Ausgerechnet Joel Schumacher, der Mann, der Batman mit einem stumpfsinnigen, gigantischen optischen Overkill für lange Zeit beerdigte, war es, der vor zwei Jahren mit „Nicht auflegen!“ für einen Überraschungserfolg sorgte. Die Grundidee war dabei sehr simpel. In einer Telefonzelle klingelt es, ein Mann nimmt den Hörer ab und ein Scharfschütze droht ihn umzubringen, wenn er wieder auflegt. Aus dieser einfachen Ausgangssituation machte Schumacher – auch dank eines stark aufspielenden Colin Farrell – einen grundsoliden, kammerspielartigen Thriller. David R. Ellis greift mit „Final Call – Wenn er auflegt, muss sie sterben“ (so die grenzdebile Eindeutschung des Originaltitels „Cellular“) dieses Grundkonstrukt erneut auf und entwickelt es konsequent weiter.
Ryan (Chris Evans) ist ein Durchschnittsamerikaner der Mittzwanziger. Er lebt für gewöhnlich ohne große Vorsätze in den Tag hinein. Sein Leben gehört einzig ihm. Seine Umwelt ist ihm in erster Linie einmal vollkommen egal, so lange es ihm nur gut geht. Dadurch ging auch seine Beziehung zu Chloe (Jessica Biel) in die Brüche. Doch hey – was soll’s? Schließlich haben auch andere Mütter hübsche Töchter und vielleicht bekommt er Chloe ja nochmals rum. Auf einem Botengang für sie kann er ihr immerhin beweisen, dass er doch nicht das beziehungsunfähige Arschloch ist, für das sie ihn hält. Doch wie es das Schicksal so möchte, klingelt nun ausgerechnet Ryans Handy. Am anderen Ende der Leitung ist Jessica Martin (Kim Basinger). Sie gibt vor, entführt worden zu sein und die Trümmern eines zerstörten Telefons notdürftig wieder zusammen gebaut zu haben. Ryan nimmt den Anruf anfangs nicht für bare Münze und vermutet einen fiesen Streich. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse…
Ein Blick auf die Besetzungsliste von „Final Call“ weist Larry Cohen als Autor aus. Und überraschender Weise findet sich in seiner Biographie ausgerechnet auch eingangs erwähnter „Nicht auflegen!“ wieder. Der größte und bisher einzige Erfolg des aus der Stuntbranche stammenden Regisseurs David R. Ellis ist „Final Destination 2“. Diese zwei Namen in einer Produktion lassen einen geradlinigen Film, ohne großen Anspruch erwarten. Und genau so ist es auch gekommen. Was Ellis und Cohen Jessica und vor allem Ryan durchleben lassen, ist alles andere als originell. Was lässt ein solch einfach konstruierter Plot auch großartig zu? Der Akku des Handys neigt sich dem Ende entgegen. Der Empfang verschlechtert sich. Jessicas Sohn - Achtung, Kalauer! - Ricky Martin (Adam Taylor Gordon) muss vor den Peiniger gerettet werden. Und mal eben nebenbei gilt es, das Rätsel um Jessicas Entführung zu lüften. Das Rad wird hier sicherlich nicht neu erfunden.
Dass das alles dennoch funktioniert, liegt vor allem an zwei Dingen. Zum einen ist „Final Call“ dermaßen straff inszeniert, dass dem Zuschauer eigentlich nicht sonderlich viel Zeit zum Nachdenken bleibt. Erst wenn er den Film hinter sich hat und alles nochmals Revue passieren lässt, wird ihm klar, dass eigentlich alles schon in ähnlicher Form einmal zu sehen war. Der zweite Pluspunkt ist die glaubwürdige Darstellerriege. Hauptdarsteller Chris Evans („Voll gepunktet“, demnächst in „Fantastic Four“) agiert solide, ohne große Schwächen, aber eben auch nicht wirklich überragend. Ähnliches gilt für Kim Basinger. Einen herausragenden Auftritt lässt ihre Rolle der Jessica allerdings überhaupt nicht zu. Dazu ist diese zu sehr auf den Part des wehrlosen Frauchens reduziert. Aber das Mitleid des Publikums gewinnt Basinger locker quasi mal eben im vorbeigehen mit einem Wimpernschlag. Ansonsten weiß noch Jason Statham („Snatch“, „The Transporter“, „The Italian Job“) als herrlich fieser, undurchsichtiger Bösewicht zu gefallen.
Als große Schwäche von „Final Call“ erweist sich der zweite Handlungsstrang um den Polizisten Mooney (William H. Macy). Dieser stößt auf einige Ungereimtheiten und beginnt eher zufällig mit Ermittlungen um das Verschwinden von Jessica. Zunächst wirkt dieser Subplot einfach viel zu konstruiert und im Vergleich zu Ryans packender Hatz teilweise fast schon störend. Außerdem leidet dieser Teil von „Final Call“ an einer gnadenlosen Fehlbesetzung. Dass William H. Macy an sich ein genialer Schauspieler ist, muss nicht erst großartig diskutiert werden. An dieser Stelle seien nur „Boogie Nights“, „Magnolia“ und „The Cooler“ als Beleg der großen Klasse von Macy genannt. Macy ist einfach die Idealbesetzung für den Part des sympathischen Versagers. Doch sein Mooney entwickelt sich mit der Zeit zu einem schießwütigen Pistolero. Und das geht so einfach nicht. Einen Vin Diesel lässt man ja auch nicht an eine Shakespeare-Verfilmung ran. Wo würden wir denn da auch hinkommen?
Trotzdem weiß „Final Call“ unterm Strich durchaus zu gefallen. Es ist eben einer dieser Filme, die niemanden wehtun und einem durchaus solide zu unterhalten wissen. Die Spielzeit ist mit rund 94 Minuten zwar recht knapp bemessen, doch dies tut dem Vergnügen keinen Abbruch. Wer sich im Thriller-Genre wohl fühlt und schon ein Faible für „Nicht auflegen!“ hatte, darf einen Blick riskieren. „Final Call“ ist wieder einmal ein Beweis dafür, dass es keiner kreativen Purzelbäume bedarf, um für kurzweilige Unterhaltung zu sorgen. Einfach und geradlinig tut es manchmal eben auch...