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    Away - Vom Finden des Glücks
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,0
    Veröffentlicht am 22. April 2021
    DIE ENDLICHKEIT IM NACKEN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Mach es zu deinem Projekt! Dieser Imperativ klingt ein bisschen wie die marketingtechnische Phrase einer Heimwerker-Marktkette, motiviert aber schlicht und ergreifend, das zu tun, woran das Herz dranhängt. Egal, wie lange es dauert. Im Grunde egal, wie viel es kostet. Und wenn ich es ganz alleine mache, muss ich auch niemandem Rechenschaft ablegen. Und es pfuscht mir auch niemand ins Handwerk. Fast schon paradiesisch – zumindest für einen Künstler, der das Tempo seines Workflows selber bestimmt. Beharrlichkeit ist da gefragt. Und am Ende des Tages kommt was Schönes dabei raus. Der lettische Filmemacher Gints Zilbalodis könnte über diese Art des Schaffensprozesses einiges erzählen. Sein Filmdebüt Away nämlich, das hat er ganz im Alleingang durchgeboxt. Selbst geschrieben, selbst entworfen, selbst gezeichnet und animiert. Alles in und aus einer Hand. Ein Autorenfilm, wie er klassischer nicht sein kann.

    Zilbalodis Film trägt zumindest in der deutschen Übersetzung den Zusatz: Vom Finden des Glücks – was vielleicht ein bisschen den Anschein erwecken könnte, es hier mit etwas ganz Ähnlichem zu tun zu haben wie den Abenteuern aus der Feder eines François Lelord. Dessen Hector-Romane sind ja schließlich Bestseller, alltagsphilosophisch wertvoll, und sogar mit Simon Pegg ist einer davon verfilmt worden. Auch dort weilt das Glück im Titel, und auch dort ist es natürlich eine Reise weg von Vertrautem, weg von sich selbst, um sich schließlich selbst neu zu finden oder zu er-finden. Away hat aber bei weitem nicht diese unbeschwerte, augenzwinkernde Leichtigkeit – im Gegenteil. Sein Film erinnert an Motive aus dem literarischen Schaffen des Poeten, Kleinen-Prinzen-Schöpfers und Weltkriegspiloten Antoine de Saint-Exupéry, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Protagonist des universellen Abenteuers ebenfalls ein Pilot zu sein scheint, welcher mit dem Fallschirm auf einer namenlosen Insel hat notlanden müssen. Wir sehen den ebenfalls namenlosen jungen Mann, hilflos hängend in den Ästen des einzigen Baumes weit und breit. Dann aber wirds märchenhaft düster: Ein schwarzer Golem mit gespenstisch leuchtenden Augen schreitet durch die Landschaft und nähert sich seinem Opfer, um es vom Baum zu pflücken. Der Pilot kann dem Monster allerdings entkommen und findet sich jenseits eines steinernen Torbogens in einer Oase wieder. Dort wartet ein Motorrad und eine Tasche mit brauchbaren Utensilien. Überdies freundet sich der Bruchpilot mit einem gelben Vogel an, der von nun an nicht mehr von seiner Seite weicht. Beide beginnen eine Reise ans andere Ende der Insel, im Rücken der schreitende Gigant, der ihnen folgt.

    Away – Vom Finden des Glücks ist ein zur Gänze wortloses, mitunter auch seltsam bedrückendes Sinnbild vom – wie soll ich sagen, ohne es zu pauschalisieren? – nun, vom Leben. Allgegenwärtig ist der Tod, das Vergängliche, ein riesengroßes, stummes, beängstigendes Wesen, das sich nicht abschütteln lässt, das immer sichtbar bleibt, auch aus großer Entfernung. Dessen Omnipräsenz man vielleicht nur für kurze Zeit ganz verdrängen kann. Die Kunst der Abkehr von Gedanken über das Vergängliche scheint der Protagonist immer besser zu beherrschen, währenddessen erhalten so wichtige ethische Gebote wie Freundschaft und Nächstenliebe ihre visuelle Interpretation. Zilbalodis bleibt aber konsequent meditativ, untermalt seinen Film mit situationsbedingten Geräuschen aller Art, kann aber seiner Geschichte nichts abringen, was auch nur entfernt mit Glück zu tun hat. Statt eines positiven, sinnerweckenden Weltbildes gönnt sich diese Reise nur einzelne, in sich ruhende Momente, während alles andere nichts anderes ist als die Flucht vor dem Unausweichlichen. Angesichts dieser beabsichtigten Roadmovie-Poesie scheint das ziemlich ernüchternd.
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    Filmdoktor
    Filmdoktor

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    4,0
    Veröffentlicht am 2. November 2020
    Meditativ, Metaphorisch, Mehrdeutig -

    Ein Junge landet mit dem Fallschirm auf einer Insel und wird dort von einem riesigen Schattenmonster bedroht. Gleichzeitig erfährt er Hilfe, u.a. wird ihm ein Motorrad und eine Karte bereit gestellt. So erfährt er, dass auf der anderen Seite der Insel Menschen leben. Es beginnt eine Reise quer über das Eiland, einziger Begleiter ist ein junger Vogel, der noch nicht fliegen kann. Das Schattenmonster ist ständiger Begleiter, aber es warten noch andere Begegnungen und Gefahren ...

    Die Geschichte ist (fast schon erschreckend) einfach und reduziert sich auf die Reise, an deren Ende ein neuer Anfang winkt. Durch den völligen Verzicht auf Sprache, wirken Gesten, Mimik, Handlungen, Landschaften und Ereignisse umso stärker und lassen dem Zuschauer größtmöglichen Deutungsspielraum. Die Form der Zeichnung ist ebenfalls sehr einfach gehalten, aber dennoch wirkungsvoll. Letztlich stellt der Film Fragen, die man psychologisch deuten kann: Ist das Monster am Ende nur ein Antrieb und keine wirkliche Bedrohung? Was hat es mit den schlafenden Katzen und der sprudelnden Quelle auf sich, die betäubt und träumen lässt? Die Reise auf dem Motorrad und die vielfältige Landschaft sind bewusst mehrdeutig gehalten. Ein spannender und sehr offener Beitrag, ohne jemals langweilig zu werden.

    Der lettische Regisseur Gints Zilbalodis zeichnet auch für Kamera, Schnitt und Musik verantwortlich. Ein kleines sehr sehenswertes Gesamtkunstwerk, auf das man sich einlassen muss und welches dann länger nachwirkt.
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