zuerst ankommt - egal wie - hat gewonnen.
Dass sich Jerry Zucker auch erfolgreich auf nicht-komödiantischem Parkett bewegen kann, hat er mit „Ghost“ und „Der 1. Ritter“ bewiesen. Doch das ist lange her, nun ist es an der Zeit, wieder alte Pfade zu betreten. Das Mitglied des legendären Spaßteams Jerry Zucker/Jim Abrahams/David Zucker („Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“, „Top Secret“, „Die nackte Kanone“, „Hot Shots“) legt „Rat Race“ in ebendieser Tradition an. Im Grunde ist der Film aber eine moderne Neuauflage des Genre-Klassikers „Auf dem Highway ist die Hölle los“ (1981), in der Hal Needham sein Ensemble Burt Reynolds, Dean Martin, Roger Moore, Farah Fawcett, Sammy Davis jr., Jacky Chan & Co. quer durch die USA hetzte.
Für „Rat Race“ verpflichtete Zucker eine ganze Reihe von Comedy-Stars, die sich die Zeit auf der Leinwand in etwa gleichberechtigt teilen: John Cleese leitet das Spiel als überdrehter Exzentriker, Rowan Atkinson hat mehr mit seiner Narkolepsie und seinem italienischen Akzent zu tun als das Rennen zu gewinnen, findet aber in Organ-Kurierfahrer Wayne Knight einen Partner, Whoopi Goldberg und Lanei Chapman lösen Mutter-Tochter-Probleme und hätten besser ein Eichhörnchen von Kathy Bates gekauft, während sich Breckin Meyer als stockkonservativer Anwalt an die etwas neurotische aber wunderbare Amy Smart heranmacht (wie übrigens schon in „Road Trip“). Der landesweit verhasste Football-Schiedsrichter Cuba Gooding jr. hat nicht nur mit den Folgen einer katastrophalen Fehlentscheidung zu leben, er muss vielmehr die Nerven behalten, um nicht von einer Buslandung voller hysterischer Lucille-Ball-Imitatorinnen zur Weißglut getrieben zu werden. Daddy Jon Lovitz wird von seiner penetranten, fettleibigen Familie (Kathy Najimy, Jillian Marie, Brody Smith) tyrannisiert, versöhnt sich aber wieder mit ihnen als sie von einer Horde Klaus-Barbie-Anhänger verfolgt werden. Das ungleiche Brüderpaar Seth Green und Vince Vieluf schreckt auch vor unsauberen Methoden nicht zurück, was dazu führt, dass sie den Flughafen von Las Vegas lahmlegen und jeder auf ein anderes Verkehrsmittel angewiesen ist. Und da ist jede Gruppe extrem einfallsreich. Ob Helikopter, Heißluftballon, Taxi, Leihwagen, Bus, Monstertruck, Raketenauto oder zur Not auch Adolf Hitlers Mercedes, nichts ist vor den Racern sicher.
In der ersten Filmhälfte gehen Zucker noch einige Gags daneben, arten teilweise in pure Albernheit aus, allerdings bessert sich das mit zunehmender Dauer. Der Slapstick wird immer skurriler, die Political Correctness - falls sie jemals vorhanden war - wird über Bord geworfen und ins Gegenteil umgedreht, der Wahnsinn hat freien Lauf. Das Tempo zieht noch einmal an, ein Gag jagt den nächsten. Durch die Ausrichtung auf ein Ensemble kann sich keiner der Top-Komiker in den Vordergrund spielen, jeder erfüllt mehr oder weniger seine Rolle, ohne den anderen die Schau zu stehlen.
Sicherlich ist die absurde Hatz nach dem großen Geld nicht jedermanns Geschmack, aber erfreulich wenige Lacher sind unterhalb der Gürtellinie angelegt, sodass „Rat Race“ nicht in den Regionen der zurzeit populären Fäkalkomödien abgleitet, sondern einfach nur ein hemmungslos chaotischer Spaß ist: sinnfreie, aber gute Unterhaltung eben...