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    Fuchs im Bau
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    CineMoenti
    CineMoenti

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    4,0
    Veröffentlicht am 9. Mai 2022
    Auch im Jugendknast gibt es Schulunterricht. Der neue Lehrer für die ziemlich wüste Klasse in einem Wiener Gefängnis, Herr Fuchs (siehe vielsagenden Titel), macht nicht den Eindruck, als wäre er der Situation auch nur ansatzweise gewachsen. Gleich zu beginn stürzen sich die Schüler mit Verbalattacken auf ihn, und er lässt's geschehen. Seine Kollegin, die er bei Gelegenheit ablösen soll, hat die jungen Leute deutlich besser im Griff. Ihr Unterrichtsstil ist eine Mischung aus militanter Strenge und sehr warmherzigem Necken. Immer spürbar ist, dass sie auf der Seite der Schülerinnen und Schüler ist, ihnen einen Weg nach draußen ebnen will.
    Innerhalb dieses Mikrokosmos' türmt sich viel Konfliktpotenzial: die Gegenwehr der Pädagogin Berger gegen den Neuen, die Hemmungen des Neuen durch seine eigene, dunkle Geschichte und im Speziellen die Problemlage einer besonders introvertierten Schülerin.

    Dieser Spielfilm wirkt kaum gespielt, eher wie ein Dokumentarfilm: roh, ungeschönt, authentisch. Das mag damit zusammenhängen, dass die Geschichte auf Basis der Erfahrungen des Sonderpädagogen Wolfgang Riebninger realisiert wurde, der 25 Jahre in einer Wiener Justizanstalt unterrichtete. Leider sind die vielen Baustellen, die hier aufgemacht werden, kaum vernünftig gebündelt und haben bei mir eher ein Gefühl der Konfusion / Überforderung bewirkt. Dankenswerterweise ist das Ende des Films ausgesprochen stark und hinterlässt einen enormen Nachhall.

    M.E. ist dies auf keinen Fall nur ein Nischenfilm für Betroffene oder ein Fachpublikum, sondern ein allgemein gültiger und spannender Diskurs zu Fragen wie: Ab wann zählt der Mensch etwas bzw. nichts mehr?, Wo ist die Trennlinie zwischen "drinnen" und "draußen" und Wie groß sind unser aller Scheuklappen und Vorurteile gegenüber inhaftierten Menschen?

    Ein Ausnahmefilm, der den Kinobesuch in jedem Fall lohnt.

    www.cinemoenti.blogspot.com
    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    2,5
    Veröffentlicht am 9. Juli 2021
    MIT FEHLERN LERNEN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Lockerflockig inszenierte Komödien aus Österreich sind selten. Weil das Genre der Komödie in seiner Umsetzung am schwierigsten ist. Eine gute Komödie ist eine Meisterleistung. Die Migrantigen von Arman T. Riahi ist zum Beispiel so ein Fall. Eva Spreitzhofers Womit haben wir das verdient ist ebenfalls nicht zu verachten, wenn auch etwas handzahm und gefällig geraten. Riahi hat allerdings nicht im Sinn, nur mit Filmen hintersinnigen Humors sein Œvre zu füllen. Das österreichische Kino ist eines, das gerne und viel über allerlei soziale Missstände in unserem Land nachdenkt. Und nicht nur in unserem Land – für ganz Europa fühlt es sich mittlerweile verantwortlich. Ein noble Eigenschaft. Allerdings auch ernüchternd. Angesichts der vielen subventionierten Themen rund um Menschenhandel, Prostitution, Kindesmisshandlung und Psychosen – um nur einige zu nennen – könnte man bereits alle Hoffnung fahren lassen und die menschliche Apokalypse liebevoll in die Arme schließen. Eine entführte Elfriede Ott ist da nur eine Fußnote eines zaghaft aufzeigenden Optimismus. Aber – nichtsdestotrotz: Riahi bleibt ernst, gräbt tiefer. Nimmt sich eines Problems an, das bislang – wenn man kurz mal die letzten Jahre des österr. Filmschaffens evaluiert – noch fehlt: Der Alltag in einem Jugendknast.

    Das kann natürlich ein Coming of Age-Lock Up werden. Oder Der Club der toten Dichter, nur vom anderen Ende aus betrachtet. Dazu noch gewaltbereiter, soziopathischer und widerspenstiger. Letzteres ist es auch geworden: Das Bildnis eines unorthodoxen Lehrer-Alltags in einer Strafvollzugsanstalt irgendwo in Wien (als Kulisse diente die Justizanstalt Josefstadt) mit ganz vielen, nicht enden wollenden Problemen. Doch nicht nur die Jungen mit vorzugsweise Migrationshintergrund tragen ihr Herz auf den Lippen und suhlen sich in gassenüblicher Jugendsprache, um ihre Unsicherheit zu überspielen. Auch die Lehrkräfte, zumindest „Frau Lehrer“ Berger (wie immer treffsicher besetzt: Maria Hofstätter), gibt sich auffallend lässig und hat ihre ganz eigenen, seltsamen Methoden, um die Mädchen und Burschen bei der Stange zu halten. Sie unterrichtet Kunst, oder besser gesagt: sie bringt ihre Schützlinge dazu, ihr Innerstes in Form von Maltherapie nach außen zu kehren. Mit dabei: Noch-Assistenzlehrer Hannes Fuchs (Migrantiger Aleksandar Petrović), der allerdings mit sauertöpfischer Mine nicht so recht in sein neues Arbeitsfeld finden will. Noch dazu gibt’s da eine Insassin, deren Verhalten ihm gar nicht gefällt. Um die er sich – zu Recht – Sorgen macht. Und der Sache nachgeht, zum Unwillen der Justizwachebeamten, die dem ganzen chaotischen Zirkus eigentlich nichts abgewinnen können.

    Da haben wir es wieder – das Superdrama. Problemkinder plus Problemlehrer in einer heillosen Problemwelt. Problemkinder würden ja prinzipiell schon genug des schwergewichtigen Inhalts mitbringen. Schauspielerin Luna Jordan spielt sich da als traumatisierte Tochter eines eigenhändig ins Koma geprügelten Vaters die Seele aus dem Leib. Was für eine verbissene Wucht. Ihr gegenüber der Rest des Ensembles, das ebenfalls sein Trauma mit sich herumträgt. Ausnahme: Sibel Kekilli, enttäuschend farblos und mit ihrer befremdend akzentlosen Aussprache wie ein Fremdkörper in all dem sozialen Schmuddel. Riahi will jedoch, dass alle hier den Ursprung für ihr verqueres Verhalten in tragischen Schicksalen verorten. Erklärt aber niemals genau, welche. Vieles bleibt indirekt und verlässt sich auf die Interpretations- und Kombinationsfähigkeit des Publikums. Das kann man natürlich gezielt einsetzen – doch nicht auf Dauer. Weder erfahren wir etwas über die biographischen Hintergründe der Jugendlichen, noch taucht Riahi tiefer in das Schicksal des Lehrers Fuchs ein, noch erklärt sich Maria Hofstätters entrücktes Verhalten. Es bleibt in diesem Drama so viel Wissenswertes verborgen. Ahnungs- und daher auch emotionslos bleibt man zurück, ist vielleicht etwas angeregt durch das gelungene Finale, in welchem ich auch Robin Williams gesehen hätte, doch mit einigem Abstand zum Gesehenen zeugen leichte Ermüdung und ein Brummschädel, dass Fuchs im Bau zwar natürlich gut gemeint und relevant genug ist, intellektuelles Prosakino mit handfestem Jugenddrama jedoch ungeschickt verknüpft hat.
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