Mit über 1,3 Milliarden Einwohnern ist Indien knapp auf Platz zwei hinter China. Während es andere asiatische Länder wie Japan und Südkorea schon längst auf den europäischen Filmmarkt geschafft haben und mittlerweile sich sogar zunehmender Beliebtheit erfreuen, wird die indische Filmindustrie noch immer eng an die Bollywoodproduktionen geknüpft, die hierzulande nicht immer den ansehnlichsten Ruf haben. Doch Gangubai Kathiawadi, der bei der diesjährigen Berlinale Premiere feierte, versucht neue Wege zu gehen.
Modern und frisch inszeniert präsentiert uns der Autorenfilmer Sanjay Leela Bhansali einen unfassbar starken indischen Film, welcher sich durch brachiale Themen, großartige Schauspielkunst, mitreißende Musik, angenehm dezenten Humor, erschreckende und schmerzhafte Brutalität, intrigante Spiele, akrobatische Tanzeinlagen sowie eine dramatische Heldinnenreise auszeichnet. Gleichzeitig sehen wir jedoch kein verblümtes und buntes Bollywoodtreiben, sondern vor allem eine Protagonistin mit schwerwiegenden Lastern, dezente und blassere Farben als wir es gewohnt sind und einen inszenatorischen Stil, wie er in den USA gängig ist. Insbesondere die Kulissen, die Indien in den 60er Jahren zeigen sollen, könnten teilweise von Tarantino entführt wurden sein. Auch wenn der Gesamtproblematik noch mehr Aufmerksamkeit hätte geschenkt werden können, so ist dieser Film als biographische Inszenierung doch äußerst spektakulär und positiv überraschend.
Die gesamte Kritik gibt es auf riecks-filmkritiken.de/gangubai-kathiawadi