GENERATION CROSSOVER
von Michael Grünwald / filmgenuss.com
Jeden Sommer das leidige Thema: Wohin mit den Kindern zur Ferienzeit, während man selbst als Elternteil keine solchen hat? Da gehen sich zwei, maximal drei Wochen gemeinsamer Urlaub aus, wenn überhaupt leistbar. Und sonst muss der Nachwuchs sich eben selbst beschäftigen, wird beschäftigt oder lernt, was es bedeutet, dem Müßiggang zu frönen. Langeweile bringt allerdings auch die eine oder andere Idee mit sich. Vielleicht gar Ideen, die so absurd sind, dass sie danach schreien, unbedingt ausprobiert zu werden. Eine davon ist, sich mit Leuten weitaus älteren Semesters als man selbst auf gut wienerisch „auf ein Packerl zu hauen“, um einen Kriminalfall zu lösen, der gerade eben ein Pensionistenheim für betreutes Wohnen in Atem hält. Aber was hat der junge Max dort zu suchen, gerade mal 9 Jahre alt? Ganz einfach: Max´ Mutter ist Pflegerin in eben jener Einrichtung, die sich in einer stattlichen deutschen Burg befindet. In Ermangelung anderweitiger Betreuung treibt sich Max eben in diesen für Jungs durchaus interessanten Gemäuern herum und wird, ehe er sich versieht, in die Ermittlungen der Wilden 7 einbezogen, die eine Diebstahlserie auf den Grund gehen will. Die Wilde 7 – das sind drei schräge Typen: eine Schauspielerin, ein Fußballer und ein Professor in Entomologie. Aus anfänglichem Vorbehalt des einen oder anderen Pensionisten wird mal ein Trend, der ansteckend sein könnte: die Generation Crossover. Wenn Alt und Jung also zusammentreffen, kann jeder vom anderen etwas lernen. Zum ersten Mal, oder einfach wieder erneut, weil man´s bereits vergessen hat.
Volksschulkinder sind womöglich bereits im Bilde: Max und die Wilde 7 ist eine äußerst beliebte Kinderkrimi-Buchreihe, die es bereits nach drei Episoden geschafft hat, verfilmt zu werden. Für diesen vergnüglichen Familienfilm hat einer der Autoren himself am Regiestuhl Platz genommen: Wilfried Oelsner. Was kann da noch schiefgehen? Eigentlich überhaupt nichts, vorausgesetzt, die Besetzung entspricht den Charakteren de Vorlage. Und ich denke, das tun sie. TV-Liebling und Ex-Apanatschi Uschi Glas ist nach ihren Eskapaden in der Fack Ju Göthe-Trilogie abermals im Kino zu sehen. Für Kinder der 80er Jahre entbehrt das nicht einer gewissen Guilty-Pleasure-Wiedersehensfreude, wenn die Schauspielerin sich selbst zwar recht holprig, dafür aber genüsslich aufs Korn nimmt und ihre eigenen frühen Filme präsentiert. Und ja: sie sieht immer noch gut aus, vor allem die Farbe Rot steht ihr. Die Kniestrümpfe sowieso. An ihrer Seite: stolzer Jogginganzugträger Thomas Thieme und Günther Maria Halmer als kauzige Parodie auf Museumskuratoren a. D., die trotz überheblichem Spleen für ihr Thema für juvenile Sidekicks relativ schnell empfänglich sind. Mit diesem launig aufspielenden Trio hat es Jungstar Jona Eisenblätter relativ leicht, auf aufgelegte Bonmots der Altstars richtig zu reagieren. Max und die Wilde 7 ist interessanterweise ein Jugendfilm, der Großeltern-Charaktere zu Idolen erhebt, und weniger andere Kids, die mit dem Idealbild von Altersgenossen junge Kinogeher faszinieren. Oma und Opa, auch wenn’s nicht die eigenen sind, laden ein zur sympathischen Alltags-Symbiose, die das Alter außen vorlässt.
Und sonst? Max und die Wilde 7 bietet kindgerechte Spannung mit lockerem Witz und ein bisschen Drama. Schon klar, dass Stereotype wie fiese Klassenkameraden wiedermal die Harmonie stören. Und klar, dass Wilfried Oelsner bei der Tätersuche allzu offensichtlich falsche Fährten setzt, die selbst den Kids als zu konstruiert erscheinen, um Verwirrung zu stiften. Aber was soll´s: als pädagogisch durchaus verwendbares Abenteuer, das ein bisschen die betulichen Enid Blyton-Achtziger atmet und sich schrillem Overkill völlig entzieht, wird der Sommer-Chill im (fast) leeren Kino zur angenehm menschelnden Auszeit.
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