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    Es war einmal ein Schneemann
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Es war einmal ein Schneemann

    Ein existenzialistisches Weihnachtsmärchen auf Disney+

    Von Annemarie Havran

    Mit Olaf (Stimme im Original: Josh Gad / deutsche Stimme: Hape Kerkeling) hat Disney einen der witzigsten und beliebtesten Sidekicks seiner fast 100-jährigen Animationsgeschichte geschaffen. Kein Wunder also, dass der Schneemann, dessen größter Traum es tragischerweise ist, einmal einen Sommer zu erleben, nach der Webserie „At Home With Olaf“ nun auch in einem weiteren Abenteuer die Hauptrolle spielt: Der achtminütige Kurzfilm „Es war einmal ein Schneemann“ wurde speziell für den maushauseigenen Streamingdienst Disney+ produziert.

    Dabei wird in den wenigen Minuten eine erzählerische Lücke aus „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ geschlossen. Es geht nämlich um die ersten Erlebnisse von Olaf, kurz nachdem er von Elsa (Idina Menzel) mit einem Zauber erschaffen wurde – bevor er dann wenig später wie im Film gesehen auf Anna (Kristen Bell) und Kristoff (Jonathan Groff) stößt...

    Schneemann Olaf wird von der magiebegabten Elsa zum Leben erweckt...

    Diese Einbindung in die übergeordnete Story ist in „Es war einmal ein Schneemann“ tatsächlich ganz geschickt umgesetzt: Los geht es ohne Umschweife mit Elsas oscarprämierter Power-Ballade „Let It Go“ (bzw. „Lass jetzt los“), der Olaf völlig verzaubert lauscht. Da bekommt der Zuschauer direkt Lust, gleich noch mal den – ebenfalls auf Disney+ verfügbaren – „Die Eiskönigin“ zu schauen ...

    … doch dann purzelt Olaf auch schon aus der bekannten Szene heraus und direkt hinein in sein eigenes kleines (Zwischen-)Abenteuer. Und Olaf wäre schließlich nicht Olaf, wenn er sich nicht schon wenige Augenblicke nach seiner „Geburt“ direkt mit den ganz großen Fragen des Lebens beschäftigen würde: Nachdem der Schneemann in „Die Eiskönigin“ bereits – wenn auch unbewusst – einer gewissen Todessehnsucht Ausdruck verlieh, indem er seine Liebe zum Sommer besang, sinnierte er in „Die Eiskönigin 2“ auf ähnliche Weise über das Erwachsenwerden.

    Aber der ganz große Philosophie-Hammer wird erst jetzt in „Es war einmal ein Schneemann“ ausgepackt: „Wer bin ich?“ Aber keine Sorge, allzu verkopft wird Olafs Suche nach der eigenen Identität (und einer Nase) dann natürlich trotzdem nicht. Nach einem kleinen, actionreichen Abenteuer inklusive etlicher Gags, die mit den bekanntermaßen ständig abfallenden Gliedmaßen des Schneemanns zu tun haben, hat Olaf sein philosophisches Problem auch direkt wieder gelöst.

    Olaf, der geborene Sidekick

    Bahnbrechend Neues bietet „Es war einmal ein Schneemann“ mit der x-ten Variation des Olaf-als-tollpatschig-naiver-Existenzialist-Schemas allerdings nicht. Das ist dabei gar nicht mal unbedingt der minimalistischen Handlung anzukreiden – stattdessen wird auch schon im Kurzfilmformat deutlich, dass Olaf eben wirklich am besten als Sidekick funktioniert. Also immer dann, wenn er jemanden hat, an dessen Seite er die Stimmung auflockern kann.

    Einen ganzen Film tragen, und sei er auch nur acht Minuten lang, ist aber eben noch mal etwas anderes – weshalb sich „Es war einmal ein Schneemann“ auch eher wie eine herausgeschnittene Bonusszene von „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ anfühlt. Ein paar Lacher gibt es trotzdem – und am Ende steht der ultimative Beweis, dass Olafs gar nicht kaltes Schneemann-Herz wirklich riesengroß ist.

    Erneut ein echter Augenschmaus

    Auch visuell hat „Es war einmal ein Schneemann“ einiges zu bieten: Mit den erfahrenen Disney-Animatoren Dan Abraham und Trent Correy saßen hier echte Profis auf dem Regiestuhl – weshalb sich das Ganze wohl noch nahtloser nachträglich als Szene in den atemberaubend animierten „Die Eiskönigin“ einbauen ließe. Schade allerdings, dass Disney seinem neuen Kurzfilm nicht auch einen neuen (Ohrwurm-)Song spendiert hat, wie es bei den Kurzfilmen „Die Eiskönigin: Olaf taut auf“ und „Die Eiskönigin – Party-Fieber“ noch der Fall war.

    Fazit: Disney setzt auf Altbekanntes. Olaf verliert als naiver Philosoph mal wieder den Kopf (und allerlei andere Körperteile). Das ist sympathisch, amüsant und schön anzusehen – aber auch ein wenig einfallslos.

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