Sie war ein Opfer. Sie war aber auch Täterin.
Sie ist zu bedauern. Aber dennoch ist es auch abscheulich, was sie getan hat.
Berlin, 1940. Deutschland ist im Krieg – der aber ist in Berlin noch nicht angekommen. Dafür aber der Judenhass – und die Angst vor Deportationen. Es geht das Gerücht um, dass Auschwitz das Ende darstelle.
Stella Goldschlag (Paula Beer) ist jung und blond, sie ist eine schöne Frau. Wie könnte sie die Situation runterziehen? Sie hat eine Band, will Jazzsängerin werden. Und sie ist mit Manfred (Damian Hardung) zusammen. Es sind beschwingte Zeiten, gerade fröhlich, wenn die Band spielt.
Schnitt.
1943. Die Zeiten haben sich gewandelt. Stella arbeitet nun in einer Fabrik, eben so wie ihr Freund und ihre Mutter (Katja Riemann). Sie müssen einen Judenstern tragen. Immer wieder werden Juden verschleppt, bald ist auch Manfred weg.
Stella umgeht das oft, immer noch gelingt es ihr, sich hin und wieder zu amüsieren. Sie lernt Rolf (Jannis Niewöhner) kennen. Er ist Ausweisfälscher, womit die beiden dann auch Geld verdienen.
Aber sie werden geschnappt, von der Gestapo, verraten von einer Freundin. Stella wird gefoltert. Verschont werden sie und ihre Familie, wenn sie sich auf einen Handel einlässt: Sie soll als Greiferin arbeiten. Sie, die Jüdin, soll andere Juden verpfeifen.
„Stella. Ein Leben“ bringt den Zuschauer ins Nachdenken. Denn es ist mindestens eine moralische Frage, um die es geht. Ist Stella, trotz ihrer Taten, ausschließlich Opfer? Es ist grausam, wenn sie andere Juden ins Verderben treibt. Aber ist sie damit nur ein Opfer der Umstände? Aber andererseits: Sie hätte sich nicht darauf einlassen müssen. Was aber relativ sicher zum Tod geführt hätte.
Ein Dilemma, moralisch und juristisch.
Paula Beer spielt diese Frau auf faszinierende Weise. Es ist eine Frau mit Kehrseiten. Die Lebenslustige, die sich nicht unterkriegen lassen will. Und im Grunde bleibt sie das sogar – sie will überleben, macht das aber auf höchst skrupellose Weise. So führt der Überlebenswille auch zu einer Härte, die sie nie wieder ablegen wird.
Der Film erzählt das auf relativ schnörkellose Weise, die ist aber eindrücklich genug, um für Spannung zu sorgen. Moment für Moment, Szene für Szene erleben wir, wir Stella immer tiefer in den Sog des Betruges und der Skrupellosigkeit reinrutscht.
In einer Art Nachwort geht es noch um das Gerichtsurteil – das übrigens genau das oben beschriebene Dilemma ausdrückt. Nur das Ende des Films – das 1984 spielt – sorgt für Fragezeichen, weil unklar ist, wie es dazu kam.
Der Film von Kilian Riedhof ist dennoch eindrücklich, fesselnd, und er sorgt dafür, nachzudenken. Und die wichtige Botschaft: Geschichte darf sich nicht wiederholen.