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    Der Spion von nebenan 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Der Spion von nebenan 2

    Schriller Humor mit Killerfinken und Putzergarnelen

    Von Lutz Granert

    Der Spion von nebenan“ (deutscher Kinostart: 12. März 2020), in der ein Geheimagent von einer aufgeweckten Neunjährigen erpresst wird, sie an den Ermittlungen teilhaben zu lassen, war eines der ersten Opfer des Corona-Lockdowns. Kein Wunder, dass die Agenten-Komödie mit „Guardians Of The Galaxy“-Star Dave Bautista als ebenso muskelbepackter wie plumper Geheimagent, der eine gerissene Minderjährige bespaßen muss, weltweit noch nicht einmal sein schmales Budget von 18 Millionen Dollar an den (weitestgehend bereits geschlossenen) Kinokassen wieder einspielen konnte. In den USA sicherte sich in dieser Situation Amazon die Vertriebsrechte – und bei Amazon Prime Video wurde die an „Kindergarten Cop“, „Daddy ohne Plan“ oder „Der Babynator“ erinnernde Komödie zum Hit – und landete am Ende gar auf Platz 3 der am meisten geschauten Streaming-Filme des Jahres.

    Bereits im August 2020 wurde von den Amazon-Verantwortlichen deshalb eine Fortsetzung angekündigt, für die dasselbe Team vor und hinter der Kamera gewonnen werden konnte. Diese Kontinuität erweist sich in „Der Spion von nebenan 2“ unter der Regie von Peter Segal („Die nackte Kanone 33 1/3“) als Fluch und Segen zugleich: Die Rolle von Kinderdarstellerin Chloe Coleman, die schon im ersten Teil immer wieder Szenen und Sympathien gestohlen hat, wird zwar konsequent weiterentwickelt, doch der Plot fällt dafür sogar noch austauschbarer und der Humor noch greller aus als im Vorgänger.

    Amazon Prime Video
    Ein eingespieltes Team: Top-Agent JJ (Dave Bautista) und seine schlagfertige Stieftochter Sophie (Chloe Coleman).

    Vor drei Jahren hat der Spion JJ (Dave Bautista) beim US-Geheimdienst CIA einen Schreibtisch-Job angenommen, um sich besser um die von seiner Fürsorglichkeit zunehmend genervte Stieftochter Sophie (Chloe Coleman) kümmern zu können – etwa, indem er sie zur Selbstverteidigung im Nahkampf trainiert. Ehrensache für JJ, dass er als elterlicher Aufpasser mit dabei ist, als der Schul-Chor zu einem Wettbewerb in den Vatikan eingeladen wird. Auf der Reise durch Italien bekommt es JJ aber nicht nur mit der strengen Co-Rektorin Nancy (Anna Faris), pubertierenden Teenies wie Sophies Schwarm Ryan (Billy Barratt) und ihrem bestem, verschüchterten Kumpel Collin (Taeho K) zu tun. Der Hüne gerät ungewollt auch in eine Geheimdienstmission, als der ehemalige Elitesoldat Bishop Crane (Flula Borg) in Besitz eines USB-Sticks gelangt, auf welchem sich die Verstecke russischer Nuklear-Kofferbomben befinden…

    Alfred Hitchcocks "Die Vögel" lässt grüßen

    „Der Spion von nebenan 2: Die ewige Stadt“ zieht seinen Witz vor allem aus dem Umstand, dass sein einstiger Macho-Protagonist als fürsorglicher Vater und überzeugter Schreibtischtäter inzwischen ganz schön verweichlicht ist. So versucht er gleich zu Beginn, seine Kollegen bei der CIA für seine selbstgebackenen Scones ohne Zucker zu begeistern. Später muss JJ immer wieder ordentlich einstecken – besonders, wenn er zunächst großmäulig bei einem Ringkampf auf einem Militärstützpunkt antritt und der Gegner dann doch härter zulangt als gedacht.

    War es im ersten Teil noch durchaus glaubwürdig, wenn der ehemalige Wrestling-Champion sich in seiner Rolle als gutmütig-tumber Geheimagent beim Eislaufen auf den Hosenboden setzt oder sich beim Besuch in der Schule bei der Frage nach seinem Beruf verplappert, wird seine Figur im Sequel endgültig der Albernheit preisgegeben. Dazu passt dann auch eine wahrhaft idiotische Actionszene rund um einen Einbruch in ein MI6-Gebäude, in dem abgerichtete Killer-Finken zum (mäßig animierten) CGI-Angriff auf JJ und seinen Vorgesetzten David Kim (Ken Jeong) ansetzen.

    Amazon Prime Video
    Sophie muss nicht nur mit Terroristen, sondern nebenbei auch noch mit der ersten Liebe klarkommen. Sophie muss nicht nur mit Terroristen, sondern nebenbei auch noch mit der ersten Liebe klarkommen.

    Für die besten Momente sorgen hingegen Sophie und die CIA-Analystin Bobbi (Kristen Schaal), die nach ihrem unterkühlten Verhältnis im ersten Teil den plumpen, bereits an einer Zwei-Faktor-Authentifizierung scheiternden Männern mit Grips, Charme und ein paar sarkastischen Pointen Paroli bieten. Shootingstar Chloe Coleman („Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben“) ist einmal mehr die Sympathieträgerin und entwickelt ihre altkluge Figur weiter zu einer ebenso agilen wie verunsicherten Teenagerin, die sich erst einmal über ihre aufkeimenden Gefühle klar werden muss – und dabei von Bobbi schon mal ungefragt Ratschläge für Zungenküsse („so viel Sabbern wie eine Putzergarnele!“) erhält, bevor sie gegen ihren Willen auch noch direkt einer unschönen Präsentation dieser Technik beiwohnen muss.

    Derartig tiefergelegte Situationskomik ist wohl vor allem Peter Segal zu verdanken, der den beiden Original-Drehbuchautoren Jon und Erich Hoeber („R.E.D. 2“), die in Sachen Humor zuvor noch etwas stilsicherer agierten, beim Sequel unter die Arme griff. Mehr noch als im Erstling gerät der Plot bei „Der Spion von nebenan 2: Die ewige Stadt“ fast vollständig in den Hintergrund: Nach der Herkunft der Bomben oder der Motivation der Terrorristen sollte man ebenso wenig fragen wie nach der Sinnhaftigkeit des kurzen (Fanservice)-Wiedersehens mit dem schwulen Agentenpärchen Todd (Noah Dalton Danby) und Carlos (Devere Rogers), die nach ihrem plötzlichen Auftritt in der Uniform der Schweizer Garde ebenso schnell auch schon wieder aus dem Film verschwunden sind.

    Fazit: Nicht nur Sophie, sondern auch die Gags sind in die Pubertät gekommen. Die Action-Komödie „Der Spion von nebenan 2“ bietet kurzweilige, aber bisweilen auch arg flache Unterhaltung.

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